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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Diez, Ernst: Burgen in Vorderasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0117

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sällige Baue ohne jeglichenStil, in denen sich wahrscheinlich auch die innere Einrichtung durch großeEinfach-
heit auszeichnete" (Leist 110). Die Burgen von Kars, Phamare im Derialpatz, Kasbek, Duscheli, em georgi-
sches Königsschlotz, Mzchet und Ananur, zwei burgenartig befestigte Klöster mit Kathedralen, Tiflis, Telaw,
Kuteis, Achalzich seien als hervorragende georgische Burgen genannt. Übrigens fehlt es bisher hier wie
auch in Armenien an brauchbaren publizierten Aufnahmen der Burgen. Erst die Veröffentlichung des
reichen, in jahrelanger Arbeit gesammelten Materials des Architekten T. Toromanian wird einen Ein-
blick in die Burgenkunde dieser Länder geben. Das gleiche gilt von Armeno-Kilikien oder Kleinarmenien
mit der alten Hauptstadt Sis, dessen Feudalherren auch im 11.—13. Iahrhundert über mehr als 2O0
Burgen in den wilden Taurustälern geboten.

Sie übertreffen alle anderen Burgen des
Ostens und Westens an Kühnheit und pittores-
ker Grotzartigkeit, wie einige Abbildungen be-
weisen*), so datz man das Vergland von Ar-
meno-Kilikien das Land der Mtterburgen
nennen mützte. Die Herren des Landes hietzen
„Herren der Verge", und seine Könige aus der
Dynastie der Nupinier (1080—1199) wurden
von den Zeitgenossen Könige der Berge ge-
nannt. Den Kreuzfahrern blieb dieses Burgen-
land nicht unbekannt. Kein Geringerer als
Friedrich der Notbart passierte es. Nach dem
Beispiel Balduins, des Bruders von Gottfried
von Bouillon, der die Tochter des rupinischen
Königs Thoros zur Frau nahm und sie auf
den Königsthron von Ierusalem setzte, heira-
teten andere Kreuzfahrerfürsten edle Arme-
nierinnen aus dem Bergland, deren Fürsten
sich mit den Kreuzfahrern zum Kampf gegen
die Sarazenen verbündeten. Von dem ritter-
lichen Leben, das hier schon im I I.Iahrhundert
blühte, den Kämpfen und Kampsspielen, deren
Schauplatz die taurischen Felsburgen waren,
ist uns manches überliefert (vgl. Alishan a. a.

O., S. 39 fs.).

Werfen wir noch einen Blick auf die
Burgen Syriens, die — schon mehrmals
Gegenstand eingehender Studien — neuer-
dings durch van Berchem musterhaft publiziert wurden**). Im klassischen Land des Quadernbaues
aufgeführt, zeichnen sie sich vor allen anderen durch ihre bautechnische Oualität aus. Ferner ver-
danken sie der Nivalität zwischen den Kreuzfahrern und Muselmanen einerseits und der Verschonung
des Landes von den Mongolen ihre relativ gute Erhaltung, die z. T. noch das Studium der Verteidi-
gungsformen bis ins Detail ermöglicht. Von den durch längere Zeit im Besitz der Kreuzfahrer gewese-
nen Burgen Syriens ist Krak des Chevaliers (Hussn el AkrLd) durch Grötze, Schönheit der Ausführung
und Vollkommenheit der Verteidigungswerke das hervorragendste (Abb. 71). Seine Anlage reicht in die
vorlateinische Zeit zurück, seine Ausgestaltung und Glanzzeit erlebte es aber erst nach der Eroberung durch
die Kreuzfahrer 1110, besonders unter den Hospitalitern 1142—1271, wo es der Mamelukensultan Bej-

*) L. Alishan, Lissouan ou L^rinonio Olioio, Venedig, S. Lazare, 1899.

**) G. Ney, Iltucls 8nr 1s8 nionuin. cls ?a.rodit. uulit. cl. oroi868 sn 8^rio, Paris 1881) VoznZs sn 8^rio xar Nax van Lsrodsin
ot Lclni. Latio (Noinoiro3 clo ?in8titut tranoai8 cl^rod. oriont. clu 6airo. Z Bände. (Le Caire 1914.)
 
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