Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Ebhardt, Bodo: Verkünder der Schönheit deutscher Lande, 1, Otto Ubbelohde
DOI Artikel:
Mielke, Robert: Die Askanierburgen am Werbellin, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0174

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
156

sondern die das tiese und stille Heldenturn unserer blonden deutschen Recken in einem sür den ernst-
haften Beobachter ersreul'chen idealen Bilde würdig wiedergibt. Leider hat ja der Krieg trotz seiner
Größe noch nicht seinen meisterhaften Verkünder unter den Künstlern gesunden.

Die Verlotterung der Zeichenkllnst war viel zu groß, die Faulheit der meisten Maler und
Zeichner wurde zu lange von einer sogenannten Aesthetenpresse als Genialität, die Verrücktheit der
Darstellung als eine neue Kunst gepriesen.

Ietzt findet eine große Zeit ein kleines Künstlergeschlecht — hossentlich nur scheinbar. Möge die
Selbstbesinnung die zweifellos vorhandenen wirklichen künstlerischen Kräste unseres Volkes wieder an
den ihnen gebührenden Platz im deutschen Kunstleben bringen, von dem sie eine internationale Mache
verdrängte. Zu den deutschen Künstlern, auf die wir hoffen, rechnen wir auch Otto Abbelohde.

Die Askanierburgen am Werbellin.

Von Nobert M i e l k e.

2. Werbellin.

aben wir über die frühe Geschichte der Burg Werbellin im Gegensatz zu Grimnitz
reichlich Nachrichten, umso geringer und unbedeutender sind die baulichen Neste, die
eine Vorstellung von der Burg geben könnten. Eine große Anzahl von Arkunden
berichten aus der Glanzzeit der Burg über Ereignisse und Persönlichkeiten, die
mit dem Schlosse verknüpft sind; aber keine erzählt etwas von der Lage oder
den Baulichkeiten des Aürstensitzes. Ilnd wenn nicht die Sage, die treue Hüterin
unserer Vergangenheit, die Erinnerung an Werbellin im Volke festgehalten hätte,
dann wüßten wir vielleicht nicht einmal die Stätte, von der aus die Geschicke der
Mark Uber ein halbes Iahrhundert geleitet worden waren. Haben doch die, mehr mit geschriebenen als
mit topographischen Urkunden arbeitenden Geschichtsschreiber des 18. Iahrhunderts den askanischen
Fürstensitz allen Ernstes in Fehrbellin sehen wollen, obgleich die magna msrioa ^Vordollin mit ihrem
Namen und Schloh Grimnitz mit seinen Bauresten eine breite Grundlage sür die Geschichtssorschung boten.

Auch in seiner geschichtlicheir Bedeutung erscheint Burg Werbellin in wesentlich andcrer Stellung als
Grimnitz. Ist dieses in seinen besten Tagen erfüllt von Minnesang und Nitterklang, von sprühender Lebens-
freude und poetischem Frauen wirken, so herrschte in Werbellin der arbeits- und pflichtenvolle Alltag mit
seinen kühlen Verwaltungsakten, in die ein fröhlicher Klang nur hineintönte, wenn ein sürstlicher Iagdzug
durch die umgebenden Wälder stürmte. Der Kampf der alternden Fürstengewalt mit der aufblühenden
Hanse, die politische Arbeit des deutschen Nitterordens an dcr Weichsel, die wcchselvollen stürmischen Auf-
tritte bei den Kaiserwahlen am Königstuhl zu Nense am Nhcin fanden in Werbellin ihren Widerhall in
emsigen Beratungen und manchen Ilrkunden, die ahnen lassen die starke, kluge Kraftgewalt der askanischen
Markgrafen, bis die, in manchen Beziehungen rätselhaste Natur Waldemars des Großen kaum dreißig-
jährig dem Verhängnis erlag. And mit der letzten Arkunde dieses Fürsten, ausgestellt in seincm Todes-
jahr 1319, entschwindet das Schloß Werbellin völlig aus der Geschichte. Die Mauern sanken und der Erde
Schoß bedeckte schnell, was einst kraftvolles Leben einschloh. Eine andere und trübe Zeit hat eine sommerlich
grünende Decke über die Stätte gespannt, die jahraus, jahrein mit neuem Leben emporwucherte, bis der
letzte aufrechte Stein tief unter Wurzeln und Erde und modernden Pflanzen begraben lag.

Die Burg erhob sich am südlichcn Ende des Werbellinsees anscheinend auf einer natürlichen Sand-
scholle und inmitteh sumpfiger Wiesen, die nur im Südwesten durch einen schmalen, vielleicht künstlicb
geschütteten Ecdwallnmit dem festen Lande zusammenhing. Sie war also gut geschützt, denn auch die Erd-
brücke war durch einen 6 m breiten Graben gesichert. Die Anlage bildete, wie noch aus den Erdwällen
erkennbar ist, ein Viereck von etwa 30 m Länge im Geviert. Sie war daher erheblich kleiner als Grimnitz
 
Annotationen