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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNOE.
Nr. io.
der deutlichsten Backhuyzen, die sich finden
lassen. Bei Nr. 4 an F. Bol gar nicht zu
denken. Nr. 5 Beuckelaer eine schwache
Leistung, dagegen Benjamin Cuyp und J.
G. Cuyp Nr. 6 und 7 gesunde gute, richtig
benannte Bilder. Nr. 8 Denner; möglich, aber
nicht sicher. Ferguson ohne Zweifel richtig
benannt. Nr. n ist doch Abraham Janssens
und nicht deutsch. Nr. 15 angeblich französisch
könnte Ermels sein. Jan Fyt Nr. 18. Keine
Spur. Nr. 19 eher Tironi als Guardi, wie
denn auch Nr. 42 als M a r i e s c h i kaum
glücklich benannt war. Nr. 42 dürfte einfach
eine Kopie nach Guardi sein. B. v. d. Heist.
Gutes Bildnis. Die Altersangabe links oben
abscheulich falsch. Soweit ich sehen konnte,
dürfen die Signatur und Datierung mehr Zuver-
lässigkeit beanspruchen. Nr. 27: Blumenstück.
Kaum „holländisch“, sondern deutsch aus der
Richtung des J. B. Hälszel und Hirschely.
Der angebliche L an er et war ein böse mit-
genommenes allerdings französisches Bild.
Nr. 34 angeblich P. v. d. Leeuw. Für diesen
recht guten Meister viel zu schwach. Das
schlechte Bild, das als Lely verzeichnet steht,
zeigt, daß der Diagnostiker den P. Lely niemals
genau studiert hat. Interessant war die alte
Kopie (Nr.37) nach einem lionardesken guten
Madonnenbilde. Der angebliche Niclaes Maes
kann keineswegs als „hervorragendes Bild“
des Meisters gelten, sondern wird sich wohl
auch dann, wenn alle Übermalungen wegge-
nommen sind (die linke Hand ist gänzlich
bedeckt) vielleicht mit dem Namen Alyda
Wolfszen oder dergleichen begnügen müssen.
Statt Jan Miel ist Van Coghe einzusetzen
(bei Nr. 43). Der sogenannte Willem v. Mieris
(Judith und Holofernes) ist so gut wie sicher
von G. Wigmana, dem friesischen Raffael.
Nr. 50 vermutlich Kopie nach P. Quast und
Nr. 51 und 52 wohl Cajetan Roos, gewiß
nicht Johann Heinrich Roos, der im Katalog
mit Rosa da Tivoli zusammen geworfen wird.
Herman Saftleven sicher richtig benannt.
Frühes Werk. Auch Th. Wy ck überzeugend
getauft. Dagegen Teniers und Adr. v. d.
Velde falsch gegriffen. Nr. 62: Hahnenkampf,
dem Paul de Vos zugeschrieben, wohl alte
Kopie nach Frans Snyders, möglicherweise
wirklich von der Hand des Paul de Vos.
Bei einer, zumeist Antiquitäten betreffen-
den Versteigerung bei Albert Kende am
27. März fand sich ein prächtiger Cornelis
Saftleven, ein gutes Bildnis von Lampi, ein
Adriaen van der Werff, der im Katalog als
Verstoßung der Hagar gedeutet wird, aber
wohl etwas anderes darstellt, nämlich die Szene,
wie Sara dem Abraham die Hagar zuführt.
Eine Vergleichung mit dem Bilde in München
Nr. 440 wird zeigen, ob in der Versteigerung
eine alte Wiederholung oder eine vorzügliche
Atelierkopie vorliegt. Der angebliche Th.W y ck
sah dem H. Herschop ungemein ähnlich. Die
Zeichnung mit dem Christuskopf, die als
Tizian ausgestellt war, konnte Kunstverstän-
dige doch nur unwillig machen, desgleichen
der angebliche Clou et und das Bild aus der
„Werkstätte des Van Dyck“, das eine Kopie
nach dem Bilde in der Liechtenstein-Galerie
war. Der angebliche Gauermann wird die
Kenner dieser Richtung nicht entzückt haben.
Die zwei Landschaften, die als Moucheron
katalogisiert waren, paßten nicht zu diesem
Namen, konnten aber als gute Bilder aner-
kannt werden. Die angebliche Bezeichnung
der Kehrseite auf dem möglicherweise von
Pordenone gemalten Bild mit dem Putto
war nicht alt, sondern ein Vermerk, der viel
später fällt als die Entstehung des Bildes.
Von Paul Potter und Lancret keine Rede,
noch weniger von Höllenbrueghel, der für
eine Kopie nach Bles verantwortlich gemacht
wird.
Auch noch weitere Auktionen der aller-
jüngsten Zeit ließen sich hier anreihen, doch
gebricht es an Raum, die Liste der verfehlten
Benennungen fortzusetzen.
ZUR BILDNISKUNDE.
Die Mozart feiern wollten vor einiger
Zeit kein Ende nehmen. Berufene und Un-
berufene sangen ihr Liedchen, oder sie brüllten,
schrieen, piepsten, flüsterten. Die neueste Lite-
ratur über Mozart ist gar nicht leicht zu-
sammenzufinden, sogar mit Hilfe der biblio-
graphischen Zusammenstellungen, die in eini-
gen musikgeschichtlichen Schriften geboten
worden sind.
An dieser Stelle genügt es gewiß, auf
einiges einzelne hinzuweisen, das neuestens
von Mozarts Bildnissen handelte, aber auch
auf diesem Gebiet wird eine Auswahl vorge-
nommen. Im ganzen bemerkt man eine ziem-
lich entschiedene Abkehr von Tischbeins
Mozartbildnis, für das zwar ein altes Zeugnis
anzuführen ist, das aber auch mit gewissen
Gründen angezweifelt worden ist. Joh. Ev.
Engl, der vor Jahren in seinem Buch „W. A.
Mozart in der Schilderung seiner Biographen,
in seiner körperlichen Erscheinung, im Leben
und im Bilde“ (Salzburg, Kerber 1887) für das
Tischbeinsche Mozartbildnis eingetreten war
(gleich Otto Jahn), hat es nun fallen gelassen,
worüber er sich in der Zeitschrift „Die Musik“
(IV, Heft 4) äußerte. Man prüfe die Sache,
um zu bemerken, daß eben Zeugnis und
Zeugnis einander gegenüberstehen, daß also
eine unanfechtbare Beglaubigung nicht vorliegt.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNOE.
Nr. io.
der deutlichsten Backhuyzen, die sich finden
lassen. Bei Nr. 4 an F. Bol gar nicht zu
denken. Nr. 5 Beuckelaer eine schwache
Leistung, dagegen Benjamin Cuyp und J.
G. Cuyp Nr. 6 und 7 gesunde gute, richtig
benannte Bilder. Nr. 8 Denner; möglich, aber
nicht sicher. Ferguson ohne Zweifel richtig
benannt. Nr. n ist doch Abraham Janssens
und nicht deutsch. Nr. 15 angeblich französisch
könnte Ermels sein. Jan Fyt Nr. 18. Keine
Spur. Nr. 19 eher Tironi als Guardi, wie
denn auch Nr. 42 als M a r i e s c h i kaum
glücklich benannt war. Nr. 42 dürfte einfach
eine Kopie nach Guardi sein. B. v. d. Heist.
Gutes Bildnis. Die Altersangabe links oben
abscheulich falsch. Soweit ich sehen konnte,
dürfen die Signatur und Datierung mehr Zuver-
lässigkeit beanspruchen. Nr. 27: Blumenstück.
Kaum „holländisch“, sondern deutsch aus der
Richtung des J. B. Hälszel und Hirschely.
Der angebliche L an er et war ein böse mit-
genommenes allerdings französisches Bild.
Nr. 34 angeblich P. v. d. Leeuw. Für diesen
recht guten Meister viel zu schwach. Das
schlechte Bild, das als Lely verzeichnet steht,
zeigt, daß der Diagnostiker den P. Lely niemals
genau studiert hat. Interessant war die alte
Kopie (Nr.37) nach einem lionardesken guten
Madonnenbilde. Der angebliche Niclaes Maes
kann keineswegs als „hervorragendes Bild“
des Meisters gelten, sondern wird sich wohl
auch dann, wenn alle Übermalungen wegge-
nommen sind (die linke Hand ist gänzlich
bedeckt) vielleicht mit dem Namen Alyda
Wolfszen oder dergleichen begnügen müssen.
Statt Jan Miel ist Van Coghe einzusetzen
(bei Nr. 43). Der sogenannte Willem v. Mieris
(Judith und Holofernes) ist so gut wie sicher
von G. Wigmana, dem friesischen Raffael.
Nr. 50 vermutlich Kopie nach P. Quast und
Nr. 51 und 52 wohl Cajetan Roos, gewiß
nicht Johann Heinrich Roos, der im Katalog
mit Rosa da Tivoli zusammen geworfen wird.
Herman Saftleven sicher richtig benannt.
Frühes Werk. Auch Th. Wy ck überzeugend
getauft. Dagegen Teniers und Adr. v. d.
Velde falsch gegriffen. Nr. 62: Hahnenkampf,
dem Paul de Vos zugeschrieben, wohl alte
Kopie nach Frans Snyders, möglicherweise
wirklich von der Hand des Paul de Vos.
Bei einer, zumeist Antiquitäten betreffen-
den Versteigerung bei Albert Kende am
27. März fand sich ein prächtiger Cornelis
Saftleven, ein gutes Bildnis von Lampi, ein
Adriaen van der Werff, der im Katalog als
Verstoßung der Hagar gedeutet wird, aber
wohl etwas anderes darstellt, nämlich die Szene,
wie Sara dem Abraham die Hagar zuführt.
Eine Vergleichung mit dem Bilde in München
Nr. 440 wird zeigen, ob in der Versteigerung
eine alte Wiederholung oder eine vorzügliche
Atelierkopie vorliegt. Der angebliche Th.W y ck
sah dem H. Herschop ungemein ähnlich. Die
Zeichnung mit dem Christuskopf, die als
Tizian ausgestellt war, konnte Kunstverstän-
dige doch nur unwillig machen, desgleichen
der angebliche Clou et und das Bild aus der
„Werkstätte des Van Dyck“, das eine Kopie
nach dem Bilde in der Liechtenstein-Galerie
war. Der angebliche Gauermann wird die
Kenner dieser Richtung nicht entzückt haben.
Die zwei Landschaften, die als Moucheron
katalogisiert waren, paßten nicht zu diesem
Namen, konnten aber als gute Bilder aner-
kannt werden. Die angebliche Bezeichnung
der Kehrseite auf dem möglicherweise von
Pordenone gemalten Bild mit dem Putto
war nicht alt, sondern ein Vermerk, der viel
später fällt als die Entstehung des Bildes.
Von Paul Potter und Lancret keine Rede,
noch weniger von Höllenbrueghel, der für
eine Kopie nach Bles verantwortlich gemacht
wird.
Auch noch weitere Auktionen der aller-
jüngsten Zeit ließen sich hier anreihen, doch
gebricht es an Raum, die Liste der verfehlten
Benennungen fortzusetzen.
ZUR BILDNISKUNDE.
Die Mozart feiern wollten vor einiger
Zeit kein Ende nehmen. Berufene und Un-
berufene sangen ihr Liedchen, oder sie brüllten,
schrieen, piepsten, flüsterten. Die neueste Lite-
ratur über Mozart ist gar nicht leicht zu-
sammenzufinden, sogar mit Hilfe der biblio-
graphischen Zusammenstellungen, die in eini-
gen musikgeschichtlichen Schriften geboten
worden sind.
An dieser Stelle genügt es gewiß, auf
einiges einzelne hinzuweisen, das neuestens
von Mozarts Bildnissen handelte, aber auch
auf diesem Gebiet wird eine Auswahl vorge-
nommen. Im ganzen bemerkt man eine ziem-
lich entschiedene Abkehr von Tischbeins
Mozartbildnis, für das zwar ein altes Zeugnis
anzuführen ist, das aber auch mit gewissen
Gründen angezweifelt worden ist. Joh. Ev.
Engl, der vor Jahren in seinem Buch „W. A.
Mozart in der Schilderung seiner Biographen,
in seiner körperlichen Erscheinung, im Leben
und im Bilde“ (Salzburg, Kerber 1887) für das
Tischbeinsche Mozartbildnis eingetreten war
(gleich Otto Jahn), hat es nun fallen gelassen,
worüber er sich in der Zeitschrift „Die Musik“
(IV, Heft 4) äußerte. Man prüfe die Sache,
um zu bemerken, daß eben Zeugnis und
Zeugnis einander gegenüberstehen, daß also
eine unanfechtbare Beglaubigung nicht vorliegt.