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Chronik der Stadt Heidelberg — 18.1910 (1913)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2734#0077
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von 10 Garben, während er in guten Iahren von der gleichen
Menge einen Zentner liefert.

Viel geringer als der Äafer sind die andern Lalmfrüchte
geraten, sehr gering die Gerste, die dann auch im Preise
stark zurückging. Der Doppelzentner Gerste, der in den leyten
Iahren mit 18—20 Mk. bezahlt wurde, galt 11 — 12 Mk. und
stieg schließlich langsam auf 13—15.75 Mk., so daß von einem
Gewinn gegemiber den Ausgabeansätzen und dem Bodenzins
kaum die Rede sein kann.

Die Kauptbrotfrüchte, Weizen, Spelz und Korn, blicben
ebenfalls meift stark unter dem Durchschnitt der Ernteergebnisse.

Wie das Getreide, so litt namentlich auch das Äeu durch
das lange Regenwetter und die Äberschwemmungen durch lyoch-
und Druckwafser. Die löeuernte hat sich daher außerordentlich
verschleppt, und die erhofften reichen Grträge des ersten Schnittes
sind durch das lange Lagern auf den überschwemmten Wiesen
entweder ganz zugrunde gegangen oder wertlos geworden. Die
Kleesaaten haben Nvt gelitten durch das Auftreten einer
Krankheit des Klees, des Kleeteufels oder Kleewürgers.

Der Ausfall der Kattoffelernte, die durch den naffen
Sommer ebenfalls stark beeinträchtigt wurde, war gan; un-
günstig. Wegen der Näffe auf den Kartoffeläckern waren auch
die lyackarbciten fast ganz unmöglich, so daß die ^lcker von
Llnkraut überwuchert wurden. Lluf diese Weise wurden der
Ertrag und die Beschaffenheit der Kartoffeln stark herunter-
gedrückt und der Erkrankungsprozentsatz, der sonst bei einem
zehnjährigen Durchschnitt 4,2 o/i, bettägt, stieg infolge der Nässe
in diesem Jahre auf l2"/o. Darum stiegen im Laufe des Iahres
auch die Kartoffelpreise erheblich, nämlich von 6.50 Mk. auf
9 Mk. der Doppelzentner.

Der Tabak, der in unserer Gegend eine sehr wichtige Ein--
nahmequelle bildet, und die Kopfen haben unter der Llngunst
der Witterung ebenfalls stark gelitten.

Ganz besvnders verderblich war der naffe Sommer dem
Weinbau. Die andauernde Näffe hat das Auftreten von Krank
heiten bei den Reben überall begünstigt, und so sind sie vom
Keu- und Sauerwurm, kervnospora und Oiäium schwer heim-
 
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