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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 11.1909-1910(1910)

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Nr. 3
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Wenzel, Ernst: Das neue Haus zu Eschwege
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https://doi.org/10.11588/diglit.31848#0054

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daraus ergebcn sich der Helencntag (22. Mai) und der Rochuscag (I o. 2lugust) des Iahres 1578.

Im Erdgeschc>ß lag links voin Hausfiur an der wendelcreppe die Bierstube, in
welcher das ^errenbier zuin Ausschank kain. Westlich davon lag die Weinstube, worin
der inir Landwein verschniccene Rcheinwein kredcnzc wurde. Die ganze Westseite nahin
das »Zochzeitsziininer ein, in welchein an l 1 Tischen, wie eine alce Aaininereirechnung aus-
weist, gcspeist wurde. An das ^ochzeicsziininer schloß sich nach ^lorden ein Tanzsalchen
an. Auf der Mstseite lag die Aiescnknchc init einer großen -^erdanlage uncer einein von
4 Gteinpfeilern getragencn Rauchfang und zwischen ihr und dein Tanzsalchen die Gpeise-
kaininer von zieinlicher Größe. Das erste Gcockwerk enchalc Ziininer, Gale und Gruben
für die Zünfte. DLc Verbindung der einzelnen Aauine geschieht durch eine heruinlaufende
hölzerne Gallerie. Der Erker schließt oben inic einem Renaissancegiebel ab, auf dein eine
Aolandsfigur stand. 2luf der Fahne stand die Iahreszahl 1582, auf der Wccrerfahne des
Wendeltreppenturines die Iahreszahl 1579-

Abb. 22.

Das Vteuc Haus zu Eschwegc.

Abb. 2Z.

Iin Iahre löZö wurde das Gebaude an sciner Wcstwand durch ein Erdbeben be-
schadigt, welches den nördlichen Durin der Abceikirche zuin Einsturz brachtc. Die aus-
gewichene Wand wurde erst 1822 durch zwei Gtrebepfciler abgestützt. Iin großen Gtadt-
brand, der fast gan; Eschwege in Gchucc und Asche begrub, 1657, blieb das ^leue >Zaus
verschont. Iin siebenjahrigen Rriege legren die Franzosen eine Backerei darin an. Das
Erkerstübchen diente als 21rresrlokal für Gffiziere. Iin Iahre 1822 wurde das Ge-
baude als Bürgerschule eingerichrer. Das Erdgeschoß enchielc die Schulklajsen, das Gber-
geschoß die Rektorswohnung und einige Rlassen des Progyinnasiuins. Augenblicklich ent-
halc das Gebaude die Bürgerinadchen-, die höhere Madchenschule sowie einige Rlassen
des in der ssahe stehenden, hier doppelc unschön wirkenden Gyinnasiuins. Der Reller
ist zuin Teil verinietet als Weinkeller, zuin Teil dient er zuin Aufbewahren des Branuc-
weins, der in inannigfacher Forin und vorzüglicher Gualitäc hier für Rechnung der
Gcadt verkaufc wird.

1?on dein sseuen »Zause aus hat inan einen prachcvollen Fernblick auf die rief unren
außerhalb der alren Gradt liegende Lischerstadt, die reißende ävcrra init ihren Mühlen,
Brücken und Wehren, auf langc Bergrücken und einzelne 2Zergkegel. Mau kann cs
wohl verstehen, daß sich der wohlweise Rat der Scadt dieses schöne Lleckchen Erde als
Baustellc des Lusthauses ausfuchte.

ävas nun den Meister dieses ^auses anbetriffr, so ist es jedenfalls derselbe, der auch
iin Iahre 1569 iin Franziskanerkloster zu Hersfeld an der Fulda das Gyinnasiuin erbauce.
 
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