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für jene Kôpfe ist die Frage, ob sie nicht doch auch merovingisch seien,
wieder aufgeworfen worden, und so kommen die Fundevom roraanisehen
Fraumünster-Kreuzgange sehr gelegen. Sie zeigen namlich eine ganz
seltsame Uebereinstimmung mit den erwahnten Vorkommnissen auf dem
Odilienberg, und bestâtigen damit meine oben gegebenen Datirungen. Sie
beweisen sogar noch mehr, dass namlich hier wohl zwar nicht ein und
derselbe Künstler, aber doch ganz sicher Bildhauer aus ein und derselben
Schule in Zürich und auf dem Odilienberg die oben besprochenen Bild-
werke geschaffen haben!
Die Uebereinstimmung ist in der That eine ganz auffallende, und der
chronologische Werth der Züricher Skulpturen für diejenigen vom Odilien-
berg ein ganz ausserordentlicher.
Der Steinpfeiler im Kreuzgange auf St. Odilien zeigt uns Eticho, Odilie
und Maria mit je zvvei seltsamen spiralfôrmig gedrehten Zôpfen ausge-
stattet, die bei Eticho bis über die Schultern herab, bei Maria und Odilien
sogar bis auf den Schoss reichen. Diese Zôpfe waren es, welche viel zur
Hinaufweisung dieser Bildwerke in die Merovingerzeit beigetragen haben,
denn man bezeichnel sie als eine für die romanische Epoche nicht passende,
dagegen merovingische Eigenart, und verwies vor allem auf den Mangel
an verwandten Skulpturen aus romanischer Zeit. Ohne anderer Beispiele
zu gedenken, will ich bloss erwàhnen, dass diese Frage nun glalterledigt
wird durch einen an erwahnter Stelle in Zürich gefundenen, zum roma-
nischen Kreuzgang gehôrigen Steinpfeiler, der das Relief einer bârtigen
Figur mit zwei langen Zôpfen tràgt. Zwar ist das Gesicht zerschlagen,
aber der Bart, welc.herKinn und Wangen bedeckt, lâsst über das mànnliche
Geschlecbt der Gestalt keinen Zweifel. Die taufôrmig gewundenen Zôpfe
entsprechen genau denen von Maria, Odilia und Eticho auf St. Odilien.
Diese und ganz besonders der trotz seines «stàrkeren» Geschlechtes be-
zopfte Herzog Eticho haben also ihre Parallèle gefunden. — Der Züricher
Kreuzgang muss übrigens noch mehrere derart bezopfte Figuren besessen
haben, denn der Chronist Bullinger beschreibt 1573 mehrere Bildwerke
jenes Kreuzganges, bei denen er ausdrücklich der «Zôppffe» an manchen
Gestalten gedenkt. So bezeichnet er Kônig Ludwigs Tochter, Hildegard,
«eine Tochter mit Zôpfen» (ein docht, mit zôppffen),und beschreibt gleicher-
weise die dort vorkommende Frauenfigur, Bertha, als eine «dochter mit
zoppffe». Damit ist die langjâhrige Zopffrage erledigt. Die Zôpfe der Odilien-
reliefs beweisen weder deren merovingische Herkunft, noch verlangen sie
die Annahme, dass jene bloss spatere Kopieen eines merovingischen Ori-
ginales seien; sie sprechen sogar weit eher gegen jede altéré Datirung
für jene Kôpfe ist die Frage, ob sie nicht doch auch merovingisch seien,
wieder aufgeworfen worden, und so kommen die Fundevom roraanisehen
Fraumünster-Kreuzgange sehr gelegen. Sie zeigen namlich eine ganz
seltsame Uebereinstimmung mit den erwahnten Vorkommnissen auf dem
Odilienberg, und bestâtigen damit meine oben gegebenen Datirungen. Sie
beweisen sogar noch mehr, dass namlich hier wohl zwar nicht ein und
derselbe Künstler, aber doch ganz sicher Bildhauer aus ein und derselben
Schule in Zürich und auf dem Odilienberg die oben besprochenen Bild-
werke geschaffen haben!
Die Uebereinstimmung ist in der That eine ganz auffallende, und der
chronologische Werth der Züricher Skulpturen für diejenigen vom Odilien-
berg ein ganz ausserordentlicher.
Der Steinpfeiler im Kreuzgange auf St. Odilien zeigt uns Eticho, Odilie
und Maria mit je zvvei seltsamen spiralfôrmig gedrehten Zôpfen ausge-
stattet, die bei Eticho bis über die Schultern herab, bei Maria und Odilien
sogar bis auf den Schoss reichen. Diese Zôpfe waren es, welche viel zur
Hinaufweisung dieser Bildwerke in die Merovingerzeit beigetragen haben,
denn man bezeichnel sie als eine für die romanische Epoche nicht passende,
dagegen merovingische Eigenart, und verwies vor allem auf den Mangel
an verwandten Skulpturen aus romanischer Zeit. Ohne anderer Beispiele
zu gedenken, will ich bloss erwàhnen, dass diese Frage nun glalterledigt
wird durch einen an erwahnter Stelle in Zürich gefundenen, zum roma-
nischen Kreuzgang gehôrigen Steinpfeiler, der das Relief einer bârtigen
Figur mit zwei langen Zôpfen tràgt. Zwar ist das Gesicht zerschlagen,
aber der Bart, welc.herKinn und Wangen bedeckt, lâsst über das mànnliche
Geschlecbt der Gestalt keinen Zweifel. Die taufôrmig gewundenen Zôpfe
entsprechen genau denen von Maria, Odilia und Eticho auf St. Odilien.
Diese und ganz besonders der trotz seines «stàrkeren» Geschlechtes be-
zopfte Herzog Eticho haben also ihre Parallèle gefunden. — Der Züricher
Kreuzgang muss übrigens noch mehrere derart bezopfte Figuren besessen
haben, denn der Chronist Bullinger beschreibt 1573 mehrere Bildwerke
jenes Kreuzganges, bei denen er ausdrücklich der «Zôppffe» an manchen
Gestalten gedenkt. So bezeichnet er Kônig Ludwigs Tochter, Hildegard,
«eine Tochter mit Zôpfen» (ein docht, mit zôppffen),und beschreibt gleicher-
weise die dort vorkommende Frauenfigur, Bertha, als eine «dochter mit
zoppffe». Damit ist die langjâhrige Zopffrage erledigt. Die Zôpfe der Odilien-
reliefs beweisen weder deren merovingische Herkunft, noch verlangen sie
die Annahme, dass jene bloss spatere Kopieen eines merovingischen Ori-
ginales seien; sie sprechen sogar weit eher gegen jede altéré Datirung