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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

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Kolbe, Peter: Das Bindungsmodell virtueller Gegenständlichkeit - ein Beitrag zur Gestaltung von virtuellen 3D-Szenarien und Interaktionsräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0099

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dungsmodells virtueller Gegenständlichkeit
lassen sich in einfacher Weise Konfliktklassen
zwischen Nutzerwelt und Computerwelt auf-
zeigen. Es sind die Konflikte zwischen der
mentalen Bindung von Merkmalsklassen im
Objektbegriff und der rechnerinternen Bin-
dung von Eigenschaftsklassen im virtuell ge-
genständlichen Objektmodell. Sie verursa-
chen die 'Kluft' der Handlungsausführung
und -auswertung nach Norman [Norm89j.
Die Konflikte sind stets dann vorprogram-
miert, wenn der Entwurf der Benutzungs-
oberfläche eines Computers (bewußt oder
unbewußt) artfremde oder zufällige Bindun-
gen für die 'Objektmodelle'dieser Oberfläche
zugrundelegt und diese Bindungen im
Wiederspruch stehen zu den mentalen Bin-
dungen wie sie im Umgang mit unserer na-
türlichen Umgebung oder einer künstlichen,
fachspezifischen Konvention erlernt wurden.

Die Stärke des Konfliktes ist davon abhängig,
in welchem Maße die einzelnen Komponen-
ten der jeweiligen Bindung nicht übereinstim-
men.

Unterschwellige Konfliktfälle (Unsicherhei-

ten) sind alltägliche Praxis; hier bestimmen
geringfügige Unterschiede zwischen den ein-
zelnen Komponenten den Konflikt. So sehen
die meisten 'Kaffeemaschinen' etwa gleich
aus (zumindestsind sie in ihrem Erscheinungs-
potential so gleichartig, daß sie ohne Problem
als solche erkannt werden!), ihre Funktion ist
ebenfalls nahezu gleich und zusätzlich sind
die wesentlichen Handlungsweisen gleichar-
tig. Hier wird variierend gesucht und die Un-
sicherheiten sind in der Regel schnell beho-
ben.

Schwache Konfliktfälle sind dadurch be-
stimmt, daß nur eine der Komponenten nicht
übereinstimmt:

- Handlungen stimmen nicht, Funktion(en)
und Erscheinung stimmen überein;

- Erscheinung stimmt nicht, Funktion(en)
und Handlung(en) stimmen überein;

- Funktion(en) stimmen nicht, Erscheinung
und Handlung(en) stimmen überein.

Schwache Konfliktfälle sind gleichfalls eine
häufige Erscheinung unseres Alltagslebens.
So sind z.B. Funktion und das globale Erschei-
nungsbild aller Flüssigseifen-Automaten in
den Toiletten und Waschräumen öffentlicher

Mentaler
Objektbegriff
des Menschen

Virtuelles
Objektmodell
der Computerwelt

Abbildung 6: Das 'HUMAN - COMPUTER - INTERFACE'

auf der Basis einer korrespondierenden Bindung von Merkmals- und Eigenschaftsklassen

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