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Nr. 9.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Kunstwissenschaft (V, S. 88) ist unrichtig
gelesen: „Joannes scorel hollandier“.
Eine andere gänzlich unrichtige Lesung
der Inschrift in den „Mitteilungen der
k. k. Zentralkommission für Erforschung
und Erhaltung der Kunst* und histori-
sehen Denkmale" (N. F. XVI, S. 131).
Falsche Lesungen auch noch in anderen
V eröffentlichungen.
Die Inschrift ist in dunkler, „schwär*
zer“ Farbe ausgeführt und zeigt Spuren
von linksseitiger Höhung. Man möge
nun beachten, daß die Züge noch goti-
sieren, also nahezu mit Sicherheit eine
Entstehung vor der Italienreise des
Scoorel bedingen und eine im Jahre 1520
höchst unwahrscheinlich machen. Die
Scoorelsche Signatur aus späterer Zeit,
die mir in Faksimile wenngleich nur
in Nadelkratzung zur Verfügung steht,
zeigt Kapitalschrift, wie sie dem itali-
sierenden Charakter des diese Inschrift
betreffenden Bildes entspricht. Es ist
die Inschrift auf dem ehedem viel um*
strittenen Dreikreuzebild im Bonner
Provinzialmuseum. Diese Signatur
ist in dunklen Zügen auf einem schief
liegenden Steine im Vordergründe etwas
rechts von der Mitte angebracht.*)
*) In allen Angelegenheiten von Künstler*
inschriften vermißt man ein großes umfassen-
des Werk, ein Corpus inscriptionum artificum.
— — Ein anderes Mal mehr darüber. —
Als ich das Altarwerk
in Obervellach studierte,
konnte ich auch über die
Färbung, über technische An-
gelegenheiten, über die Er-
haltung und einige erklärende
Inschriften meine Beobach-
tungen notieren. Als Grund-
lage dient dem Altarwerk
Zirbelkieferholz mit weißer
Grundierung. Auf dem im
ganzen leidlich gut erhaltenen
Mittelbilde ist an manchen
Stellen die Vorzeichnung zu
unterscheiden, die in den
Halbschatten der Figur zur Linken durch-
schimmert. Die Dame links, es ist wohl
Maria Cleophas gemeint, ist bunt ge-
kleidet. Hauptfarbe kirschrot. Daneben
besonders auffallend hell schwefelgelb.
Der Mann mit dem Lilienstengel trägt
einen saftgrünen Rock und kirschroten
Überwurf. Der Goldbrokat an einigen
Gewändern ist mit parallelen Linien
wiedergegeben, die stellenweise dicker
gezogen sind. Kreuzlagen von Strichen
wurden hier nicht bemerkt.
Das Mittelbild stellt bekanntlich die
heilige Sippe dar. Auf der Kehrseite die
Jahreszahl 1520 und die Wappen, von
denen noch die Rede sein wird. Der
Flügel links bringt Sankt Christoph, der
rechts die heilige Apollonia. Am hei-
ligen Christoph fällt besonders der dun-
kelzinnoberrote Ärmelchiton auf. Das
Christkind zeigt ein helles Kirschrot im
Signatur und Datierung auf dem Bilde im Provinzial-
museum zu Bonn.
Nr. 9.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Kunstwissenschaft (V, S. 88) ist unrichtig
gelesen: „Joannes scorel hollandier“.
Eine andere gänzlich unrichtige Lesung
der Inschrift in den „Mitteilungen der
k. k. Zentralkommission für Erforschung
und Erhaltung der Kunst* und histori-
sehen Denkmale" (N. F. XVI, S. 131).
Falsche Lesungen auch noch in anderen
V eröffentlichungen.
Die Inschrift ist in dunkler, „schwär*
zer“ Farbe ausgeführt und zeigt Spuren
von linksseitiger Höhung. Man möge
nun beachten, daß die Züge noch goti-
sieren, also nahezu mit Sicherheit eine
Entstehung vor der Italienreise des
Scoorel bedingen und eine im Jahre 1520
höchst unwahrscheinlich machen. Die
Scoorelsche Signatur aus späterer Zeit,
die mir in Faksimile wenngleich nur
in Nadelkratzung zur Verfügung steht,
zeigt Kapitalschrift, wie sie dem itali-
sierenden Charakter des diese Inschrift
betreffenden Bildes entspricht. Es ist
die Inschrift auf dem ehedem viel um*
strittenen Dreikreuzebild im Bonner
Provinzialmuseum. Diese Signatur
ist in dunklen Zügen auf einem schief
liegenden Steine im Vordergründe etwas
rechts von der Mitte angebracht.*)
*) In allen Angelegenheiten von Künstler*
inschriften vermißt man ein großes umfassen-
des Werk, ein Corpus inscriptionum artificum.
— — Ein anderes Mal mehr darüber. —
Als ich das Altarwerk
in Obervellach studierte,
konnte ich auch über die
Färbung, über technische An-
gelegenheiten, über die Er-
haltung und einige erklärende
Inschriften meine Beobach-
tungen notieren. Als Grund-
lage dient dem Altarwerk
Zirbelkieferholz mit weißer
Grundierung. Auf dem im
ganzen leidlich gut erhaltenen
Mittelbilde ist an manchen
Stellen die Vorzeichnung zu
unterscheiden, die in den
Halbschatten der Figur zur Linken durch-
schimmert. Die Dame links, es ist wohl
Maria Cleophas gemeint, ist bunt ge-
kleidet. Hauptfarbe kirschrot. Daneben
besonders auffallend hell schwefelgelb.
Der Mann mit dem Lilienstengel trägt
einen saftgrünen Rock und kirschroten
Überwurf. Der Goldbrokat an einigen
Gewändern ist mit parallelen Linien
wiedergegeben, die stellenweise dicker
gezogen sind. Kreuzlagen von Strichen
wurden hier nicht bemerkt.
Das Mittelbild stellt bekanntlich die
heilige Sippe dar. Auf der Kehrseite die
Jahreszahl 1520 und die Wappen, von
denen noch die Rede sein wird. Der
Flügel links bringt Sankt Christoph, der
rechts die heilige Apollonia. Am hei-
ligen Christoph fällt besonders der dun-
kelzinnoberrote Ärmelchiton auf. Das
Christkind zeigt ein helles Kirschrot im
Signatur und Datierung auf dem Bilde im Provinzial-
museum zu Bonn.