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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 4
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Fischer, Karl Theodor: Mainzer römische Baudenkmäler im Gewande des neuzeitlichen Bebauungsplanes
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0049

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die richtige Linienführung ausfindig zu machen. Hierbei sei noch darauf hingewiesen, daß den römischen Lager-
gründungen die geradlinige Mauer- und Straßenführung bei rechtwinklig sich schneidender Austeilung eigentümlich
ist. Schon lange vor den Römern kennen wir von den Städten aus der ägyptischen, babylonischen und frühhelle-
nischen Zeit die geradlinige Straßenführung und den Schematismus der Baublockaufteilung. Die mittelalter-
lichen regelmäßigen Stadtgrundrisse sind eine Erscheinung auch bei den Städten Nord- und Ostdeutschlands, oder
besser gesagt, rechts der Elbe und Saale,' der im 17. Jahrhundert in Deutschland austretende landesfürstliche
Städtebau hat gleichfalls von geradlinigen, rechtwinklig sich schneidenden Straßennetzen ausgiebigen Gebrauch
gemacht, während der im 19. Jahrhundert einsetzende neuzeitliche Städtebau die Anwendung der geraden und
gekrümmten Straße von Zweckmäßigkeit!)- und Schönheitsfragen abhängig zu machen beflissen ist. Nur den:
mittelalterlichen Städtebau im Süden und Westen Deutschlands blieb die Sonderstellung der unregelmäßigen und
gekrümmten Straßenführung im Stadtplane
Vorbehalten. Eine Ausnahme machen aber die
aus Nömerlagergründungen hervorgegangenen
Städte wie Straßburg, Köln, Metz, deren Alt-
stadtkern die geradlinigen Gründungsstraßen er-
kennen läßt. Die Breitestraße, die Hohestraße
zu Köln liegen heute noch im Zuge der die ehe-
maligen Tore verbindenden Römerstraßen.
2. Die Römische Wasserleitung.
Die geringe städtebauliche Ausbeute beim
Lastrmu wird reichlich erseht durch die Pfeiler
der im 1. Jahrhundert nach Ehr. von der XIV.
Legion erbauten römischen Wasserleitung. Ihre
Richtung ist, vgl. Abb. 17. orientiert auf die
Lorta vokumLUÄ des 6s.strum8, dessen Wasser-
versorgung Zweck der Anlage gewesen ist. Das
Wasser wurde gewonnen aus dem Quellenge-
biete zwischen Drais und Finthen. — Die
Weiterleitung geschah im Hochgebiete mittelst
einer unterirdischen mit Deckeln versehenen
Rinne aus rotem Sandstein von 30 om aus
10 om rechteckigem Querschnitte. Mit Beginn
der Bodensenke beim FintherBerge verwandelte
sich die Leitung in eine oberirdische durch Lage-
rung eines Kanales aus Pfeilern, deren Fuchs
über 500 angenommen hat und die beim Über-
schreiten des Zahlbachertales an der tiefsten
Bodensenke 128 Fuß (ca. 39 Meter) hoch ge-
wesen sein sollen. Fuchs gibt die Höhe des
Kanals über dem Pfeilerbogen, dem offenbar
mehrere Seitenkanäle zugesührt wurden, als
6 Schuh 1,8tz m hoch an bei einer Bedeckung
von 1 Schuh Stärke — 0,31 in. Ähnliche
Höhenmaße hatten die Gerinne anderer rö-
mischer Aquädukte, so waren es bei der „Marcia"
1,70 m, die Gerinne der „Julia" und „Virgo"
hatten Höhen von 1,40 m bezw. 2,0 m. Der von
Kaiser Claudius erbaute Aquädukt „^nio novus"
wies sogar eine Gerinnenhöhe von 2,70m auf. Das Ende der Leitung bildete alten Aufzeichnungen zufolge ein
Teich, der als Ausspeicherungs- und Entnahmebehälter diente. Fuchs nennt ihn vrusi laous und verweist auch
aus einen ehemals daselbst befindlichen Ablaufkanal für das Wasser. Ob aber dieser Aufspeicherungsbehälter
gemauert war wie andere römische Behälter an den Aquädukten der im 2. Jahrhundert v. Ehr. zu Rom er-
bauten vorerwähnten „Marcia" und der von Agrippa errichteten „Julia", ist noch dahingestellt. Die Länge der
Leitung betrug 4,5 Irin.
Von den Pfeilern (siehe Abb. 19) stehen zurzeit noch 59; einige sehen gerade noch aus dem Boden heraus,
die Höhen der anderen liegen zwischen 2—10 m, ihre Abstände betragen im Mittel 5 in. Sie enthalten Guß-
mauerwerk, dessen Quaderverkleidung in früheren Jahren abgebrochen und zu Hausbauten Verwendung gesunden
hat; an einem Pfeiler ist noch die Verkleidung, bestehend aus kleinen Quadern mit Fugenputz, zu erkennen. Die
jenseits der Unteren Zahlbacherstraße auf dem zum Oastruin emporgehenden Hang befindlichen Pfeiler mußten
dem ehemaligen Kloster Dalheim Platz machen, dessen Mauerreste von den Franzosen im Jahre 1810 abgetragen
worden sind.
Die Wasserleitung ist in Abb. 17 im größeren Maßstabe zu ersehen mit dem neuausgestellten Bebauungs-
pläne. Der letztere hat die öffentliche Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße aus sich gelenkt. Zwar war der

Abb. lö. Das Drususdenkmal nach dem Werke von Huttich
über Mainz 1520.
 
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