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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 11.1909-1910(1910)

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Nr. 4-5
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Schmidt, Berthold: Das Schloß Osterstein bei Gera
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https://doi.org/10.11588/diglit.31848#0097

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Das Gchloß (Dsterstein bei Gera.

Von Archivrat Or. Schmidt, Schleiz.

enn wir in den Bahnhof von Gcra, der ansehnlichen Residen; des
^ürstencums Reuß j. E., einfahren und durch das Fenster unseres
Abteils nach Sudwesten blickcn, fallt uns soforc das schöne Gchloß
Msterstein in die Augen. Leuchrend hebt es sich von der grünen
Bewaldung dcs sogcnanmcn Hainberges ab. In wohltuendein Gegen-

saye ;u den qualincnden Gchlocen und dcm hastenden Treiben der Fabrikstadt Lst cs ein
Bild der Sauberkcit und Äehaglichkeir. „Ein prachtiges inoderncs Gebaude" wird der
Beschauer ;unachst sagen, und doch ist diescs iin Eaufe der Iahrhunderce aus einer inittcl-
alterlichen Burg crwachsen. IIur in großen Zügcn können wir hier die Gcschichce des
Schlosscs wicdergcben. Für inanche Erscheinung sind wir lcider dabci auf bloße 0er-
inurung angewicscn. Der Gau Gcra war ;ur Zeit des deucschen 0ordringens in den
slawischen Gften 'Rönigsgur und wurde von Raiser Grco lll. seiner Tance, der Aebcissin
Adelheid von GUicdlinburg, und ihrein Grifce gcschenkc, uin das noch gan; heidnische Land
dein Lhristencuin und der Rulcur ;u;uführcn. Aber die kl »issionsarbeic war hier schwierig,
weil das Elsterral lange Zeic als das nacürliche Einfallscor slawischer Rriegshordcn aus
Böhinen bcnuizc wurde. Iininerhin wird die Abtei Gucdlinburg, die als kirchliche Person
die weltliche Gerichrsbarkeic nichr ausübcn durfre, HLer schon früh;eicig Gerichcsvögte aus
dein vornehmeren Eaicnstande gehabt haben. Als solche hat man wohl auch dic edlen
»Zerren von Gera an;usehen, wclche Lin 12. und 1Z. Iahrhundert in hicsiger Eandarc er-
scheincn und deren letzter 0ercrecer Taul von Gera 1204 als Laicnbruder in das Berger-
kloster ;u Alrenburg cincrat. k?on dieser Fainilie ist verinuclich die 2Zurg Msterstein ;uerst
erbaut und bewohnr wordcn. Ihr .Zanic ist, wie derjcnige der Gsterburgen in weida
und Zwickau, von dcin Gsterlande (terrs orienislis) abgeleitec. Das war ursprünglich dcr
7Zamc der alrcn nordrhüringischcn Mark, wclche Niarkgraf Gero lö-12—65) von der Gaale
über die Muldc und Elbc ausdchnte, aber iin 14. Iahrhundert verstand inan nur darunter
das pleißnerland, sowie dic Gcbiece uni Gera und Gchönburg. DLe ?lkcen des lö. Iahr-
hundercs kcnncn noch keinen Msterstein, sondern nur das Haus oder Gchloß auf deni
Berge vor der Gtadc Gera, dann schlichtweg das Gchloß Gera. Der Naine Mfterstcin
erscheint ;uerst in der 1581 gedrucktcn Meißnischen Bergchronik von 2llbinus und von
da ab wiederholt in Druckwerken. Er ist also wahrscheinlich nichrs als cine gelehrcc
Erfindung. Der obcn erwahnten Familie von Gera folgcen als Gucdlinburgischc Gtifcs-
vögte dic aus der Ilnstrucgegcnd stainmenden Herren von wcida, die Vorfahren des
Rcußischen Lürstcnhauscs, und von ihncn ;weigte sich wieder die 1552 auögestorbenc Linie
der 1?ögte von Gcra ab. DLe Hcrrcn von Weida habcn wohl die Gcadt Gera — inag
auch ein dorfahnlicher Grc dieses oder eincs andercn 7Zaincns schon früher dagewcsen
sein — ;uerst gegründcc und bcfestigc, d. h. niic Mauern und einer 2Zurg versehen. Eetztcre
lag an der TZordwcstecke der Gradc, wo diese gegen eincn Angriff am ineisten gefahrdec
war. Gie ist das Gchloß ;u Gera, das bis Ln die Niitce des 15. Iahrhundercs die Ur
kundcn ncnnen. AIs dann, 1450, iin sachsischen Bruderkriegc, die Gcadc Gera von den
Böhmen vollstandig ;erstörc wurde, sank auch jcncs Schloß in Trüinmer und ist nie wieder
aufgebauc worden. Uian nannce seine Ruinc spacer dic ^aselburg, was vielleichc mic dcm
miccelhochdeucschcn hcgesal oder hcisel --- Flechcwcrk ;usammen hing. Dcr um I5ZS
schreibende sogenanncc pirnaische Mönch berichcec über Gera: „Gerawe, eine stac in
 
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