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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Diez, Ernst: Burgen in Vorderasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0113

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runden Türmen besetzt, deren Spitzen uns in Ochejdir leider nicht mehr erhalten sind. Vier Tore durch-
brechen die Mitten der Ilmsassungsmauern. Der Mauerkern ist 2,75 m stark, steigt heute 10,50 m vom (in-
zwischen erhöhten) Boden auf und bildet oben die Gangbahn des Wehrganges. An diesen Mauerkern legen
sich mit diesem in sesten Verband autzen und innen Arkaden, die die Schildmauern des Wehrganges tragen.
Der Wehrgang ist mit Spitzenbogentonnen überwölbt. Die äutzere Wehrgangmauer ist mit Schietzscharten
durchbrochen, die so tiefe Nischen haben, datz der darin postierte Schütze den Verkehr im Wehrgang nicht
hinderte. Die Scharten verjüngen sich nach autzen bis zu 15 em breiten, 1,05 m hohen Autzenschlitzen; ein
halbkuppelsörmiger Ausschnitt ermöglichte eine Senkung der Schutzbahn bis zu 60",- eine in jeder Nische
angebrachte Senkscharte ermöglichte die Beschietzung des bis zum Futz der Mauer vorgedrungenen Gegners.
Der nicht im Bestreichungsseld der beiden Scharten gelegene 7 m breite Streifen vor den Mauern mutzte
von den Türmen aus ver-
teidigt werden. Die ge-
wölbten Rundgemächer der
Türme erreichte man vom
Wehrgang aus durchTüren.

Iedes Turmgemach hatte
drei Schietzscharten, eine
nach vorn und zwei seit-
liche zur Bestreichung der
Kurtinenselder. Die Eck-
rundtürme hatten deren
füns) sie hatten serner ein
Obergeschotz, ragten also
über den Zinnenkranz des
Wehrganges empor. Die
Tortürme waren dreige-
schossig — ein besonderes
Kennzeichen sast aller persi-
schen sowie der von Persien nach dem Westen übernommenen Tortürme! Aus den nach außen mittels
Fallgattern, nach innen mittels doppelflügliger verschiebbaren Torwegen führten beiderseits Treppen in
die oberen Geschosse und den Wehrgang. Die Wehrganggeschosse der Tortürme sind nach außen mit
türartigen Bogenöfsnungen durchbrochen, durch die man wahrscheinlich aus Senkschartenkanzeln gelangte,
von denen aus die Torfronten vertikal bestrichen werden konnten. Spuren solcher Vorrichtungen sind
noch vorhanden. Tor- und Ecktürme hatten wohl noch osfene zinnenbewehrte Plattformen über den
gedeckten Geschossen. Zinnen sind nicht mehr erhalten, doch nimmt Neuther Stusenzinnen an, weil sie
als Ziersormen vorkommen. Unterhalb des Zinnenkranzes umzog den ganzen Mauergürtel eine
Galerie von Zwergarkaden. Breteschen (oder Maschrabijen?), Zwergarkaden und Stusenzinnen sehen
wir auch am oben hecangezogenen sasanidischen Neliesbild.

In Persien stehen heute noch eine große Anzahl von Burgen, die ähnlichen Zwecken dienten wie
Ochejdir. Sie waren ihren Bewohnern geschützte, gegen leichtere Belagerungen gesicherte Wohnstätten
und gaben mit ihren imposanten Mauern und Türmen ihrem Ansehen entsprechenden Nachdruck. Meist
bildeten sie den besestigten Kopf einer ebenso besestigten Stadt, deren Gouverneur sie bewohnte. Die
hier abgebildeten Burgen von Veramin, Bitlis, Täbris, Nehavend und Sebsewar, die gröhtenteils aus
dem Mittelalter stammen, sind typische Beispiele solcher Bauten (Abb. 65—69). Die Wohnräume
dieser Burgen bildeten nicht selbständige Baukörper im Hos, wie in Ochejdir, sondern waren in den Ver-
band der Festungsmauern mit einbezogen, so datz die Höse sreiblieben und entsprechende Bewegungs-
sreiheit boten. Die Verbreitung dieser Burgen der Ebenen ist in Asien eine ungeheure. Sie reichen vom
Mittelmeer und dem Roten Meer bis China -- monumentale Zeugen einer unzivilisierten Welt, deren
Kulturinseln sich stets gegen feindliche Überfälle schützen mutzten. Nicht nur die Burgen, auch die Kar-

Abb. ös. Die Burg von Nehavend, Persien. (Nach der geichnung von E. Flaudm 1840.)
 
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