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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0145

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127

Abb. 93. Die drei Burgentypen Schleswig-Holsteins nach Cohausen.

Burgen im Herzogtum Schleswig.

Von Nichard Hauptzu Preetz. tSchlutz.)

n der Nordischen Altertumskunde sagt Sophus Müller über die Vurgwälle im Lande, die
uns so viele Nätsel aufgeben, solgendes: Es ist nicht sicher, ob wir Burgen noch aus heid-
nischer Zeit, also aus dem ersten Fahrtausend, haben. Die ältesten sind Burgplätze auf sestem
Grunde und in erhöhter Lage. Es war auf dem Hügel ein kleiner Platz abzustecken und durch
Abgrabung selbständig zu machen. Die abgegrabene Erde diente teils noch zur Erhöhung
des eingeschlossenen Naumes, teils auch verstärkte sie, wallartig außen herum aufgetragen,
die Tiese des Grabens. Der Hügel, ohne eigenen Wall, bot für die etwa daraus zu errich-
tenden hölzernen Gebäude Platz. Daß er rund war, ergab sich gemeiniglich von selbst.

Allemal war dabei der Graben trocken. Wo die Verteidigung durch Wasser und Sumpf unterstützt
war, schließt man auf spätere Zeit, und so überhaupt, wenn die Schuhwehr durch einen ordentlichen Wall
gebildet ist. Daß aber solche Lage, die ja ost nicht vom Willen, sondern lediglich von den natürlichen und
örtlichen Verhältnissen bestimmt ist, ein ganz sicheres Merkmal der Anterscheidung gäbe, wird man nicht
behaupten können. Einige Sicherheit wird stets erst gewonnen, wenn Bodenfunde die Theorie bestätigen.
Manche der„Burgen" haben auch mehrfach und zu verschiedenen Zeiten gedient. Von manchen auch ist es
zweifelhast, ob sie nicht nur Kriegsschanzen gewesen sind, die gewissermaßen zeitlos sind, ausgeworfen nicht
zur dauernden Bewohnung, sondern zur Wahrnehmung zeitweiliger Zweckmäßigkeit.

So liegen am Afer der Schlei zwei Burgen oder Schanzen, geschlossene Werke, jedes auf einer Halb-
insel in die Enge des Fahrwassers sich hineindrängend; Schwonsburg und Königsburg. Sie gehören ohne
Zweifel zu den zahlreichen Anlagen, durch die sich 1416 der KönigErich, genannt derPommer (1397—1439),
die Schlei dauernd sichern wollte. In der Schwonsburg, die klein ist, liegt nun hinter den Wällen fast ver-
steckt ein friedliches Bauernhaus und blickt auf den nahe gegenüberliegenden Flecken Arnis. Die Königsburg
war besonders stark; sie ward 1417 erfolglos in schwerer Belagerung bestürmt. Sie liegt an der Krümme und
mittlerenVerengung der Schlei, nicht weit von Missunde, das zu allenZeiten ein höchst wichtiger Äbergangs-
punkt gewesen ist. Schon von Knut Laward her waren hier schühende Anlagen vorhanden; wenn berichtet
wird, daß ein fester Turm bei Missunde von Knut erbaut sei, so ist das wohl der an der nahe liegenden
KoselerKirchestehende. DieKönigsburg warvorzwanzigIahrennoch ziemlichunberührt; dann baute sichein
Schleswiger Bürger ein Landhaus hinein. Im wesentlichen ist sie aber auch heute noch erhalten, eine ziem-
lich große, viereckige Schanze mit Wällen und Graben. Gebäude, die sich darin befunden haben, sind
wohl wesentlich aus Holz gewesen, doch hat sich beim Bau des Landhauses ergeben, daß sich min-
dcstens auch ein runder Turm in der Burg befunden hat, unten aus gxobem Feldstein, darüber aus
Backsteinen aufgemauert.

Es hat auch da und dort noch größere Burgen gegeben, zu vergleichen dem Burgwall auf Föhr, und
schwerlich zur Bewohnung bestimmt, sondern nur dazu, in besonderen Fällen der Einwohnerschaft als Zu-
flucht zu dienen. So auf Fehmarn die „Burg", in der Niederung westlich der Vurger Kirche gelegen, nun
aber ganz verschwunden; von ihr hat die Stadt den Namen behalten. Andere Wallanlagen sanden sich am
Westende des Danewerks bei Hollingstedt und an seinem Ostende; die lehtere ist noch erhalten und hat,
offen gegen den Meeresarm, der das Haddebyer Noor heißt, den Hafenplah halbkreisförmig umschlossen,
der sich südlich von Schleswig befand und dem Verkehr zur Ostsee durch die Schlei diente. Solche Wall-
 
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