Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Ritter, Hermann: Burg Rheinfels
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
137

schauende neue Gou-
vernement, die Gar-
nisonkirche, dasLabo-
ratorium, Stockhaus,

Zeughaus, Exerzier-
haus, Bierbrauerei,
den sürstlichen Mar-
stall und nach dem
Gründelbachtale zu
das alte Gouverne-
ment, die ehemalige
Nesidenz der Grasen
von Katzenellenbo-
gen, barg. Westlich
nach der neuen Fe-
stung hin schoben sich
vor das alte Schlotz
eine hohe Batterie,
der hohe Turm, vier
Blockhäuser und ein

Felsenwall, der mehrere Beamtenwohnungen und den mit einem Bassin versehenen Schloßgarten umschloß.

Die Höhe von Werlau beherrschte zwar das Schloß, aber nicht die Festung. Dagegen wurde der
gedeckte Weg vor der letzteren durch die nur etwa 200 Schritt vor ihrem Glacis aufsteigende Höhe von
Biebernheim beherrscht, die jedoch gröhtenteils unterminiert war. Die auf dem rechten Nheinufer über
St. Goarshausen liegende „Katz" hatte als Verteidigungswerk nur beschränkte Werte; sie war klein und
unregelmäßig gebaut. Die eine Viertelstunde rheinab auf dem rechten Ufer liegende „Maus" war nur
noch Nuine. Doch genügten ja die Kanonen von Nheinsels, um einem Feinde ein Festsetzen auf dem
rechten User zu wehren. Äberdies lagen 1794 in St. Goarshausen eine Kompagnie Infanterie, aus dem
Taunushange in Patersberg ein Kommando Husaren, in Wellmich, am Fuhe der „Maus", 80 Österreicher
und auf „Fort Katz" 50 Mann Besatzung unter dem Kapitän von Ende.

Die Besatzung des Nheintels bestand am 1. Oktober 1794 aus 1 Grenadier- und 5 Musketier-Kom-
pagnien (Negiment von Hanstein), 1 Bataillon Infanterie (Lenz) 1 Iäger-Kompagnie, 2 Bataillonen
Landsturm, 1 Kompagnie Artillerie, 1 Eskadron Husaren. Mit der Bürger-Schützenkompagnie von St.
Goar bestand die ganze Besatzung der Festung aus 3260 Mann. Munition und Provinat waren im Kberfluß
vorhanden, so daß man, wenn auch bei dem damaligen Stande der Artilleriekunst vom Aushalten einer
längeren Belagerung angesichts überragender Höhen keine Nede sein konnte, doch hoffen durfte, die
Festung werde sich solange halten bis auf dem von den Franzosen nicht abgeschnittenen rechten Nheinufer
Ersatztruppen heranrücken konnten. Man war um so weniger besorgt um das Schicksal der Festung, als
ihre Verteidigung dem in früheren Kriegen bewährten General von Nesius anvertraut war, dem Männer
zur Seite standen, die sich als Offiziere im nordamerikanischen Feldzuge von 1793 ausgezeichnet hatten.
Dem General von Nesius war vom Landgrafen von Hessen wiederholt der Besehl geworden, die Festung
aufs äußerste und bis zum Eintreffen von Ersatztruppen zu halten und er hatte denn auch hochgemut
erwidert: „Hochfürstliche Durchlaucht, so lange ich in Nheinfels bin, kommt kein Franzose hinein."

Er machte sein Versprechen wahr, die Franzosen kamen erst in die Festung, als er freiwillig abgezogen
war. Bei Nacht und Nebel ist er unglaublicherweise mit der ganzen Garnison ausgerückt. Direkte kriegerische
Nötigung konnte zur Erklärung des verhängnisvollen Entschlusses nicht ins Feld geführt werden. Die
Franzosen waren am 26. Oktober ohne Artillerie vor der Festung und aus der Hunsrückhöhe erschienen,
hatten sich auf unbedeutende Plänkeleien beschränkt und waren in ihrem Lager durch spärliche Bomben-
würfe aus der Festung beunruhigt worden. Am 1. November hatte man einen französischen Tambour

Smlg. B. E.

Abb. 110. Rheinsels von der Landseite aus gesehen. Heutiger Zustand.
 
Annotationen