Deutsche Kunst.
Drrtin. — Die Kun st geschichtliche Gesellschaft wird, wie bereits
in den Jahren 1890 und !8S2, auch in diesem Jahre, in den Monate» Mai
und Juni, in den Sälen der Akademie, Unter den Linden, eine Ausstellung
von Kunstwerken aus Berliner Privatbesitz veranstalten. Ls werden
dieses Mal Merke der Renaissance und des Mittelalters ausgestellt werden.
Ls hat sich zu diesem Zwecke ein Lomite gebildet, dessen Vorsitz Herr Ge-
heimrath Rode übernommen hat.
Nachdem die Lnthüllung der ersten drei Standbilder der Sieges-
allee mehrere Male verschoben werden mußte, weil sich die Fertigstellung der
Gruppen verzögert hatte, konnte endlich die Lnthüllung der Denkmäler (Otto
des Lrsten von Unger, (Otto des Zweiten von Uphues und Albrecht
des Zweiten von Böse in
Gegenwart des Kaiserpaares
stattfinden. Die Standbilder,
welche wir seiner Zeit, wie
erinnerlich sein dürste, ausführ-
lich beschrieben haben, wirken in
den taxusumbuschten halbkreis-
förmigen gärtnerischen Anlagen
vorzüglich, wenn sich auch über
die chronologische Anordnung
vom künstlerischen Standpunkt
aus Bedenken geltend machen.
Die Reihenfolge der Denkmäler
ist nämlich derartig bestimmt,
daß bei der Siegessäule auf der
rechten Seite der Allee beginnend
und vom Mrangelbrunnen aus
auf der rechten Seite zurückgehend
die Fürstenstandbtlder nach den
Zeiten der Regierung der Dar-
gestellten errichtet werden, so
daß also gegenüber der Statue
(Otto des Lrsten die Milhelm
des Lrsten ihren Platz finden
würde. Richt nur die Stilarlen,
sondern auch die ganze Zeit-
epoche, die sich in dem Ab-
gebildeten wiederspiegelt, stehen
nun in einem derartig auffälligen
Kontraste, daß dadurch unbedingt
eine ungünstige Einwirkung auf
die Kunstwerke selbst hervor-
gerufen werden muß. Dieser
Fehler wäre zu vermeiden, wenn
man sich entschließen würde, die
Bildwerke in einander gegenüber-
liegende Gruppen zusammen-
zufassen, so daß also die jemals
benachbarten Denkmäler gleich
im Stil und gleich in der kunst-
und Jeitepoche sind und so eine
künstlerische Zusammengehörigkeit
geschaffen wird, welche die Wirkung dec wecke nur heben kann.
Auch der Reubau des Vereins Hauses der Berliner Künstler
(Bellevuestraße 3) schreitet rüstig vorwärts, und dürfte im Aeußeren bald
vollendet sein. Das Vorderhaus wird, unter Beibehaltung eines Theiles der
Facade, in seinem Kellergeschoß zu Lagerräumen für die Ausstellung und zu
Mirthschaftsräumen verwendet. Das (Obergeschoß enthält einen stattlichen Fest-
saal mit Bühne und Ankleideräumen, durch (Oberlicht beleuchtet. Der nach
rückwärts gelegene (Erweiterungsbau ist in sehr geschickter und wirkungsvoller
Anordnung durch ein stattliches Treppenhaus mit dem Vorderhause verbunden.
Der Lrweiterungsbau enthält im Untergeschoß Kneipräume nebst Kegelbahnen,
im darüberliegenden Geschosse die vom Treppenpodest zugänglichen, in mehrere
Säle mit (Ober- und Seitenlicht zerfallenden Ausstellungsräume, ferner die
Bibliothek und die Verwaltungsräume. In einem anderen Geschosse des
Vorderhauses ist die Kostümkammer u. s. w. untergebracht. Hinter dem Lr-
weiterungsbau ist noch ein etwa IO Meter breiter und die ganze Tiefe des
Grundstücks einnehmender Garten übrig geblieben, so daß der Künstlerverein
über Raummangel kaum zu klagen haben dürste.
Dresden. — Zum zweiten Male binnen Jahresfrist genießt im Sächfisch en
Kun st verein ein Lpkius von Rapoleonsbildern Gastrecht, werestschagin
ist (Oskar Rex gefolgt, ein noch junger Prager Künstler, der auf 19 (Oel-
gemälden in meist kleinem Format das Leben des großen Torsen in seinen
bedeutendsten Momenten festzuhalten sucht. In welch unendlichen Variationen
ist der Welteroberer nicht bis jetzt schon gemalt worden; von Gerard und
David bis zu werestschagin und Rex — sie haben ihn alle verschieden gesehen:
Jeder hat sein Thema anders behandelt und die Macht der großen Persönlichkeit
in besonderer weise auf sich einwirken lassen. Aber man verlangt von dem
Künstler, der das Rapoleons-Thema behandelt, von vornherein mehr; er muß
auf jeden Fall packen, uns etwas mehr als bloße Thatsachen berichten, und
man kommt bei Rex bisweilen
auf den Gedanken, daß er nur
darum das Allzumenschliche an
dem Außerordentlichen betont
habe, weil er das Uebermensch-
liche seines Genies nicht darstellen
wollte oder konnte. Der Gefähr-
der Anlehnung an berühmte
Muster ist dec Maler, dank seinem
nicht sonderlich hohen Stand-
punkt, ans diese weise so ziemlich
entgangen. — In den übrigen
Sälen des Kunstvereins sind eine
Reihe neuer Sonderausstellungen
aufgestellt worden, von denen
die von G. Guignard (Paris)
und die von will); Wunder -
wald (Düsseldorf) das meiste
Interesse gewinnen.
Sehr gut besucht ist auch
die Ausstellung der Gemälde
Lerliner künstlertm kunst -
salon Lrnst Arnold. Reucr-
dings sind mehrere neue Stücke
eingetroffen, darunter eine große
Havellandschaft von Philipp
Frank und drei Pastelle von
Franz Skarbina, die Motive
aus Berlin und (Ostende behan-
deln. Im weißen kabinet sind
interessante Radierungen von H.
Hirzel, PH. Frank, w. Leistikow
sowie eine Sammlung von neuen
Steindrucken der Berliner Künst-
lerin Lornelia paczka ausgelegt.
— Line zweite interessante Aus-
stellung hat die Hofkunsthand-
lung Lrnst Arnold in ihrem Sa-
lon (Schloßstraße) veranstaltet.
Ls sind moderne Skulpturen
vereinigt, deren Mittelpunkt eine
Llfenbeingruppe „In Koc 8ißnc>
vincs8" von L. van der Stappen ist, wie denn die Belgische Skulptur
überhaupt in Dresden eifrige Anerkennung findet.
München. — Den Mittelpunkt der Ausstellung im Kunstverein bilden
die Landschaften von Hermann Urban, der mit dieser Kollektivausstellung
dem Münchener Publikum zum ersten Male einen vollen Linblick in sein
Schaffen und wollen giebt. Urban arbeitet mehr direkt vor der Ratur als
Böcklin, den die absolute Cigenart seiner schöpferischen Kraft von diesem Theile
des malerischen Schaffens entbindet; überhaupt sucht der jüngere Maler den
großen Meister nicht in den Dingen zu erreichen oder, nach Schülerart, gar
zu übertrumpfen in dem, worin er unerreichbar ist und geradezu eine Gefahr
für gedankenlose Rachtreter. Urban hat seine eigene Raturauffassung und
Farbengebung, enger gewiß als die allumfassende Löcklins, aber in ihrer
Begrenzung durchaus nicht einseitig, immer ehrlich und darum fesselnd. Lr
schildert nicht sowohl die überströmende Fmlle des Lebens, des Lichtes und der
Farben, wie sie in der italienischen Ratur sich offenbart — denn zu dieser
zieht es ihn mit angeborenem Drange — sondern ihre schweigende Größe,
Drrtin. — Die Kun st geschichtliche Gesellschaft wird, wie bereits
in den Jahren 1890 und !8S2, auch in diesem Jahre, in den Monate» Mai
und Juni, in den Sälen der Akademie, Unter den Linden, eine Ausstellung
von Kunstwerken aus Berliner Privatbesitz veranstalten. Ls werden
dieses Mal Merke der Renaissance und des Mittelalters ausgestellt werden.
Ls hat sich zu diesem Zwecke ein Lomite gebildet, dessen Vorsitz Herr Ge-
heimrath Rode übernommen hat.
Nachdem die Lnthüllung der ersten drei Standbilder der Sieges-
allee mehrere Male verschoben werden mußte, weil sich die Fertigstellung der
Gruppen verzögert hatte, konnte endlich die Lnthüllung der Denkmäler (Otto
des Lrsten von Unger, (Otto des Zweiten von Uphues und Albrecht
des Zweiten von Böse in
Gegenwart des Kaiserpaares
stattfinden. Die Standbilder,
welche wir seiner Zeit, wie
erinnerlich sein dürste, ausführ-
lich beschrieben haben, wirken in
den taxusumbuschten halbkreis-
förmigen gärtnerischen Anlagen
vorzüglich, wenn sich auch über
die chronologische Anordnung
vom künstlerischen Standpunkt
aus Bedenken geltend machen.
Die Reihenfolge der Denkmäler
ist nämlich derartig bestimmt,
daß bei der Siegessäule auf der
rechten Seite der Allee beginnend
und vom Mrangelbrunnen aus
auf der rechten Seite zurückgehend
die Fürstenstandbtlder nach den
Zeiten der Regierung der Dar-
gestellten errichtet werden, so
daß also gegenüber der Statue
(Otto des Lrsten die Milhelm
des Lrsten ihren Platz finden
würde. Richt nur die Stilarlen,
sondern auch die ganze Zeit-
epoche, die sich in dem Ab-
gebildeten wiederspiegelt, stehen
nun in einem derartig auffälligen
Kontraste, daß dadurch unbedingt
eine ungünstige Einwirkung auf
die Kunstwerke selbst hervor-
gerufen werden muß. Dieser
Fehler wäre zu vermeiden, wenn
man sich entschließen würde, die
Bildwerke in einander gegenüber-
liegende Gruppen zusammen-
zufassen, so daß also die jemals
benachbarten Denkmäler gleich
im Stil und gleich in der kunst-
und Jeitepoche sind und so eine
künstlerische Zusammengehörigkeit
geschaffen wird, welche die Wirkung dec wecke nur heben kann.
Auch der Reubau des Vereins Hauses der Berliner Künstler
(Bellevuestraße 3) schreitet rüstig vorwärts, und dürfte im Aeußeren bald
vollendet sein. Das Vorderhaus wird, unter Beibehaltung eines Theiles der
Facade, in seinem Kellergeschoß zu Lagerräumen für die Ausstellung und zu
Mirthschaftsräumen verwendet. Das (Obergeschoß enthält einen stattlichen Fest-
saal mit Bühne und Ankleideräumen, durch (Oberlicht beleuchtet. Der nach
rückwärts gelegene (Erweiterungsbau ist in sehr geschickter und wirkungsvoller
Anordnung durch ein stattliches Treppenhaus mit dem Vorderhause verbunden.
Der Lrweiterungsbau enthält im Untergeschoß Kneipräume nebst Kegelbahnen,
im darüberliegenden Geschosse die vom Treppenpodest zugänglichen, in mehrere
Säle mit (Ober- und Seitenlicht zerfallenden Ausstellungsräume, ferner die
Bibliothek und die Verwaltungsräume. In einem anderen Geschosse des
Vorderhauses ist die Kostümkammer u. s. w. untergebracht. Hinter dem Lr-
weiterungsbau ist noch ein etwa IO Meter breiter und die ganze Tiefe des
Grundstücks einnehmender Garten übrig geblieben, so daß der Künstlerverein
über Raummangel kaum zu klagen haben dürste.
Dresden. — Zum zweiten Male binnen Jahresfrist genießt im Sächfisch en
Kun st verein ein Lpkius von Rapoleonsbildern Gastrecht, werestschagin
ist (Oskar Rex gefolgt, ein noch junger Prager Künstler, der auf 19 (Oel-
gemälden in meist kleinem Format das Leben des großen Torsen in seinen
bedeutendsten Momenten festzuhalten sucht. In welch unendlichen Variationen
ist der Welteroberer nicht bis jetzt schon gemalt worden; von Gerard und
David bis zu werestschagin und Rex — sie haben ihn alle verschieden gesehen:
Jeder hat sein Thema anders behandelt und die Macht der großen Persönlichkeit
in besonderer weise auf sich einwirken lassen. Aber man verlangt von dem
Künstler, der das Rapoleons-Thema behandelt, von vornherein mehr; er muß
auf jeden Fall packen, uns etwas mehr als bloße Thatsachen berichten, und
man kommt bei Rex bisweilen
auf den Gedanken, daß er nur
darum das Allzumenschliche an
dem Außerordentlichen betont
habe, weil er das Uebermensch-
liche seines Genies nicht darstellen
wollte oder konnte. Der Gefähr-
der Anlehnung an berühmte
Muster ist dec Maler, dank seinem
nicht sonderlich hohen Stand-
punkt, ans diese weise so ziemlich
entgangen. — In den übrigen
Sälen des Kunstvereins sind eine
Reihe neuer Sonderausstellungen
aufgestellt worden, von denen
die von G. Guignard (Paris)
und die von will); Wunder -
wald (Düsseldorf) das meiste
Interesse gewinnen.
Sehr gut besucht ist auch
die Ausstellung der Gemälde
Lerliner künstlertm kunst -
salon Lrnst Arnold. Reucr-
dings sind mehrere neue Stücke
eingetroffen, darunter eine große
Havellandschaft von Philipp
Frank und drei Pastelle von
Franz Skarbina, die Motive
aus Berlin und (Ostende behan-
deln. Im weißen kabinet sind
interessante Radierungen von H.
Hirzel, PH. Frank, w. Leistikow
sowie eine Sammlung von neuen
Steindrucken der Berliner Künst-
lerin Lornelia paczka ausgelegt.
— Line zweite interessante Aus-
stellung hat die Hofkunsthand-
lung Lrnst Arnold in ihrem Sa-
lon (Schloßstraße) veranstaltet.
Ls sind moderne Skulpturen
vereinigt, deren Mittelpunkt eine
Llfenbeingruppe „In Koc 8ißnc>
vincs8" von L. van der Stappen ist, wie denn die Belgische Skulptur
überhaupt in Dresden eifrige Anerkennung findet.
München. — Den Mittelpunkt der Ausstellung im Kunstverein bilden
die Landschaften von Hermann Urban, der mit dieser Kollektivausstellung
dem Münchener Publikum zum ersten Male einen vollen Linblick in sein
Schaffen und wollen giebt. Urban arbeitet mehr direkt vor der Ratur als
Böcklin, den die absolute Cigenart seiner schöpferischen Kraft von diesem Theile
des malerischen Schaffens entbindet; überhaupt sucht der jüngere Maler den
großen Meister nicht in den Dingen zu erreichen oder, nach Schülerart, gar
zu übertrumpfen in dem, worin er unerreichbar ist und geradezu eine Gefahr
für gedankenlose Rachtreter. Urban hat seine eigene Raturauffassung und
Farbengebung, enger gewiß als die allumfassende Löcklins, aber in ihrer
Begrenzung durchaus nicht einseitig, immer ehrlich und darum fesselnd. Lr
schildert nicht sowohl die überströmende Fmlle des Lebens, des Lichtes und der
Farben, wie sie in der italienischen Ratur sich offenbart — denn zu dieser
zieht es ihn mit angeborenem Drange — sondern ihre schweigende Größe,