Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Blümner, Hugo
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern (Band 2) — Leipzig, 1879

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4950#0385

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 375 —

Sonst haben sich kleinere Elfenbeinarbeiten in beträcht-
licher Zahl erhalten1); die hervorragendsten sind die oben er-
wähnten Diptycha; ausserdem haben wir kleinere statuarische
Arbeiten, Reliefs von Sarkophagen, Tesserae, Geräthe für Toi-
lette, Schrift und Handwerk (Nadeln, Griffel u. dgl.), Messer-
griffe, Flötentheile, Plektra u. a. m.: fast alles aber Objekte
von geringer Grösse. Da das Elfenbein in der Erde calcinirt
und zu Asche wird, ist das meiste aus diesem scheinbar so
festen Material gefertigte zu Grunde gegangen.2)

Schliesslich ist hier noch zu bemerken, dass mitunter an
Stelle des Elfenbeins auch Hippopotamos-Zähne Verwen-
dung fanden.3)

§ 2.

Arbeit in Schildpatt, Korallen, Perlen, Bernstein.

4) Schildpatt.
Die Benutzung des Schildpatts (Schildkrots), welches
gewöhnlich mit demselben Namen bezeichnet wird, wie das
Thier selbst, also x^uci X^wvn, testudo% für Kunsttischlerei
und'Drechselei wurde im wesentlichen erst durch den Luxus
der römischen Kaiserzeit Mode. In der früheren Zeit scheint es
vornehmlich nur eine Verwendung gefunden zu haben: näm-
lich zu Resonanzböden für Lyren. Bekanntlich liess die grie-
chische Sage den Hermes die von ihm erfundene Leier aus

zur Conservirung, weil da sehr trockne Luft war; und in Epidauros
stand Thron und Statue des Gottes angeblich über einem Brunnen, Paus.
I. 1. und vgl. VII, 27, 2.

') Vgl. vornehmlich Buonarroti, Osservazioni istoriche sopra alc.
medagl., Koma 1698; anderes s. Marquardt II, 335 angeführt.

a) Von der Verwendung des Elfenbeins für enkaustische Gemälde
(Plin. XXXV, 147 u. 149) sowie zur Bereitung der Malerschwärze (Plin.
XXXV, 42) wird an anderer Stelle gehandelt werden.

3) Paus. VIII, 46, 4 erwähnt eine goldene Bildsäule der Demeter,
an der das Gesicht aus Hippopotamos-Zähnen gearbeitet war.

*) Die beste Sorte führte den Namen celtium, Plin. IX, 38: Trogo-
dytae cornigeras habent (testudines) ut in lyra adnexis cornibus latis
sed mobilibus, quorum in natando remigio se adiuvaut. celtium id vo-
catur, eximiae testudinis sed rarae. Cf. VI, 173, wo celtium testudinum
als Ausfuhrartikel der Aethiopen genannt wird.
 
Annotationen