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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Diez, Ernst: Burgen in Vorderasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0118

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bars eroberte. Es war gleichzeitig seudale Burg und Festung; in der letzten Eigenschast war es von großer
Bedeutung als einer der Stützpunkte an der Ostgrenze der Grasschaft Tripoli des lateinischen König-
reiches Ierusalem. Auf dem Plateau eines an drei Seiten isolierten Hügels gelegen, ist die Burg von
zwei Mauern umgeben, die ein breiter, z. T. mit Wasser angefüllter Graben trennt. Die Innenmauer
beherrscht die äuhere mit allen ihren Türmen und umschlietzt die Burgbauten, den grotzen Saal, die Ka-
pelle, das Wohnhaus, die Magazine usw. Ein langer gewölbter, leicht zu verteidigender Gang ist der
einzige Zugang. Im Norden und Westen besteht der Autzenwall aus Mauern mit Rundtürmen gekrönt
von einer Galerie von Pechnasenwarten und Maschikuligalerien, beide Arten hier in Syrien srüher aus-
gebildet als in Frankreich, wohin sie aus Syrien importiert wurden. Die leichter verwundbare Südseite
der Vurg war durch einen riesigen Mittelturm und zwei grotze Ecktürme besonders gut besestigt. Berchem

nimmt z. T. in Übereinstimmung mit Ney an, daß die Kapelle sowie der größte Teil von Nord- und Ost-
front der inneren Ilmsassung dem 12. Iahrhundert, während Süd-und Westsront, sowie der große Saal-
bau und die Zimmer des Turmes K. dem 13. Iahrhundert angehören. Zweimal, 1163 und 1188 wider-
stand Krak den Belagerungen seitens der Muselmanen. Erst 1271 siel es in die Hände des Mamluken-
sultans Beybars. Die zweite Hauptburg der Hospitaliter war Margat, gelegen auf einem Vorgebirge süd-
lich von Lattakieh (Abb. 10). Auch dieses Schloß wurde von den Muselmanen, und zwar 1062 erbaut oder
vielleicht schon restauriert. Iedensalls steht fest, daß Margat ebenso wie Krak und zwei andere spätere
Kreuzsahrerschlösser schon vor Ankunst der europäischen Nitter gebaut waren, daß wir sie also keineswegs
als Kreuzsahrerburgen ansprechen dürsen. Erst 1117/18, nach anderen 1140 kam die Burg in christlichen
Besitz. Saladin stürmte sie 1188 gar nicht, weil er sie für uneinnehmbar hielt. Nach mehreren siegreich
abgewiesenen Belagerungen siel Margat 1285 in die Hände des MamlukensultLns Qalaün. Seine Lage
ist noch günstiger als die von Krak, da das dreieckige Vorgebirge, das ihn trägt, im Norden und Westen
senkrecht abfällt, während die Ostseite durch einen tiefen Graben vom nächsten Gebirgsstock getrennt ist.
Auch hier zwei Mauerringe, der innere Mauerring überragend hoch mit einem mächtigen Turm an der
Südspitze.

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In der Geschichte des Burgenbaues in Westeuropa erscheint im zweiten Viertel des 13. Iahr-
hunderts eine aufsallende Cäsur. Die Technik der Besestigungskunst schnellt mit einem Male von einer
relativ primitiven Stuse zu hoher Vollendung empor. Daß dieser sprunghafte Fortschritt dcr Vermitt-
lung östlicher Burgenbaukunst durch die Kreuzsahrer zuzuschreiben ist, ergibt sich nach den obigen Aus-
sührungen von selbst, ist aber auch in konkreten Fällen beweisbar. Schon Viallet Le Duc hat in seinem
klassischen Dictionnaire de L^Architekture unter Chateau aus die Wahrscheinlichkeit dieses Einslusses hin-
gewiesen, ohne die Baudenkmäler des Ostens noch gekannt zu haben. Der französische Kunstsorscher
 
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