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Deutsche Kunst.

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Norbert pfretzschner, Büffelkoxf, Sandstein.
Graf Tiele-ivinkler, Schloß Moschen, D.-S.


lebendigen Impuls zu geben, davon möge ein Schreiben Zeugniß geben, das
Herr Direktor F'. A. v. Kaulbach in München jüngst einem Vorstands-
mitglied des Albrecht Dürer-Vereins übersandte, auf die Aufforderung hin, hier
wieder Werke auszustellen. Ls heißt in dem Schreiben: „Für mein geliebtes
Nürnberg bin ich immer zu haben und bin mit größtem Vergnügen bereit,
mehrere Sachen zu senden. Ich freue mich sehr, daß ich dort nicht ver-
gessen bin."
Gewissermaßen zur Einweihung haben einige hiesige Mitglieder des
Albrecht Dürer-Vereins eine Anzahl trefflicher Gemälde aus ihren Samm-
lungen der Ausstellung zur Verfügung gestellt, welchen Werken die neuein-
getroffenen Bilder des Süddeutschen kunstvereins-LFklus sich anreihen.

Rolle noch nicht vergessen, die er in den revolutionären Tagen des Geburts-
jahres des „Malkastens" gespielt hatte. Freiligrath erklärte damals frei-
willig seinen Austritt und bewahrte so den „Malkasten" vor einer bedenklichen
Spaltung und Schwächung.
Dem schönsten Feste, das der Verein im Jahre 1851 gefeiert und das
Hackländer durch eine ausführliche Schilderung in seinem Künstlerroman
verewigt hat, reiht sich das fünfzigjährige Jubelfest würdig an.
Nachdem schon auf der Vorfeier des „Malkastens" im engern kreise die
wogen der Freude hochgeschlagen, nicht zum wenigsten Dank den überaus
lustigen dramatischen Darbietungen des Künstler-Vereins Laetitia in Gestalt
einer dialektisch und inhaltlich lokal gefärbten Revue, feierte man an den
folgenden Tagen den Jubilar-Verein mit weiter steigender Begeisterung. Die
Gäste aus der Nähe und Ferne hatten sich inzwischen bedeutend gemehrt;
die Berliner, Dresdener, Karlsruher, Münchener und wiener Kunst sandten
ihre Vertreter.
Die F^eststtmmung wird wohl genügend charakterisirt durch die Schluß-
vecfe einer Iubelhxmne zu Lhren des Humors, mit der das Festspiel
von Eduard Daelen, das nicht weniger als 700 Mitwirkende erforderte,
ausklang: So brause denn, Triumph-Parole,
Laut vom Aequator bis zum Pole,
Sowie vom Pol bis zum Aequator:
Heil dir, Humor, Welt-Imperator!
Köln. — Im Kunstverein (Museum) sind am I. Juli mehrere Kollektionen
zu gleicher Zeit zur Ausstellung gelangt, von denen die Sonder-Ausstellung
von Prof. Ferd. Lrütt, der kürzlich von Düsseldorf nach Lronberg im
Taunus verzogen ist, am meisten interesstren dürfte, von hervorragender
Bedeutung sind die Bildnisse, weniger können wir uns erwärmen für die
beiden religiösen Bilder: Die Allegorie Ltirisru8 vicror und die Skizze
Golgatha. Dagegen steht man bewundernd vor den mit flottem Wurf dar-
gestellten Szenen aus dem täglichen Leben und Verkehr. Trefflich beobachtet
und mit Eleganz behandelt ist das figurenreiche Gruppenbild „Am Bahn-
hof". Ergreifend die Gerichtsszene „Nach bangen Stunden".
An die 8rütt'sche Kollektion schließt sich eine niederländische, die tüchtige
Landschaften enthält von klinkenberg, Paul Rink, Marie ten Kate,
Apol, du Lhatell, de Boek und Rololf.
Lin Unikum ist H. Smith's Holz-(Segel-)Schiff. Daß die Niederländer
auch heute noch befähigt sind, hübsche Genrebilder mit den dazu gehörigen
stilvollen Interieurs zu malen, bezeugen picter's anheimelndes Bildchen
„Unser Heim", sowie ein größeres Gemälde „Am Sonntag", mit prächtigem
altniederländischem Interieur. Ferner M. Schildt mit seiner Näherin und
Kaffeeköchin. Reizend ist wnotier's Aquarell „Sonnenblumen". Als
Stammverwandter sei hier auch der Antwerpener Gerard portilie genannt,
dessen großes Bild „Gaukler" etwas an das bekannte knaus'sche Bild erinnert.

Düsseldorf. — Die weltberühmte Vereinigung „Der Malkasten"
beging am !., 2. und 3. Juli das Jubiläum seines fünfzigjährigen Bestehens
in seinem Vereinshause und dem dazu gehörigen park. Die Gründung des
Malkastens meldet der Chronist also:
„Und war es dermalen zur Stund, da sie zu Rathes gingen, wie man,
nach dem Fücbild des eben gefeierten deutschen LinheitsfsLti, gleicherweise
fundiren und errichten möcht ein gut sociswtem „vor gesellig Künstlerleben",
derein allabendlich bei einem guten Hümpplin sich zu treffen, irsrn sich zu
verbinden, festiglich und brüderlich und beisammen zu stehen in Treven wider
der Zeit Anfechtung und Stürmens. Und kamen Übereins, wie sie wollten
ausschreiben am II. sfrMäsm ein groß allgemein donLilrrrirr gesamter Düssel-
dorfisch Mahlerzunft und ward dazu invitirer Alles, so den pensul geführt
oder sonsten dem culln derer sich beflefsssiget hat. Darnach ist unter
großen Zulaufs der Gesellen das also neugeboren knäblein aus der Tauff
hoben und, nachdem ihrer allerhand norrrirra projektiret werden, auf des
Gesellen Caroli Hübner Vorschlag crrrrr orrrrrirrm LOiMerrsrr mit dem
Namen „Malkasten" benamset worden."
Im tollen Jahre 1848 ist der „Malkasten" entstanden und hat auf
glänzende Antecedentien hinzuweisen, abgesehen daß eine Reihe von Meistern
bildender Kunst ersten Ranges fortlaufend eine Zierde des Vereins gewesen
ist, gehörte ihm einmal auch ein großer deutscher Dichter an, dessen Beitritt
eine kurze aber merkwürdige Episode in der Geschichte des „Malkastens" bildet.
Am 6. Juli 1850 war Freiligrath zum außerordentlichen Mitgliede
des Vereins gewählt worden, was eine Reihe erregter Verhandlungen zur
Folge hatte, denn die politischen Gegner des Dichters konnten diesem die

Norbert Pfretzschner, Lberkopf, Sandstein.
Graf Tielr-Winkler, Schloß Moschen, D.-S.
 
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