entworfen von (£. Habe rle, nicht ausgenommen, obgleich
dessen Erker so recht ein Brutnest für Jägerlatein ist!
Von Nicht-Münchenern sind nur noch zwei vollständige
Rococo-Zimmer ausgestellt: von Th. Berger (Ulm), und
von Ehrhard-Friese (Straßburg); während das erstere
in reicher Vergoldung und zarter Bemalung prangt, zeigt
das letztere — welchem der Tharakter des modern-französi-
schen Rococo ausgeprägt ist, das nackte Nußholz, wobei den
Schnitzereien ein Minimum von Ausladung zu Theil wurde.
Wenn man will, so kann man auch noch Z. A. Eysser's
(Nürnberg) (Damensalon) dahin rechnen, obgleich er mehr
von moderner Phantasie beherrscht ist. — Die Zahl der
einzelnen Rococo-Möbel ist eine sehr geringe: eine geschnitzte
Aufsatz-Aommode von A. Haas (Würzburg), wohl das
ächteste Stück, ein zierliches Schränkchen, ein Sessel ic. von
S. Zaray (Wien); ein Pult von p. Schirmer (Berlin)
und die vom Berliner Aunstgewerbe-Museum ge-
brachten, bronzemontirten Tische rc. — das ist so zienllich
alles Bemerkenswerthe. Hiezu kommen noch einige, be-
sonderen Zwecken dienende Möbel: ein allerliebster Aasten
für eine Nähmaschine von G. M. Pfafs (Aaiserslautern),
Talonmöbel von Fickler (Dresden).
(Muster geschützr.)
ein Billard von F. Schleiffer (Straßburg)*) und das
„Aronspiel" von V. Schaeffer (Paris-Urbais, Elsaß), das
übrigens mehr durch Neuheit als durch Feinheit auffällt.
Der Zopfstiel (Louis XVI.) ist nur durch ein Beispiel
in größerem Umfang vertreten, durch das Zimmer von
Leonh. Schiele (Augsburg); aber trotz des hübschen
Mobiliars (nach Entwurf von Architekt Fr. Brochier),
welches entschieden das Beste am Zimmer ist, vermag das
ganze Ensemble nicht zu erwärmen. Dagegen gehören
F. Schönthaler's (Wien) an den Zopfstil sich anlehnende
Möbel aus lackirtem Fichten- und Lärchenholz zum Appetit-
lichsten, was die Ausstellung an Mobiliar bietet; auch seine
Anklänge an japanische Muster sind von lobenswerthem
Geschmacks. Zm Uebrigen spielt Zapan keine sehr be-
deutende Rolle in: Mobiliar; M. Aimbel (Breslau), Thr.
Niederhöfer (Edenkoben) und besonders H. Fickler (Dres-
den) vertreten diese Richtung. Letzterer ist überhaupt auf
der Ausstellung der entschiedenste Anhänger spezifisch mo-
derner Möbel, die sich an japanische und englische Motive
*) Das andere von Schleiffer gebrachte Billard ist eine gleich-
falls sehr tüchtige, der Spät-Renaissance angehörige Arbeit. Bei diesem
Anlaß sei auch das hübsch eingelegte Billard von I. D o e r n er, Lud-
wigshafen, lobend erwähnt.
anlehnen und sich meist durch große Leichtigkeit auszeichnen
(s. nebenstehende Abbildung); das von ihm ausgestellte Zagd-
zimmer (entworfen von Prof. Naumann (Dresden) ist ein
interessanter Versuch, aus den primitivsten Stab- und Brett-
construktionen brauchbare Möbel zu machen, ein Versuch,
dem aber die allzubunte Bemalung nicht zum Segen gereicht.
Eine besondere Stellung nimint das kirchliche Mobiliar
ein; dabei muß die Bemerkung vorausgeschickt werden, daß
dasselbe zumeist an dem Grundübel leidet, daß die Stein-
Architektur und -Ornamentik zu sehr die direkt nachgeahmten
Vorbilder geliefert haben. Dies trifft namentlich bei den
romanischen Arbeiten zu, beispielsweise bei den sonst sehr
gut ausgeführten Stücken von Gebr. Böhm (Mülhausen
i. Tlsaß) — Beichtstuhl, Altar, Aanzel mit Treppe und
Schalldeckel; am meisten halten sich davon frei die Arbeiten
von Z. Marggraff (München). Recht bedauerlich sind dagegen
die nieisten der übrigen romanischen Holzaltäre, ganz besonders
in Bezug auf ihre polychrome Plastik. Es nrag ja Manches
„in der Airchen ehrwürdiger Nacht" besser aussehen als beim
vollen Tageslicht; aber etwas weniger grelle Farbenkontraste
könnten Nichts schaden. Durchschnittlich besser sind die goth-
ischen Altäre; aber nur einer derselben —- jener von F. Rad-
spieler & Tie. (entworfen von si Direktor Fr. v. Seitz)(*) —
hält sich an die frühgothischen Vorbilder, welche die dekorative
Umrahmung des Altarbildes in reichgeschnitztem und durch-
brochenem Grnainente ausführten, und dieser eine übertrifft
trotz seiner reichen Vergoldung alle andern an edler Schön-
heit, da seine dekorativen Theile sich in großen Formen
bewegen, während z. B. bei dem Altar von Z. Elsner
(München) und selbst bei jenem, in der Gesammtwirkung
nicht schlechten, von A. Riesenhuber (München) das
Fialen- und Arabbenwerk zu erdrückend auftritt. Eine
besonders gute gothische Schnitzarbeit ist eine Nachahmung
des Stuhlwerks in Berchtesgaden von Stef. Zechmeister
(daselbst). Mehr im Tharakter der Spätgothik mit ge-
wundenen Fialen sind dann die Altäre von L. Vogt
(Memmingen) und Sin: ml er & Venator (Gffenburg);
als einziges Beispiel eines nachmittelalterlichen Altars
steht der für die Wallfahrtskirche von Wemding bestimmte
Rococo-Altar da, welcher von A. Siegel entworfen, in
seinem marmornen Unterbau von Zwisler & Bau-
meister und in seinem geschnitzten, reichvergoldeten Aufbau
von Z. Schaidhaus (sämmtlich in München) vortrefflich
ausgeführt wurde. Die Hausaltärchen sind fast durch-
• gehends gut, manche sogar sehr hübsch, z. B. jene von
Z. Wärtmann, H. Schwade, Z. Aroher, Z. Frey
(München) und Ferd. Hartmann (Michelstadt).
Einen bedeutenden Fortschritt in Bezug auf künstlerische
Ausführung weisen die Musikinstrumente auf; selbst die
großen, künstlerisch sehr schwer zu bewältigenden Mrchestrien,
wie sie M. WelteASohn (Freiburg i. B.) fertigen, haben
angefangen, sich in eine geschmackvolle Hülle zu kleiden.
Weit mehr noch sind es die für normale Wohnungen be-
stimmten Alaviere, welche sich nunmehr dem sonstigen
Mobiliar ebenbürtig einreihen. Die Renaissance überwiegt
auch hier noch: Z. Hansen (Flensburg), E. Weber
(Würzburg), E. Miller-Schiedmayer (ebenda), Gg.
Förtner (München, f. Abbildung auf S. 7f), Nebel
8c Lechleitner (Heilbronn) u. A. haben durchweg mehr
oder weniger bedeutende Renaiffance-Pianino's geschickt;
dessen Erker so recht ein Brutnest für Jägerlatein ist!
Von Nicht-Münchenern sind nur noch zwei vollständige
Rococo-Zimmer ausgestellt: von Th. Berger (Ulm), und
von Ehrhard-Friese (Straßburg); während das erstere
in reicher Vergoldung und zarter Bemalung prangt, zeigt
das letztere — welchem der Tharakter des modern-französi-
schen Rococo ausgeprägt ist, das nackte Nußholz, wobei den
Schnitzereien ein Minimum von Ausladung zu Theil wurde.
Wenn man will, so kann man auch noch Z. A. Eysser's
(Nürnberg) (Damensalon) dahin rechnen, obgleich er mehr
von moderner Phantasie beherrscht ist. — Die Zahl der
einzelnen Rococo-Möbel ist eine sehr geringe: eine geschnitzte
Aufsatz-Aommode von A. Haas (Würzburg), wohl das
ächteste Stück, ein zierliches Schränkchen, ein Sessel ic. von
S. Zaray (Wien); ein Pult von p. Schirmer (Berlin)
und die vom Berliner Aunstgewerbe-Museum ge-
brachten, bronzemontirten Tische rc. — das ist so zienllich
alles Bemerkenswerthe. Hiezu kommen noch einige, be-
sonderen Zwecken dienende Möbel: ein allerliebster Aasten
für eine Nähmaschine von G. M. Pfafs (Aaiserslautern),
Talonmöbel von Fickler (Dresden).
(Muster geschützr.)
ein Billard von F. Schleiffer (Straßburg)*) und das
„Aronspiel" von V. Schaeffer (Paris-Urbais, Elsaß), das
übrigens mehr durch Neuheit als durch Feinheit auffällt.
Der Zopfstiel (Louis XVI.) ist nur durch ein Beispiel
in größerem Umfang vertreten, durch das Zimmer von
Leonh. Schiele (Augsburg); aber trotz des hübschen
Mobiliars (nach Entwurf von Architekt Fr. Brochier),
welches entschieden das Beste am Zimmer ist, vermag das
ganze Ensemble nicht zu erwärmen. Dagegen gehören
F. Schönthaler's (Wien) an den Zopfstil sich anlehnende
Möbel aus lackirtem Fichten- und Lärchenholz zum Appetit-
lichsten, was die Ausstellung an Mobiliar bietet; auch seine
Anklänge an japanische Muster sind von lobenswerthem
Geschmacks. Zm Uebrigen spielt Zapan keine sehr be-
deutende Rolle in: Mobiliar; M. Aimbel (Breslau), Thr.
Niederhöfer (Edenkoben) und besonders H. Fickler (Dres-
den) vertreten diese Richtung. Letzterer ist überhaupt auf
der Ausstellung der entschiedenste Anhänger spezifisch mo-
derner Möbel, die sich an japanische und englische Motive
*) Das andere von Schleiffer gebrachte Billard ist eine gleich-
falls sehr tüchtige, der Spät-Renaissance angehörige Arbeit. Bei diesem
Anlaß sei auch das hübsch eingelegte Billard von I. D o e r n er, Lud-
wigshafen, lobend erwähnt.
anlehnen und sich meist durch große Leichtigkeit auszeichnen
(s. nebenstehende Abbildung); das von ihm ausgestellte Zagd-
zimmer (entworfen von Prof. Naumann (Dresden) ist ein
interessanter Versuch, aus den primitivsten Stab- und Brett-
construktionen brauchbare Möbel zu machen, ein Versuch,
dem aber die allzubunte Bemalung nicht zum Segen gereicht.
Eine besondere Stellung nimint das kirchliche Mobiliar
ein; dabei muß die Bemerkung vorausgeschickt werden, daß
dasselbe zumeist an dem Grundübel leidet, daß die Stein-
Architektur und -Ornamentik zu sehr die direkt nachgeahmten
Vorbilder geliefert haben. Dies trifft namentlich bei den
romanischen Arbeiten zu, beispielsweise bei den sonst sehr
gut ausgeführten Stücken von Gebr. Böhm (Mülhausen
i. Tlsaß) — Beichtstuhl, Altar, Aanzel mit Treppe und
Schalldeckel; am meisten halten sich davon frei die Arbeiten
von Z. Marggraff (München). Recht bedauerlich sind dagegen
die nieisten der übrigen romanischen Holzaltäre, ganz besonders
in Bezug auf ihre polychrome Plastik. Es nrag ja Manches
„in der Airchen ehrwürdiger Nacht" besser aussehen als beim
vollen Tageslicht; aber etwas weniger grelle Farbenkontraste
könnten Nichts schaden. Durchschnittlich besser sind die goth-
ischen Altäre; aber nur einer derselben —- jener von F. Rad-
spieler & Tie. (entworfen von si Direktor Fr. v. Seitz)(*) —
hält sich an die frühgothischen Vorbilder, welche die dekorative
Umrahmung des Altarbildes in reichgeschnitztem und durch-
brochenem Grnainente ausführten, und dieser eine übertrifft
trotz seiner reichen Vergoldung alle andern an edler Schön-
heit, da seine dekorativen Theile sich in großen Formen
bewegen, während z. B. bei dem Altar von Z. Elsner
(München) und selbst bei jenem, in der Gesammtwirkung
nicht schlechten, von A. Riesenhuber (München) das
Fialen- und Arabbenwerk zu erdrückend auftritt. Eine
besonders gute gothische Schnitzarbeit ist eine Nachahmung
des Stuhlwerks in Berchtesgaden von Stef. Zechmeister
(daselbst). Mehr im Tharakter der Spätgothik mit ge-
wundenen Fialen sind dann die Altäre von L. Vogt
(Memmingen) und Sin: ml er & Venator (Gffenburg);
als einziges Beispiel eines nachmittelalterlichen Altars
steht der für die Wallfahrtskirche von Wemding bestimmte
Rococo-Altar da, welcher von A. Siegel entworfen, in
seinem marmornen Unterbau von Zwisler & Bau-
meister und in seinem geschnitzten, reichvergoldeten Aufbau
von Z. Schaidhaus (sämmtlich in München) vortrefflich
ausgeführt wurde. Die Hausaltärchen sind fast durch-
• gehends gut, manche sogar sehr hübsch, z. B. jene von
Z. Wärtmann, H. Schwade, Z. Aroher, Z. Frey
(München) und Ferd. Hartmann (Michelstadt).
Einen bedeutenden Fortschritt in Bezug auf künstlerische
Ausführung weisen die Musikinstrumente auf; selbst die
großen, künstlerisch sehr schwer zu bewältigenden Mrchestrien,
wie sie M. WelteASohn (Freiburg i. B.) fertigen, haben
angefangen, sich in eine geschmackvolle Hülle zu kleiden.
Weit mehr noch sind es die für normale Wohnungen be-
stimmten Alaviere, welche sich nunmehr dem sonstigen
Mobiliar ebenbürtig einreihen. Die Renaissance überwiegt
auch hier noch: Z. Hansen (Flensburg), E. Weber
(Würzburg), E. Miller-Schiedmayer (ebenda), Gg.
Förtner (München, f. Abbildung auf S. 7f), Nebel
8c Lechleitner (Heilbronn) u. A. haben durchweg mehr
oder weniger bedeutende Renaiffance-Pianino's geschickt;