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Chronik der Stadt Heidelberg — 18.1910 (1913)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2734#0085
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Schon am 1. und 2. Februar hatte die erfte Zählung statt-
gefunden. Obwohl sie am 4. Februar abends abgeschlossen sein
sollte, sind doch noch die am Samstag, 5. Februar, eingegan-
genen Zählbogen mitgezählt worden, und mit diesen betrug die
Gesamtzahl der Arbeitslosen 155. Bei dieser Zählung haben
auch der Gewerkverein und das Gewerkschaftskartell mitgewirkt,
indem sie eine Anzahl von Arbeiter-Vertretern als Äilfsmann-
schaften in den Dienst des Zählungsgeschäftes gestellt haben.

Llm auch einmal festzustellen, wie sich die Arbeitslofigkeit
im Sommer gestaltet, hat der Stadtrat sodann vom 14.—16.
September eine Zählung der Arbeitslosen veranstaltet. Wie
im Februar haben auch bei diesen Erhebungen die hiesigen
Gewerkschaften wieder mitgewirkt dadurch, daß sie Äilfsmann-
schaften gestellt haben, die die Arbeitslosen in ihren Wohnungen
aufgesucht und zum Erscheinen an der Zählstelle aufgefordcrt
haben. Die Zählung hat eine Gesamtzahl von 52 Arbeitslosen
ergeben.

Ein erheblicher Notstand infolge Mangels an Arbeits-
gclegenheit ist durch die drei Zählungen also nicht festgestellt
worden.

Die Aussperrung im Vaugewerbe dauerte vvm 15. April
bis 6. Zuli 1910. Der mit den Arbeiterorganisationen ab-
gcschlossene Vertrag war am 1. April 1910 abgelaufen. Eine
neue Einigung konnte nicht erzielt werden. So erfolgte
über ganz Deutschland eine Aussperrung der organisierten Bau-
arbeiter.

Der Streik wurde durch einen Tarifvertrag beendet, der
folgende Löhne festsetzte:

Maurergesellen mit sofortiger Wirkung 51 Pfennig
vom 1. April 1911 an 53 „

vom I. April 1912 an 55 „

Bauhilssarbeiter mit sosortiger Wirkung 39 „

vom 1. April 1911 an 41 „

voni 1. April 1912 an 43 „

Leider kam es während des Streikes zu einer großeu
Anzahl von Belästigungen Arbeitswilliger, hauptsächlich im
 
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