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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1915)
DOI Artikel:
Natorp, Paul: "Wissenschaftlicher Pazifismus"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0065

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,5

Wiffenschaftlicher Pazifismus"

^i^ie ernste Schicksalsfrage des gegenwärtigen Krieges läßt uns nicht
^H^zur Ruhe kommen. Der innigste, man darf schon sagen, religiöse
^^Glaube unseres Volkes an sich selbst, an sein heiliges Recht, seine
heilige Pflicht, sich, und wäre es gegen die ganze Welt, zu behaupten, läßt
das Bedürfnis in uns doch nicht einschlafen, von den Gründen dieses Glau-
bens uns klare Rechenschaft zu geben. Mcht als ob wir über unsere vater--
ländische Pflicht irgend im unklaren sein könnten. Wie Keulenschläge sind
ja auf uns die immer wiederholten Erklärungen unserer Feinde nieder-
gegangen, die nicht den mindesten Zweifel darüber ließen, daß es diesmal
um unser Sein oder Mchtsein geht. Wie könnten wir da anders als unsere
Leiber und unsere Seelen zusammenschließen zu einem festen Wall um unser
geliebtes, mit dem Antergang bedrohtes Vaterland? Oder sollten wir ver-
suchen, unsere tzasser eines bessern zu belehren? Es wäre verschwendete
Mühe. Sie wollen es einmal nicht anders wissen, sie leben von der Äber-
zeugung, daß Deutschland nicht wert sei, zu existieren, sonst wären sie vor
sich selbst gerichtet um das, was sie uns antun möchten. Sie verhöhnen
jeden Ausdruck unserer Geneigtheit zum Frieden als Feigheit, als Einge-
ständnis unserer Schuld und unserer Schwäche. Also hat es in aller Welt
keinen „Zweck" — und doch können wir, als gute Deutsche, nicht ablassen,
zu fragen, wie unser Glaube gerechtfertigt sei. Eine Folge schlichter Be-
trachtungen will versuchen, auf diese Frage Antwort zu geben. Zum Aus-
gang diene die vielseitig jetzt laut werdende, auch in diesen Blättern schon
zur Aussprache gekommene, aber auch in zweifelnde Erwägung gezogene*
Forderung, Frieden zu machen, die Forderung des „Pazifismus^.

R. H. Fried, Iuniheft vgl. d. Herausg., 2. Dez.-Heft (9^-


2. Oktoberheft (XXIX, 2)
 
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