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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0164

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140

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

Brescia. Bei der Umgestaltung des alten
Hauses G. Graziotti am Corso Palestro durch
den Architekten Tagliaferri wurden die Wand-
malereien des Lattanzio Gambara mit Sorg-
falt geschont. (Corriere della sera 3. Dezember.)

London. Man will die Rokeby-Venus
des Velasquez, die jetzt käuflich zu haben
ist, der Nationalgalerie schenken und hat zu
diesem Zweck eine Sammlung im Lande ver-
anstaltet, um den geforderten sehr hohen
Betrag zusammenzubringen. D. N.

Paris. Es hat sich eine Societe inter-
nationale des aquarellistes gebildet, die
gegenwärtig ihre erste Ausstellung abhält.
Neben Frankreich sind Amerika, Deutschland,

Italien, Belgien, Rußland und Schweden ver-
treten. („Le Monde illustre“ 25. November 1905.)
— Ausstellung von Bildern Ed. Caves in der
Galerie Henry Graves. — Ausstellung von
Radierungen Louis Legrands in der Galerie
Rillet. (Chronique des arts et de la curiosite
Nr. 36.)

Rom. Wie E. Steinmann in Bd. I,
IV. Heft der Zeitschrift „Museumskunde“ be-
richtet, ist die Reinigung der Fresken des
Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle
vor einiger Zeit mit Glück zu Ende geführt
worden. Nun sind die Gerüste wieder entfernt,
nachdem fast zwei Jahre lang diese zwar
nötigen, aber sehr störenden Einbauten die
Besichtigung der Fresken durch das Publikum
gehindert hatten. Nur wenige Fachleute haben
oben auf den Gerüsten die Malereien aus der
Nähe studiert. Dabei hat es sich bestätigt,
was schon früher behauptet worden, wie

Michelangelo im Verlauf der Ausführung der
Decke sich immer mehr in die Freskotechnik
einarbeitete.

Wien. Ausstellungen stehen offen in
mehreren Kunsthandlungen, im Künstler-
hause, in der Sezession, im Hagenbund,
im Albrecht-Dürer-Verein.

— Die Ausstellung für kirchliche Kunst
in der Sezession bietet hervorragendes In-
teresse. Sie ist nach einem weit ausgreifenden
Plane veranstaltet und umfaßt ebenso die
archaisierenden Richtungen neuester Kunst,
wie einige ganz modern eigenartige Erschei-
nungen, z. B. die Hospitalkartons von Besnard
und Entwürfe für große Kirchenfenster mit
Glasmalereien von JosefMehoffer.
Die eigentlich archaisierende Kunst
wird hauptsächlich durch die Beu-
roner Benediktner vertreten. Diese
halten am festesten an den herge-
brachten Formen fest. Bewunderungs-
wert ist die technische Vollendung in
allem handwerklichen, die liebevolle
Sorgfalt, die an allen Beuroner Arbei-
ten auffällt. Wollte man ein Anlehnen
an ältere Stile überhaupt als Archai-
sieren bezeichnen, so wären auch
noch sehr viele andere Arbeiten in
dieser Ausstellung als archaistisch
anzusprechen. Da gibt es Anklänge
an altchristliche Kunst, an die Stile
des frühen, hohen und späten Mittel-
alters, hie und da Nachwirkungen
guterRenaissance und Beeinflussungen
durch die Freskanten des Barock und
Rokokos. Gar abwechslungsreich sind
die ausgestellten Proben auch in be-
zug auf Bindemittel, Farbenauftrag,
Pinselführung, Malgrund und noch
anderes. Zarteste Buchmalerei ist von
den Beuronern neben Freskomalereien von
kräftigerer Wirkung ausgestellt. Eine, wie es
scheint, Al Secco auf Mörtelbewurf gemalte
Madonna von Marianne Stokes sei genannt.
Man sieht in der Ausstellung Kartons, Stift-
zeichnungen, Kupferdrucke in verschiedener
Technik, Stickereien, Glasmalereien, Mosaiken
und Werke der eigentlichen Malerei vom
feinen Gepinsel bis zur breitesten, fern-
wirkenden Technik eines Louis Corinth.
Von diesem Künstler ist die kühn aufgefaßte
ziemlich große Grablegung zu sehen, die er
seiner Vaterstadt gewidmet hat. Das Bild trägt
die Inschrift: „Louis Corinth gemalt und ge-
schenkt seiner Geburtsstadt TAPIAU in Ost-
preußen 1904.“ Bilder von Fritz L. Uhde,
ein Christus von Gebhardt, Stucks liegender
Heiland, das Dreibild v. Frederics mit
St.Franziskus,Gemälde von Jettmar,Krämer
und vielen anderen sind beachtenswert.
 
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