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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 7/8
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Gmelin, Leopold: Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0061

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Gruppe des einfarbigen, aber plastisch reichen Mobiliars
gehören auch zwei Zimmer der rheinpfälzischen Abtheilung,
ein sehr reicher Salon von Nie. Eckel, entw. von Direktor
Spatz (Kaiserslautern) mit Anlehnung an vlämifche Motive
und ein Herren- und Schlafzimmer von einer Vereinigung
mehrerer Möbelschreiner zu Kaiserslautern hergestellt; besser,
wenn auch etwas überladen und besonders im Mitteltheil
nicht glücklich, ist ein Wandfeld von Jak. Leyfer (Zwei-
brücken) mit daran gebauten Schränken und Divan. Ist
die Schnitzerei an dem letztgenannten Stück durchschnittlich

ganz gut, so scheint im Uebrigen in der Pfalz ein Mangel
an tüchtigen bildhauerischen Kräften zu herrschen, was schon
das Eckel'sche Zimmer vermuthen läßt; ein im Aufbau und
in der Tischlerarbeit sehr hübsches Schränkchen von W. Leon-
hardt (Neustadt a./d. Haardt) leidet entschieden darunter.
Uebrigens zeigen sich in denselben doch schon die Keime
zu farbiger Wirkung, indem einzelne schmale Flächen polirt
sind, ein Verfahren, das wir an einem ganz ähnlichen, sehr
edlen Salonschrank von £. I. Peter (Mannheim), entworfen
von £. Caspar, nur noch feiner, wiederfinden; die Aus-

Lrker-Lcke i» dem Wohnzimmer der Landshuter Lollektiv-Ausstellung.

Entworfen von Architekt R. Neueder (München), ausgeführt von den Schreinermeistern Hirfchauer & Schmidbauer (Erker), Jos. Köhler, Linseis & Freund, E. Lipxert,

Marzell Meyer, Bildhauer I. Linner, Schlosser A. Gehrer, Hafner Fr. Reither u. A. —

führung dieses Stückes, an dem nur das Hauptgesims etwas
zu weit ausladet, ist vorzüglich, ganz besonders auch im
Ornamentalen, was in gleichem Maaß auch den von den-
selben Autoren herrührenden „Stollenschrank" (vlämisch)
trifft. Einen geschnitzten, einfarbigen Zierschrank brachte
Dan. Krauth sen. (Eberbach a./N.), ein Stück, das sich
durch einen außerordentlichen Reichthum an feinen Details
auszeichnet, in seinem Aufbau aber eher ein feststehendes
Granitmonument als ein bewegliches Möbel darstellt; die
technisch vorzügliche Ausführung entschädigt dafür einiger-
maßen. Das reichste einfarbige Möbel, an dessen gutem

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architektonischem Aufbau eine außerordentliche Fülle des
feinsten geschnitzten Ornamentes verschwendet wurde, ist
jenes Buffet von I. Steinmetz Sc Sohn, das unfern
Lesern vom Jahrgang (886 (Tafel (7/(8) her bekannt ist;
eine weitere Steigerung der Wirkung innerhalb der Grenzen
der Schönheit ist ohne Anwendung von Farbe nicht wohl
mehr möglich. So lange solche Möbel Helle Beleuchtung
haben, werden ihre Formen durch den Wechsel von Licht
und Schatten stets klar aussehcn; wo sich aber zur Ein-
tönigkeit ein Mangel an Licht gesellt, da greift eine gewisse
| Nüchternheit der Erscheinung Platz. In diesem Fall be-

Zeitschrift des bayer. Kunstgewerbe-Vereins München.

1888. Heft 7 6c 8 (Bg. 2).
 
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