er von den Brüdern über ihre Lage unterrichtet
worden war, gewann er durch Geschenke einen
bei seinen Landsleuten hoch angesehenen Preu-
ßen, Pomande, der sich bei den Ordensrittern
aufhielt und zum Christentum übergetretcn war,
zu einemVerrat. Pomande ging zu seinen Lands-
leuten und gab vor, er wolle mit ihnen gemeinsam
die deutschen Eroberer vertreiben, er kenne jetzt
ja das tägliche Leben und die Stimmung der
Ordensritter und die schwachen Stellen ihrer
Burg. Die Preußen ließen sich täuschen. Auf
Pomandes Rat versammelten sich die tüchtigsten
Krieger aus den Gauen Warmien, Natangen und
Barten lind zogen vor die Burg. Kaum hatten
sie ein Lager bezogen, da öffneten die Ordens-
brüder die Tore, stürmten mit der ganzen Schar
der Kreuzfahrer heraus und richteten ein so
furchtbares Blutbad unter den Preußen an, daß
— wie die Chronisten berichten — auch nicht einer
voir ihnen entkam. Dann stürmten sie über den
Knüppeldamm gegen die festen Plätze Schran-
denberg und Partegal, eroberten sie, verbrannten
die Befestigungen auf ihnen und machten die Be-
satzungeil nieder.
Otto von Braunschweig blieb das ganze
Fahr 1240 in Balga und unternahm von diesem
Stützpunkt aus Streifzüge in das Innere des
Landes, überall die Preußen zur Unterwerfung
zwingend. Die Niederlage von Balga muß auf
die Preußen lähmend gewirkt haben, denn nir-
gends wird von einem ernstlichen Widerstande
gesprochen. Als Otto Ende des Jahres heim-
kehrte, ließ er den Brüdern in Balga reichliche
Verpflegung, Waffen, Pferde lind sein ganzes
Zagdgerät zurück, mit Hilfe dessen sie, soweit es
die Ordensregeln gestatteten, allerlei Wild für den Bedarf ihrer Niederlassungen erlegten.
Denn die Ordensbrüder hatten in den unterworfenen Gallen sofort feste Burgen angelegt, um die Preußen
in ihrer Untertänigkeit zu erhalten; so wurden in Natangen-Kreuzburg, in Barten-Bartenstein, Rössel, Wisenburg
(wohl das heutige Schippenbeil) lind in Warmien, Braunsberg und Hcilsberg angelegt. Und bald darnach kamen
deutsche Kolonisten, Adlige und Bauern, aus dem Westen in die eben unterworfenen Gebiete und gründeten sich
in dem Neulands eine neue Heimat. Aber froh wurden sie ihres jungen Besitzes noch nicht. Die Preußen suchten
auf alle Weise die fremden Eindringlinge, die ihnen ihr Land nahmen, zu schädigen und zu bedrängen, so daß die
Deutscheil, wie die Chronisten berichten, nur nachts den Acker zu bestellen wagten; und was sie säten, das mühten
die Preußen. Auch die Zwingburgen im Innern des Landes litten manche Not, und nur Balga blieb bei seiner
günstigen Lage der feste Stützpunkt.
And die Not wurde noch größer. Herzog Swantopolk trat 1242 mit den Preußen in Verbindung, um sie zu
einem allgemeinen Aufstand zu veranlassen, dessen Endzweck die völlige Vertreibung des Ordens aus den Gebieten
der Weichsel und des Haffs war. Er selbst setzte von seinen pomercllischen Weichselburgen den Ordensrittern so
arg zu, daß diese ihre Kräfte gegen ihn konzentrieren und die Verbindung mit Balga und den neuen Burgen
lockern mußten. Da erfolgte an einem bestimmten Tage, den Swantopolk selbst angegeben hatte, eine allgemeine
Erhebung der Preußen, sie brachen aus ihren Waldungen hervor, scharten sich zusammen, überfielen die neuen
Siedlungen und vernichteten sic. Dann stürmten sie gegen die vom Orden errichteten Zwingburgen, töteten die
Ritter mit ihren Mannen und machten die Burgen dem Erdboden gleich. Nur Balga vermochte sich in jenen
Gegenden zu halten.
Nach jahrelangen Kämpfen wurde 1249 mit Swantopolk Frieden geschlossen, dem sich auch die an das Haff
grenzenden Gebiete in der Gegend Balgas anschlossen. Die weiter im Innern wohnenden Preußen aber verharrten
in ihrer Feindseligkeit. Daher unternahmen die Komture von Elbing, Christburg und Balga mit ihren Rittern
und Mannschaften einen Vorstoß, der sie tief in das Innere des Landes führte. In ibrem Rücken aber sammelten
sich die Preußen zu großen Heerhausen, schnitten ihnen bei dein Dorfe Krücken den Rückweg ab und metzelten sie
alle nieder. Noch einige Jahre vergingen, bis völlige Ruhe hergestcllt zu sein schien.
Die Bedrohung und teilweise Vernichtung des jungen Christentums durch die Heiden veranlaßt«: die Kirche
Deutschlands, den Kreuzzug gegen die Preußen zu predigen. So kam im Winter 1254/65 König Ottokar II. von
Böhmen mit einem zahlreichen Krcuzfahrerhccr dem Orden zu Hilfe, so daß man nun den lange gehegten Plan,
Abb. S. Balga. Vorburgruine, Torseite von außen.
worden war, gewann er durch Geschenke einen
bei seinen Landsleuten hoch angesehenen Preu-
ßen, Pomande, der sich bei den Ordensrittern
aufhielt und zum Christentum übergetretcn war,
zu einemVerrat. Pomande ging zu seinen Lands-
leuten und gab vor, er wolle mit ihnen gemeinsam
die deutschen Eroberer vertreiben, er kenne jetzt
ja das tägliche Leben und die Stimmung der
Ordensritter und die schwachen Stellen ihrer
Burg. Die Preußen ließen sich täuschen. Auf
Pomandes Rat versammelten sich die tüchtigsten
Krieger aus den Gauen Warmien, Natangen und
Barten lind zogen vor die Burg. Kaum hatten
sie ein Lager bezogen, da öffneten die Ordens-
brüder die Tore, stürmten mit der ganzen Schar
der Kreuzfahrer heraus und richteten ein so
furchtbares Blutbad unter den Preußen an, daß
— wie die Chronisten berichten — auch nicht einer
voir ihnen entkam. Dann stürmten sie über den
Knüppeldamm gegen die festen Plätze Schran-
denberg und Partegal, eroberten sie, verbrannten
die Befestigungen auf ihnen und machten die Be-
satzungeil nieder.
Otto von Braunschweig blieb das ganze
Fahr 1240 in Balga und unternahm von diesem
Stützpunkt aus Streifzüge in das Innere des
Landes, überall die Preußen zur Unterwerfung
zwingend. Die Niederlage von Balga muß auf
die Preußen lähmend gewirkt haben, denn nir-
gends wird von einem ernstlichen Widerstande
gesprochen. Als Otto Ende des Jahres heim-
kehrte, ließ er den Brüdern in Balga reichliche
Verpflegung, Waffen, Pferde lind sein ganzes
Zagdgerät zurück, mit Hilfe dessen sie, soweit es
die Ordensregeln gestatteten, allerlei Wild für den Bedarf ihrer Niederlassungen erlegten.
Denn die Ordensbrüder hatten in den unterworfenen Gallen sofort feste Burgen angelegt, um die Preußen
in ihrer Untertänigkeit zu erhalten; so wurden in Natangen-Kreuzburg, in Barten-Bartenstein, Rössel, Wisenburg
(wohl das heutige Schippenbeil) lind in Warmien, Braunsberg und Hcilsberg angelegt. Und bald darnach kamen
deutsche Kolonisten, Adlige und Bauern, aus dem Westen in die eben unterworfenen Gebiete und gründeten sich
in dem Neulands eine neue Heimat. Aber froh wurden sie ihres jungen Besitzes noch nicht. Die Preußen suchten
auf alle Weise die fremden Eindringlinge, die ihnen ihr Land nahmen, zu schädigen und zu bedrängen, so daß die
Deutscheil, wie die Chronisten berichten, nur nachts den Acker zu bestellen wagten; und was sie säten, das mühten
die Preußen. Auch die Zwingburgen im Innern des Landes litten manche Not, und nur Balga blieb bei seiner
günstigen Lage der feste Stützpunkt.
And die Not wurde noch größer. Herzog Swantopolk trat 1242 mit den Preußen in Verbindung, um sie zu
einem allgemeinen Aufstand zu veranlassen, dessen Endzweck die völlige Vertreibung des Ordens aus den Gebieten
der Weichsel und des Haffs war. Er selbst setzte von seinen pomercllischen Weichselburgen den Ordensrittern so
arg zu, daß diese ihre Kräfte gegen ihn konzentrieren und die Verbindung mit Balga und den neuen Burgen
lockern mußten. Da erfolgte an einem bestimmten Tage, den Swantopolk selbst angegeben hatte, eine allgemeine
Erhebung der Preußen, sie brachen aus ihren Waldungen hervor, scharten sich zusammen, überfielen die neuen
Siedlungen und vernichteten sic. Dann stürmten sie gegen die vom Orden errichteten Zwingburgen, töteten die
Ritter mit ihren Mannen und machten die Burgen dem Erdboden gleich. Nur Balga vermochte sich in jenen
Gegenden zu halten.
Nach jahrelangen Kämpfen wurde 1249 mit Swantopolk Frieden geschlossen, dem sich auch die an das Haff
grenzenden Gebiete in der Gegend Balgas anschlossen. Die weiter im Innern wohnenden Preußen aber verharrten
in ihrer Feindseligkeit. Daher unternahmen die Komture von Elbing, Christburg und Balga mit ihren Rittern
und Mannschaften einen Vorstoß, der sie tief in das Innere des Landes führte. In ibrem Rücken aber sammelten
sich die Preußen zu großen Heerhausen, schnitten ihnen bei dein Dorfe Krücken den Rückweg ab und metzelten sie
alle nieder. Noch einige Jahre vergingen, bis völlige Ruhe hergestcllt zu sein schien.
Die Bedrohung und teilweise Vernichtung des jungen Christentums durch die Heiden veranlaßt«: die Kirche
Deutschlands, den Kreuzzug gegen die Preußen zu predigen. So kam im Winter 1254/65 König Ottokar II. von
Böhmen mit einem zahlreichen Krcuzfahrerhccr dem Orden zu Hilfe, so daß man nun den lange gehegten Plan,
Abb. S. Balga. Vorburgruine, Torseite von außen.