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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0135

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117

Umbauten alles Auszeichnende verloren hat.

Doch mögen namhaste Teile der äußeren Mauern
und manche innere mittelalterlich sein. Der
Grundriß ist ein verschobenes Quadratmit weitem
Innenhose, in den Winkeln Treppentürme.

Mittelalterlich sind auch unbedeutende Teile des
Schlosses Gottorf, das wesentlich ausNenaissance-
bauten besteht, in und vor welche sich ein großer
Barockflügel geschoben hat. Das vorhin genannte
Schloß Brunlund vor Apenrade ist ein heute
charakterloser, fast unscheinbarer Bau, der als
Amtshaus dient, aber ursprünglich aufgesührt
ist als Torhaus sür einen nicht in Stand ge-
kommenen Schloßbau, den 1411 die große Kö-
nigin Margareta 1412) zu errichten begonnen
hat. Von dem königlichen Schlosse Duburg auf der Höhe über Flensburg, das aus gleicher Zeit oder wenig
älter war, hat bis zum Ansange des 20. Fahrhunderts noch eine sehr starke Mauer, 7 Meter hoch, 20 lang,
auf der sonst abgeräumten Fläche gestanden; das Schloß, das wie Gottorf die Erscheinung im Äußeren
wesentlich dem 1b. Iahrhundert verdankte, ist, nachdem es lange Zeit nur dem königlichen Amtmann
zum Sihe gedient hatte, im achtzehnten Aahrhundert abgebrochen worden (siehe über Duburg meine
Abhandlung in der schleswig-holsteinischen historischen Zeitschrift 35, 56 ff.). Demselben Schicksale
sind zu verschiedenen Zeiten die Nenaissanceschlösser der Herzoge zu Tönningen (1580—>1583)
und zu Hadersleben (1557), sowie das königliche zu Tondern verfallen; noch stehen das Husumer
(1577—1582), ein kleines Nachbild des Friedrichsburger Schlosses auf Seeland, aber jeht außerordentlich
vereinfacht und beraubt, das zu Glücksburg (1582—1587), ein vierseitiger Bau unter drei Paralleldächern,
unmittelbar aus großem Teiche aufwachsend, von ziemlich guter Erhaltung, und ein unbedeutendes, 1614
als Witwenhaus aufgeführtes, zu Lügumkloster. Von diesen kommt für uns das zu Tondern insofern in
Betracht, als es, als Schloß des Bischoss von Nipen errichtet, der Anlage nach mittelalterlich gewesen sein
muß; zuleht sreilich erschien es ebenfalls als ein Renaissancebau. In seiner Lage hinter einigermaßen starken
Umfassungsmauern und Wällen, mit besonders starkem Torhause, bietet es auf des Braunius Bilde von
Tondern den Anblick einer wohlbewehrten Wasserburg. Wieviel freilich von dem Bau auf den Herzog
Friedrich (III.) zurückgegangen ist, dem das Schloß 1490 zufiel und der es 1519 verstärkte, woraus es noch
die Rondelle und mit Stücken besehten Wälle erhielt, und wieder 1585 umfassend erneuert ward, ist nicht
mehr festzustellen. Nur vom Torhause steht heute noch ein Teil des Antergeschosses mit seinen Gewölben.
In den Ansichten des Schlosses sind die sich unter dem Dache herumziehenden Reihen der Schießscharten
bemerkenswert (solche Anordnung zeigt auch das Sonderburger Schloß) sowie die verschiedenen Abtritt-
erker am Äußeren. Die Türme, deren das Schloß mehrere gehabt hat, waren schon im 17. Iahrhundert
bis auf den Stumpf eines runden Eckturmes abgetragen.

Die Schleswiger Bischöfe hatten in der Stadt ein einigermaßen geräumiges Wohnhaus, den Bischofs-
hof, von rechteckigem Grundriß, mit Nebengebäuden, namentlich Zehntscheuern und großem Garten;
das Haus ist im Wesentlichen noch erhalten, aber im 17. Iahrhundert umgebaut. Es stammt aus der Zeit
um 1470 und ist ohne Bemerkenswertes,- befestigt war es nicht, jedoch in den Bereich des befestigten Dom-
gebietes angeschlossen. Ihren gewöhnlichen Aufenthalt hatten die Bischöfe in ihren Landbesitzungen.
Die wichtigste ihrer Burgen war die zu Schwabstedt an der Treene, und von dieser, die übrigens zu Zeiten
verpfändet war und als Ausgangsort für Gewalttaten und Räubereien galt, die in diesen Grenzgegenden
der Iüten, Sachsen, Friesen und Ditmarsen eine Zeit lang blühten, haben wir wenigstens ein andeutendes
Bild. Der Turm war bald nach 1372 gebaut. Alles ist bald nach 1730 abgetragen.

Wir erfreuen uns jetzt zum Ersatze für so viel Verlorenes des Anblickes einer wirklichen Ruine von
besonderer Bedeutung. Es sind 1908 die Schutt- und Sandmassen hinweggeräumt, die die tönigliche Burg

Abb. 89. Tondern im 1ö. Zahrhundert. Nach Braun u/Hogenberg.
 
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