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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0103

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auch der tzandel Werte schafft, indem
Dinge, die ohne ihn an einem Platze
liegen blieben und nicht ausgenützt
werden könnten, im Werte sinken
müßten, während sie an andern
Stellen, wo sie gebraucht werden,
hoch im Preise stehen und auch psy-
chisch stark begehrt werden. So kann
uns schon das Dasein und der
Sinn des Handels eine Erleichte-
rung bedeuten von dem Druck einer
allzu groben und ungeistigen Auf-
fassung der „schaffenden Arbeit".

Denkt man gar daran, daß das
Wort „Schaffen^ sonst besonders
häufig auf die rein ideale Arbeit des
Künstlers angewandt wird, so mag
dies und der verwandte Begriff des
„Schöpferischen" erst recht daran er-
innern, daß wir so hohe Worte nicht
auf wirtschaftliche Realitäten allein
beziehen dürfen.

Eine allzu ungeistige Anschau«
ungsart ist auch im Spiele, wenn
für die handarbeitenden Volksgenos-
sen die Bezeichnung „Arbeiter" mit
Beschlag belegt wird. Auch das
ist eine unzulässige Verengung des
Wortes und eine unberechtigte Er-
weiterung der Ansprüche eines ein--
zelnen Berufskreises. Als ob, wer
nicht mit der tzand arbeitet, über-
haupt nicht arbeitete! Anzweifelhaft
ist das Wort Arbeiter oft als Ehren-
titel empfunden, aber oft auch mit
Aberheblichkeit gegen andere Berufe
ausgesprochen worden. Es gibt tzand-

arbeiter oder Berufe der körperlichen
Arbeit, und Kopfarbeiter. (Auch die
Gefahr besteht natürlich, daß die
Geistesarbeiter, zu denen auch man«
cher jugendliche Handlungs- oder
Schreibgehilfe gehört, sich unverstän«
dig überheben und aus einer Grad-
Abstufung einen Rang-Unterschied
machen; dagegen mag die Äber-
legung helfen, daß beide Arbeits-
arten zumeist nicht scharf geschieden
sind, daß auch der Handarbeiter sei-
nen Kopf braucht, daß manche Künst-
ler, wie Maler und Bildhauer, im
eminenten Sinne Handarbeiter sind
und die selbständigen „tzandwerker"
nicht minder; während sich manche
Kopfarbeit wirklich ohne viel Geistes-
aufwand erledigen läßt.) Worauf
es uns ankommt, das ist auch hier:
daß die Tatsache und der Wert der
mehr geistigen Arbeit dem Volk in
seinem Sprachgebrauche nicht ver-
dunkelt werde durch die Gleichsetzung
der Begriffe Handarbeit und Arbeit
überhaupt. Auch hier liegen Fragen
der Ausdruckskultur. sm^

Erich 'Everth

Jm Kampf

immer wirst du Ansterbliches
schaffen,

Nun vom Kampfe die Welt erbraust,
Wenn du nicht über dem Lärm der
Waffen

Schon den Bogen des Friedens
schaust. Geibel

Unsre Bilder und Noten

h^u der Herrlichen Landschaft von Walter Leistikow, deren Rach-
^^bildung in Tiefdruck vor unserm tzefte steht, braucht es nicht vieler
^^Begleitworte. Sie betont den kleinen Gedenkaufsatz in unserer Rund-
schau, indem sie mit einem Blicke erkennen läßt, welch ein Künstler Leisti-
kow war.

Das Geibel- Bildnis gibt einen Stich von Semmler nach einer Zeich-
nung von Quentell wieder. Es war seinerzeit ein sehr beliebtes Blatt,
und uns scheint: auch diese Tatsache hat für uns tzeutige etwas Zeit-
charakteristisches so gut, wie die allgemeine damalige tzochschätzung der
Geibelschen Iugendgedichte.

Dann eine Federzeichnung von Gustav Kampmann, „Brand".

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