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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 4
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Bemerkungen über den polychromen Frühstil des Jan van Goyen
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Aus der Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0100

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76

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4.

in der Färbung wie in der Pinselfüh-
rung. Als hervorstechende Farben seien
genannt das Braunrot am Rock des
stehenden Mannes rechts im Vorder-
gründe, das Blaugrau seiner Hosen,
die grauen und blaugrauen Töne an
der sitzenden Figur daneben und an
dem Jungen dabei braune Hosen und
blauer Rock. *) Im Himmel blau und
weißliche Wolkentöne.

Signatur und Datierung des Bildes
der Galerie Noväk finden sich gegen
rechts unten. Sie sind auch ein wenig
auf der Abbildung zu sehen. Sie lauten:
„I* V- GOIEN 1627.“

(Altes Eichenbrett. Br. 54, H. 32.)

Nach der zeitlichen Reihenfolge ist
nun das Bild in der gräflich Schön-
born-Buchheimschen Galerie zu Wien
anzuführen. Ich habe es ausführlich
in meinen Galeriestudien beschrieben
und brauche diesmal nur zu sagen,
daß es I V GOIEN 1628 signiert und
datiert ist. Vorjahren notierte ich, daß
sich in der Luft Fehlstellen finden,
die unterscheiden lassen, daß eine
eigentliche weiße Grundierung nicht
vorhanden ist, sondern nur ein dünnes
hellrötlichgelbes Primeursel, das man
noch in den Ritzen des Eichenholzes
unterscheiden kann.

Dieses Werk des Van Goyen ver-
kündet schon ein wenig den kühleren
grauen Ton, der die Werke von 1629
bis mindestens 1631 kennzeichnet.
Mehrere Bilder dieser Periode werden
in Woltmann-Woermanns Geschichte
der Malerei (III, S. 777) namhaft ge-
macht. So die Bilder mit dem Mono-
gramm V G (verbunden) und der
Jahreszahl 1629 in der Berliner und der
Münchener Galerie. Ein derlei kühl-
grauer Van Goyen mit der Datierung
1630 befand sich vor mehreren Jahren
in der Sammlung Huybrechts zu Ant-

*) Farbenangaben nach der gütigen Mit-
teilung des Besitzers.

werpen. Ein graugelber Van Goyen
von 1631 hängt in Gotha. Ein anderer
datierter von 1631 kam bei der Auktion
Schönlank zutage.

Mit diesen Werken des Van Goyen
wären wir aber schon über den poly-
chromen Stil hinausgegangen. Bei Ge-
legenheit sollen andere Gruppen Van
Goyenscher Werke besprochen werden.
Es gibt deren noch sehr interessante aus
der späteren Zeit des Meisters, als er
auf die unerschöpfliche Quelle maleri-
scher Wirkung, das Wasser, mehr und
mehr achtete und in seiner Pinselfüh-
rung immer breiter und freier wurde.
Neben den Werken der eigentlichen
Spätzeit sehen die Bilder Van Goyens
aus der farbigen ersten Periode nahezu
befangen und schüchtern aus, so fest
auch der Strich schon beim jugend-
lichen Meister auf der Tafel sitzt. Man
mag nun die Frühzeit Van Goyens
taxieren, wie man will. Jedenfalls haben
des Meisters frühe Bilder großes Inter-
esse für die Entwicklungsgeschichte
der holländischen Landschaftsmalerei.

AUS DER LITERATUR.

Basil de Selincourt: „Giotto“ (Lon-
don: Duckworth and Cie., 1905, 8°).

Herbert A. Giles: „An introduction to
the history of Chinese pictorial art.“ Shan-
ghai, Kelly & Walsh, 1905, 8°, illustriert.

Georges Lanoe: Histoire de l’ecole
fran<;aise de paysage depuis Chintreul jusqu’ä
1905. Nantes, Societe Nantaise d’editions. 8°.

E. T. Cook: Hidden treasures of the Na-
tional Gallery, a selection of studies and Dra-
wings by J. M. W. Turner. London Pall-
Mall-Preß, 1905, 40.

Ernest Stroehlin: „Jean Petitot et
Jacques Bordier, deux artistes huguenots
du XVIIme siede“ (Genf, Kündig 1905, 8").

„Katalog der Ausstellung von Minia-
turen im Kaiser Franz Josef-Museum für
Kunst und Gewerbe in Troppau.“ 1905. 8° (mit
Illustrationen und Verzeichnis der Künstler).

PaulKristeller: „Kupferstich und Holz-
schnitt in vier Jahrhunderten“ (mit 259 Ab-
bildungen). Berlin, Bruno Cassierer, 1905, gr.-8.
 
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