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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 4
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Darstellungen von Malgerät
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0109

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Nr. 4.

85

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

helles Eisenrot, dunkles Eisenrot. Daneben
etwas Blau und ein Häufchen Zinnober. —
Die große Mannigfaltigkeit in der Gestalt der
Paletten wurde schon angedeutet. Auf dem
lebensgroßen Selbstbildnisse des Malers Pesne
in der Mainzer Galerie (Nr. 328) liegt vorn
auf dem Tische die vierseitige Palette. Ein
Bündel Pinsel ist durchs Daumenloch gesteckt.
Die Reihenfolge der Pigmente ist folgende:
Weiß, Gelb, Ocker, Zinnober, unbestimmte
dunkle Farbe, Schwarz.

Sie werden kein Ende finden, wenn Sie
durch die Reihe der Malerbildnisse in Florenz
wandeln, viele andere Galerien durchsuchen
(nicht zu übersehen das Städelsche Institut)
und in den Kupferstichkabinetten überdies
auf Freskomalereien allegorischer Natur mit
Ausdauer nachforschen wollen. Eine ganze
Auswahl von Formen verschiedenster Art
aus neuerer Zeit war in der Sammlung Mi-
lewski geboten, deren Malerbildnisse vor
mehreren Jahren im Wiener Künstlerhause
ausgestellt waren. Übersehen Sie auch nicht
die abenteuerlich geschweifte, riesige, mit Far-
ben versehene letzte Palette M. Munkacsys,
die als Geschenk der Witwe ans Budapester
Nationalmuseum gelangt ist. Jüngst im Salon
von 1905 war in Paris das Bildnis Ernst
Heberts, gemalt von A. Mo rot, ausgestellt.
Hebert hält Palette und Pinsel in der Hand.

Was Pinsel betrifft, so waren sie nur
in Ausnahmefällen kostbar ausgestattet, wie
z. B. die der Erzherzogin Margarethe von
Österreich, Tochter Kaisers Maximilian I.
Nach dem alten Inventar waren diese Pinsel
„garniz d’argent“ was vielleicht bedeutet: in
Silber gefaßt. Gewöhnlich waren die Pinsel
aber von einfachster Ausstattung. Auf der be-
kannten Zeichnung des alten Brueghel in der
Albertina sieht der Pinsel recht grob aus.
— Manche Beschreibungen und Abbildungen
in den Malerbüchern.

Den Arbeitstisch eines Miniaturmalers
von 1709 finden Sie anbei abgebildet. Die kleine
Palette ganz links kann nicht übersehen
werden. Die kleinen Dinger etwas rechts davon
auf dem Tische haben mit der Malerei nichts
zu schaffen. Es sind Hemdknöpfe, die der
Maler abgelegt hat. Zum besseren Verständnis
des Ausschnittes habe ich auch das ganze Bild
wenngleich in starker Verkleinerung klischieren
lassen. Auf dem Bilde kann man auch den
feinen spitzigen Pinsel unterscheiden, den der
Künstler in der Rechten hält. *)

Die Signatur des Bildes und die Datierung
lauten: „1709 • J. KVPEZKY PINX".

*) Die Photographie wird der Güte des Herrn
Konservators Beer in Budapest verdankt. 1902 war
das Gemälde aus dem Besitz des Herrn Grafen Geza
Andrässy in Budapest ausgestellt (Katalog Nr. 62).

Im ersten Bande dieser Blätter ist ein
Bildchen von Kadorizi abgebildet, das eine
Menge Malgerät darstellt.

Das ganze Thema verzweigt sich noch
ungleich verwickelter, wenn Sie etwa sogleich
das Gerät der Stecher mit einbeziehen wollen.
Vielleicht haben Sie aber zunächst mit dem
Malergerät der Arbeit und Mühe genug.

RUNDSCHAU.

Abbevil/e. In der Kirche Saint-Vulfran
ist vor einiger Zeit ein Gemälde als Werk von
Daniel Halle festgestellt worden. Es ist sig-
niert und mit 1671 datiert. („Le journal des
arts“ vom 5. August 1905.)

Amsterdam. Direktor Riemsdyk hat
mehrere Bilder für die Galerie des Ryks-
museums erworben, unter denen hervorge-
hoben werden: ein holländisches Bildnis des
Prinzen Wilhelm I. von Oranien, ein Bildnis
des Arnos Comenius, ein signierter Salomon
Köninck von 1644 (Salomons Götzendienerei),
ein Stilleben von Puy tlinck und Seeschlachten
von Hendrick Cornelisz Vroom und
Adam Willaerts (D. N.).

Antwerpen. Die Ausstellung von Wer-
ken des Jacob Jordaens, die in den Blättern
schon angekündigt worden, steht nunmehr
offen und bietet viele Belehrung und An-
regung (H. H.).

— Im Frühling war eine Ausstellung von
Werken des H. Leys und Henri de Brae-
keleer abgehalten worden.

Berlin. Über die zweite Ausstellung
des deutschen Künstlerbundes berichtet
Hans Rosenhagen in der „Kunst für Alle“
(Augustheft). Siehe auch „Weltspiegel“ 28. Mai
sowie zahlreiche Berichte in Zeitungen und
Kunstblättern.

Blaschkow. Die Sammlung Mallmann
hat sich im Laufe des Jahres wesentlich be-
reichert durch vorzügliche Italiener und Nieder-
länder. Unter anderem ist auch Jan Steen:
„Die magere Küche“ nach Blaschkow ge-
wandert, ein Bild, das wiederholt in Hoets
Katalogen und danach bei Smith und West-
rheene vorkommt. Es befand sich vorher eine
Zeitlang bei W. Horn in Wien.

Bonn. Die Ausstellung, die dort vom
Verband der Kunstfreunde in den Län-
dern am Rhein veranstaltet worden ist, wird
besprochen in einem reich illustrierten Artikel
der Zeitschrift „Die Rheinlande“ (Juni 1905,
Jahrg. V, Heft 6).

Budapest. Die Nationalgalerie ist
der Aufstellung im neuen Musealgebäude wegen
nicht zugänglich. (D. N)
 
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