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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 7
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Hein, Alois Raimund: Adalbert Stifter als Maler: (zur Jahrhundertfeier der Geburt des Malerpoeten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0159

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Nr. 7.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

135

Lieblingslandschaft schildert er selbst
im „Nachsommer“ als einen „wüsten
Raum“, erfüllt mit riesengroßen, starren
Felsen, die in einem zerrissenen, viel-
gestaltigen Boden stehen, „ohne Baum
und Strauch, mit den dürren Gräsern,
den weiß leuchtenden Furchen und mit
dem Gerolle und mit dem Trümmer-
werke, das überall ausgesäet, der dürrem
den Sonne entgegenschaut.“

So gut dem romantischen
Dichter die öde Verlassenheit
zusagte, ebenso sehr liebte er
den geheimnisvollen Zauber der
Nacht. Ein vom halbverhüllten
Mond beschienenes Wasser, dürf-
tiges Ufergebüsch, darüber hin
der Ausblick in die weite Ebene
— das war nächst dem grandi-
osen Felsengeklüft sein liebster
Vorwurf. Er hat den Mond oft
genug besungen — noch öfter
hat er ihn gemalt.

Besitzer von mir bekannt
gewordenen Zeichnungen, Aqua-
rellen und Ölbildern Stifters
sind Prof. Edward Samhaber in
Linz, die Galerie des Stiftes
St. Florian in Oberösterreich,
Fabriksdirektor Gustav Hallwich
in Schwadorf, A. M. Pachinger
in Linz, Dr. Anton Schlossar
in Graz, P. K. Rosegger in
Graz, J. Funke in Bodenbach, Präsident
Gustav Klier von Hellwarth in Linz,
Fräulein Antonie Braun in Wien,
Fräulein Marie Rint in Linz, die Ge-
mäldegalerie im Rudolfinum in Prag,
Hofrat Karl Graf in Linz, Moritz Sechter
in Wien, Adalbert Ritter von Lanna
in Prag, Max Kalbeck in Wien, Frau
Anna Kaindl in Linz; ich selbst besitze
einige kleinere Arbeiten von der Hand
Stifters; die größte, derzeit achtzehn
Nummern zählende Kollektion hat K.
Ad. Bachofen von Echt senior in Wien.

Unter diesen Arbeiten befinden sich
Stiftzeichnungen nach Bäumen, Felsen

und Bauwerken, Aquarelle und Ölbilder
aus der Gegend von Kremsmünster, aus
der Umgebung von Linz, aus dem
Böhmerwalde und aus den Alpen, etliche
Tierstücke und Versuche in der Dar-
stellung des Figuralen. Die bedeutungs-
vollsten unter den künstlerischen Ar-
beiten Stifters sind jene, welche den
Maler in dem Bestreben zeigen, vom
Gegenständlichen absehend, zum Aus-

drucke einer tiefen, weihevollen Stim-
mung emporzudringen.

Als die vorzüglichsten Beispiele
dieser Art können unter den mir bekannt
gewordenen Arbeiten Stifters folgende
Werke gelten: „Ideale Landschaft“,
seinerzeit eine Hauptzierde des Hecken-
astschen Salons in Preßburg, jetzt im
Besitze des Herrn K. Adolf Bachofen
von Echt, das ebendaselbst befindliche
Motiv aus der „Strasserau bei Linz“,
sowie das weihevolle Gemälde „Mond-
nacht in der Au“, das der Leder-
fabrikantenswitwe Frau Anna Kaindl in
Linz gehörige Ölbild „Die Teufels-

A. Stifter: Jagdhund des Hauptmanns Baron Marenholz, Ölskizze,
gemalt zu Kirchschlag im Jahre 1867. (Nußdorf, Sammlung K. Ad.
Bachofen von Echt.)
 
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