Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 11.1909-1910(1910)

DOI Heft:
Nr. 4-5
DOI Artikel:
Trinius, August: Orlamünde
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.31848#0092

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
82

schlag der Geschichte vergangener Iahlchunderce uinrveht! In den Tagen des Iuni inuß
inan hierher koinincn, rvenn Millionen Heckenrosen iin Saalerale ihre 2lugen aufgeschlagen
haben, Rosen aus allen Gärten dufccn, ain Busen der liederfrohen Nkadchen leuchten, es
rvie Dnft und Rlang und gesattigce Gchdnheit durch die bluhende, selige Welt ziehr! Dann
entfaltec das Saaletal seine hhchsten Reize. Dann rvill uns Grlainünde rvirklich ein Zauber-
sitz bedünken, hinter dessen blühenden Hängen und Büschen das scheue Aind Roinancik
eingeschlafen Lft.

Ienseics älaschhausen rvendet inan sich durch ein heiinliches ävaldcal, unr dann iin
Zickzack die Hochftäche der Bergzunge ;u erkliininen, rvelche das cinftige Burgrevier sorvie
das kleine Gtädtchcn rrägt. Allinählich geht der suininende Hochrvald in eincn verrvilderten
park über. Ein rvundersaines Durcheinander von Blühen und vergehen! Dicht rvuchernde
»Zcckcn, Gestrüpp und Gebüsch, Rasenflächen und Bauingruppen. Gchinetterlinge cauineln
über Bluinen hin, ^uinincln suininen iin Rlee, an beinoosten Mauerrcsten sonnen sich

schillernde Eidechsen. Alle
Pfade sind vergrast, das
schlafcnde Leben noch unhör
barer ;u inachen. Ueber-
bleibsel von Äurgreilen
;eigen sich da und dort, da-
runcer auch ein Pfeilerrest
init der Basis einer Halb-
säule. Deutlich erkennr inan
noch die Spuren der ehc-
nraligen Befcstigung, in die
;ugleich auch das dichc an-
gren;ende Gtädtlein inic ein
geschlossen ivar. Und dann
grüßt uns auf freier Gtellc
ein heller Bau, der leyce
Rest der Gtaininburg dcs
inächtigen Geschlechtes der
Grafcn von Mrlainünde, die Reinenare iin Volksinunde geheißen. Innerhalb des Burg
revicrs niininc sie den östlichen Teil der nach drei Geicen steil abfallenden, felsigen
Hochfläche ein. Vlach Wcsten hin ;iehr sich dann Grlainünde als eine langgestreckcc
Straße hin. Die Scadtkirche init dcin überaus poerischen Gottesacker bildet das Binde
glied ;rvischen Gtadt und Äurg.

Was von letzterer sich noch in unsere Tage hinübcr gercttet hac, nachdein früherc
Iahrhunderce die Gteine von Burg und Befestigungsinaucr ;uin Bau von A.achaus,
Bürgerheiinen und sonstigen Anlagen benutzten, besteht, rvic schon angeführt, nur noch
aus der Reinenate, eincin ivenig schönen, pluinpen Wohncurin, dein l Z. Iahrhunderc cnc
stainincnd, doch haben spätcre Zeiten vielfache Veränderungen ihin ;ugefügt. Dein inächrigen
2Zau fehlcn iin Innern jetzt alle Eluerwändc. Dafür hac inan ivahrscheinlich iin 2lnfange
vorigcn Iahrhundercs, da inan den Bau für landivircschaftliche Zivecke ausnützen ivollte,
Hol;creppcn und Zivischcnböden angelegt. ^eute stehc der Bau unbenutzt, nur der obere
Teil soll für Aufftcllung städtischcr Altertüiner vorbehalten bleiben. Die Fenftcr in dcr
Reinenate, ;uineift rechteckig durchbrochen, andere ivicder ;ugeinauert, sitzen unregelinäßig

2lbb. 51. Orlamünbc. Gesamtansicht vom Hausbcra aus.
 
Annotationen