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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
DOI Artikel:
Strnad, Oskar: Soldatengräber und Kriegsdenkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0181

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Wenn die rechte Wirkung erreicht werden soll, rnuß der Friedhof uin--
rahmt, eingefaßt sein. Die Abgrenzung des Platzes ist von größter Wich-
tigkeit; sie soll ruhig, groß und einfach sein. Dazu sind klare, sofort ver-
ständliche Grundformen, wie Rechteck oder Kreis, am dienlichsten. Daher
sollte auch die Abgrenzung eines Friedhofs durch leicht übersehbare, über
Menschenhöhe hohe Mauern geschehen. Die Entfernung von Mauer zu
Mauer ist wichtig und muß in einem wohlüberlegten Verhältnis zur
Flächenweite stehen, wovon die Einheit und Ruhe des Platzes abhängen.

Der Eingang zum Friedhof ist das Durchbrechen des Ringes, gleich
der Eingang muß etwas vom Pathos der Ruhe tragen und soll eine
klare Gegenwirkung zur Amfassung der Mauer sein. Er darf nichts
vom Denkmal an sich haben, er soll nicht leicht in die tzöhe streben, sondern
stehend und fest wie der Grabstein selbst sein. Das Ruhende, Lastende, auf
der Erde Stehende ist zur Kennzeichnung notwendig. Der Zusammenhang
mit der Natur ist dabei wichtig; Bäume zu Seiten des Tors sind ein
sicheres und immer klares Mittel, um an das Vergängliche zu mahnen.

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Für Gruppen- und Massengräber die rechte Form zu finden, ist nicht
leicht. So wie der Erdhügel im Ausmaß von 2 m Länge und 80 em Breite
die kennzeichnende und auf jedermann verständlich wirkende Form des
Einzelgrabes ist, so wird der Tumulus, der Kegel, zur verständlichen
Form für einen Grabhügel, unter dem viel Menscheu liegen. Dabei spielt
das rechte Maß des tzügels im Verhältnis zur Natur eine ähnliche Rolle
wie das Verhältnis der Friedhofsmauer zur eingeschlossenen Fläche. Es
wird sogar nicht gleichgültig sein, ob der tzügel in eine Gegend gesetzt
wird, die kleine, weit auseinanderliegende oder dichte und größere Ort-
schaften zeigt. Wichtig ist auch, zu verhüten, daß die Linien des tzügels,
der zu einem Stück Natur wird, weil er slch in der Natur zu behaupten
hat, von den Linien der Natur in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden.
Neigungswinkel und Art der Amgrenzung des tzügels bestimmen seine
Wirkung. Maß und Abgrenzung dieses tzügels haben, wenn sie nur
recht gewählt sind, schon genügend Kraft an Poesie, um eine würdige
Grabstätte für Menschen zu kennzeichnen.

T

^enkmale sind das Symbol einer Idee.

^So unerschöpflich die Möglichkeiten sür Denkmalentwürfe zu sein schei-
nen, so beschränkt sind sie in Wirklichkeit. Keine figürliche Darstellung
kann annähernd etwas von dem Ewigen, Schweren geben, das sich in den
Kämpfen um den Bestand eines Staates ausdrückt.

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