Deutschen Kunstgenossenschaft es wagte, im Monat November 1914 auf die beiden tüchtigen
Geschästsleute Hodler und Dalcroze einen überschwenglichen Lobesartikel auszunehmen? Aus den
Maler Hodler, den trotz seiner eintönigen Roheiten in unglaublicher Blindheit viele Deutsche für einen
Künstler halten, weil eine rührige Reklame des Kunsthandels sür den lohnenden Vertrieb seiner
Aabrikate eintrat. Weite Kreise unseres Volkes, deren gesundes Urteil nicht durch die Sturzbäche der
seichten Tageskunstschreiberei getrübt war, hatten in ihm sreilich schon lange einen Maler erkannt, der
vergeblich versuchte, durch die Größe der Leinwandsläche über die mangelnde wirkliche „Größe" seiner
unreisen Skizzen zu täuschen.
Der Franzosensreund Iacques Dalcroze andererseits, der nach der Prager Zeitung Iakob Dalkes
heißt und aus Prag stammt, wurde vielfach gutgläubig für einen romanischen Schweizer genommen,
seine Tanzmeisterei aber
sür Ofsenbarung wahrer
Kunst.
Geschästlich waren beide
gleich gewandt, der eine
kopierte seinen mühseligen
Mäher und andere Un-
sörmlichkeiten fabrikmäßig,
— der andere machte außer
in Dresden in der trüb-
seligen Öde von Hellerau
auch an anderen Orten
seine Geschäste auf. Und
solche Leute rühmen die
Blätter einer „Deutschen"
Kunstgenossenschaft, und ein
„deutscher Heimatkalender"
widmet ihm wohlwollende
Worte, nachdem beide
Herren die ganze Ver-
achtung sür die dummen
deutschen Gimpel, die ihnen
in Friedenszeiten auf den
Leim gingen, durch ihre
pöbelhasten Anrempeleien nach der Kriegserklärung zu erkennen gegeben hatten.
Aber auch in anderer Beziehung lernen die Deutschen schwer. Denkmale reden von Roms gewaltiger
Macht durch die Fahrtausende, von Griechenlands Zwergrepubliken und Ägyptens großen Herrschern!
Sollen sie nicht auch von Deutschlands Niesenkrieg reden, gegen den Noms Heereszüge klein werden und
der Griechen selbstgelobte „Stürme im Glase Wasser" an den Mäusekrieg erinnern? — Schon erheben
sich wieder Stimmen, die von selbstbewußter Verewigung unserer Heldentaten abmahnen, in dem schul-
meisterhaften Besserwisserton, der in neuerer Zeit in Kunstsragen und Geschmacksdingen so Mode ge-
worden ist. — Hossentlich ohne Ersolg!
Unsere von krankhafter Formenscheu befallene Bau - Tageskunst, deren gähnende Langweile eine
Ausstellung am Rhein erst kürzlich bewiesen hat, sollte gerade an der großen begeisternden Idee einer solchen
Denkmalskunst genesen können. — Die glorreichen Taten unserer Feldgrauen sind heute noch sast namenlos.
Der neue Krieg der unendlichen Schlachten, der kaum genannten Heersührer, der verschwiegenen Heeres-
leitung bietet dieser Verschwiegenheit halber wenig Tatsachen, wenig Heldenverehrung, stumme Nollen
sür Kaiser,Feldherren und Mannen, und doch sehnt sich das Volk daheim gerade in dem heldenhasten Ringen
»LMlg. B. E.
Abb. 3. Die Ulnchsburg über Rappoltsweiler im Elsatz.
Geschästsleute Hodler und Dalcroze einen überschwenglichen Lobesartikel auszunehmen? Aus den
Maler Hodler, den trotz seiner eintönigen Roheiten in unglaublicher Blindheit viele Deutsche für einen
Künstler halten, weil eine rührige Reklame des Kunsthandels sür den lohnenden Vertrieb seiner
Aabrikate eintrat. Weite Kreise unseres Volkes, deren gesundes Urteil nicht durch die Sturzbäche der
seichten Tageskunstschreiberei getrübt war, hatten in ihm sreilich schon lange einen Maler erkannt, der
vergeblich versuchte, durch die Größe der Leinwandsläche über die mangelnde wirkliche „Größe" seiner
unreisen Skizzen zu täuschen.
Der Franzosensreund Iacques Dalcroze andererseits, der nach der Prager Zeitung Iakob Dalkes
heißt und aus Prag stammt, wurde vielfach gutgläubig für einen romanischen Schweizer genommen,
seine Tanzmeisterei aber
sür Ofsenbarung wahrer
Kunst.
Geschästlich waren beide
gleich gewandt, der eine
kopierte seinen mühseligen
Mäher und andere Un-
sörmlichkeiten fabrikmäßig,
— der andere machte außer
in Dresden in der trüb-
seligen Öde von Hellerau
auch an anderen Orten
seine Geschäste auf. Und
solche Leute rühmen die
Blätter einer „Deutschen"
Kunstgenossenschaft, und ein
„deutscher Heimatkalender"
widmet ihm wohlwollende
Worte, nachdem beide
Herren die ganze Ver-
achtung sür die dummen
deutschen Gimpel, die ihnen
in Friedenszeiten auf den
Leim gingen, durch ihre
pöbelhasten Anrempeleien nach der Kriegserklärung zu erkennen gegeben hatten.
Aber auch in anderer Beziehung lernen die Deutschen schwer. Denkmale reden von Roms gewaltiger
Macht durch die Fahrtausende, von Griechenlands Zwergrepubliken und Ägyptens großen Herrschern!
Sollen sie nicht auch von Deutschlands Niesenkrieg reden, gegen den Noms Heereszüge klein werden und
der Griechen selbstgelobte „Stürme im Glase Wasser" an den Mäusekrieg erinnern? — Schon erheben
sich wieder Stimmen, die von selbstbewußter Verewigung unserer Heldentaten abmahnen, in dem schul-
meisterhaften Besserwisserton, der in neuerer Zeit in Kunstsragen und Geschmacksdingen so Mode ge-
worden ist. — Hossentlich ohne Ersolg!
Unsere von krankhafter Formenscheu befallene Bau - Tageskunst, deren gähnende Langweile eine
Ausstellung am Rhein erst kürzlich bewiesen hat, sollte gerade an der großen begeisternden Idee einer solchen
Denkmalskunst genesen können. — Die glorreichen Taten unserer Feldgrauen sind heute noch sast namenlos.
Der neue Krieg der unendlichen Schlachten, der kaum genannten Heersührer, der verschwiegenen Heeres-
leitung bietet dieser Verschwiegenheit halber wenig Tatsachen, wenig Heldenverehrung, stumme Nollen
sür Kaiser,Feldherren und Mannen, und doch sehnt sich das Volk daheim gerade in dem heldenhasten Ringen
»LMlg. B. E.
Abb. 3. Die Ulnchsburg über Rappoltsweiler im Elsatz.