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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0136

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118

Glambeck auf Fehmarn so zugedeckt hatten, daß nur ein Turmstumpf hervorragte. Über dies Glambeck ist
im Burgwart 1908 (81 ff.) ausführlich gehandelt. Man konnte damals noch nicht wissen, was die Auf-
räumungsarbeiten ergeben würden, die auch mit einiger Instandsehung verbunden worden sind. Die Burg
ist nun im ganzen Umfange erkennbar, ja gewissennaßen wehrhaft, und es stellt sich zwar von ihrem Aufbau
wenig vor Augen, wohl aber in großer Klarheit die gesamte Anlage.

Die Burg, nach den Himmelsrichtungen orientiert, woran man in diesen Landen überhaupt, auch für
Häuser, festzuhalten liebte, liegt auf der flachen Nehrung zwischen dem Binnensee und der Reede als ein
längliches Viereck. Die Umfassungsmauer hat keine 2lussprünge, abgesehen von einem kleinen, nachträglich
vor das Tor gebauten Zwinger, der sich bis zum Graben vorschob. Sie sitzt auf einem Fuß von unbehauenen
Aündlingen; sie ist aus trefflichen Backsteinen erbaut und durchschnittlich einen Meter hoch erhalten. Rings-
um erstreckt sich eine 6 m breite ebene Fläche oder Berme, an deren Rande ein Zaun aus Psählen oder

eine lebende Hecke gestanden
haben muß. Den tiefen und
breiten Wassergraben, mit
Wasser aus dem Binnensee,
der die eine Seite begrenzt,
halten Futtermauern aus
starken Fündlingen fest. Die
äußere dieser Schutzmauern
hat man sehr bedauerlicher-
undunverständigerweisenicht
wieder ausgesetzt, sondern die
Steine verschleppt und sich
anderweit zunutze gemacht.
Der Aushub des Grabens
bildete außen herum einen
Wall, der auf der Nordseite
den Binnensee, sonst aber
noch einen breiten, ziemlich
seichten äußeren Graben vor
sich hatte, und ohne Zweisel
ein eigenes Gebück trug.

Daß man diesen äußeren Graben, der sehr verflacht, aber doch deutlich genug erkennbar war, bei der
Ausgrabung zur Ausbreitung des Schuttes benutzt und gänzlich verwischt hat, gehört zu den zugleich un-
begreislichen und alltäglichen Ilngeschicklichkeiten, deren gleiche man leider überall bei solchen Anter-
nehmungen, auch den in gutem Geiste geführten, zu beklagen hat. Fast ebenso schlimm ist, daß auch das
liebe Wirtshaus hat erbaut werden müssen, zwar glück'licherweise nicht in der Ruine selbst, aber doch gleich
vor dem Tore, und zwar da, wo ein Hügel ein Annäherungshindernis bildete; es war in diesem Hügel ein
Vorwerkzuvermuten. DieAnlagedesansichhübschen, aber in derflachenLandschast überaus vordringlichen,
übrigens auch überflüssigen und sür seine Arheber eine Quelle der Reue und des Ärgers bildenden Wirt-
schaftsbaues bietet immerhin auch einen Vorteil, den nämlich, daß man von der Höhe seines Turmes aus
die Burg in der Vogelschau in herrlicher Klarheit übersehen kann. Man bemerkt, daß das Burgtor rechts
durch den starken Burgturm der Nordostecke beherrscht war. In der entgegengesetzten Ecke der Burg hat
ein anderer starker Turm von quadratischem Grundrih gestanden. Die Wohngebäude lehnten sich an die
westliche und die nördliche Amfassungsseite, andere an die östliche, den großen sonnigen, gepflasterten
Hof begrenzend. Diese Burg, ohne zugehöriges Landgut, hatte keinen besonderen Wirtschastshof nötig, und
die nicht ausgedehnten Nebengebäude hatten am Hofe Platz, wo sie an der südlichen Mauer und auch wohl
links vom Tore gestanden haben werden. Im wesentlichen dürften dieBauten, etwa abgesehen von den zwei
Türmen, die schon zur ersten Anlage gehört haben und von denen der gröhere nachträglich noch bedeutend

Abb. 90. Die Burg Glambeck. Wiederherstellungsstudie.
 
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