Kinder
eihnachten. „Das Kindlein in der Krippen hart" ist das
Sinnbild seines Festes. Vom Bilde dieses Kindleins
schweifen unsre Blicke und Gedanken unwillkürlich hin-
über zu den Kinderköpfen um uns, die fröhlich ihre
Weihnachtslieder singen. And vomWunder des Christ-
kindes strahlt ein Schimmer auf die irdische, paus«
bäckige, lärmende und Höchst realistische kleine Ge-
sellschaft, über ihnen liegt das Wunder des Kind«
werdens und Kindseins. Was wären alle Geistestaten,
alle Religionen, Künste und Wissenschaften ohne
sie? In ihnen erneut sich das Leben zu neuen Gestalten, sie werden die
Werke, die ihnen die Vergangenheit hinterläßt, in ihrer Weise auffassen
und weitergeben. Ohne Kinder wäre kein Volk, ohne Kinder kein Sinn
der Kultur. And wenn wir jetzt in wilden Kämpfen unser Volk und unsre
Kultur aufrecht erhalten — wofür, wenn nicht Kinder da sind? Werden
sie da sein? Das schlimme Wort Geburtenrückgang liegt uns aus der
Zeit vor dem Krieg in den Ohren. Die deutsche Geburtenziffer sinkt. Rnd
wenn die Lebensverhältnisse nach dem Kriege sein werden, wie sie vorher
waren, wird sie weiter sinken. Was dagegen tun? <Ls gibt zweierlei
Mittel. Natürliche: man ändert die ungesunden Verhältnisse. Annatür«
liche: man hilft mit künstlichen Bnreizungen nach.
'Die Anderung menschlicher Daseinsverhältnisse ist immer eine höchst
umständliche Sache, aller Gcken und Enden unbequem für irgendwelche
staatserhaltenden Interessenten. Da ist ein künstliches Reizmittel viel
leichter anzuwenden. Man schlägt neuerdings nachdrücklich vor, in die
Bevölkerungspolitik den Grundsatz der Akkordarbeit einzuführen, der sich
beim Kartoffelauskriegen und Zigarettendrehn so vortrefflich bewährt hat:
„Mutterschaftsprämien". Soundsoviel Taler pro Lebendgeborenes.
2. Dezemberheft ;915 (XXIX, e)
209
eihnachten. „Das Kindlein in der Krippen hart" ist das
Sinnbild seines Festes. Vom Bilde dieses Kindleins
schweifen unsre Blicke und Gedanken unwillkürlich hin-
über zu den Kinderköpfen um uns, die fröhlich ihre
Weihnachtslieder singen. And vomWunder des Christ-
kindes strahlt ein Schimmer auf die irdische, paus«
bäckige, lärmende und Höchst realistische kleine Ge-
sellschaft, über ihnen liegt das Wunder des Kind«
werdens und Kindseins. Was wären alle Geistestaten,
alle Religionen, Künste und Wissenschaften ohne
sie? In ihnen erneut sich das Leben zu neuen Gestalten, sie werden die
Werke, die ihnen die Vergangenheit hinterläßt, in ihrer Weise auffassen
und weitergeben. Ohne Kinder wäre kein Volk, ohne Kinder kein Sinn
der Kultur. And wenn wir jetzt in wilden Kämpfen unser Volk und unsre
Kultur aufrecht erhalten — wofür, wenn nicht Kinder da sind? Werden
sie da sein? Das schlimme Wort Geburtenrückgang liegt uns aus der
Zeit vor dem Krieg in den Ohren. Die deutsche Geburtenziffer sinkt. Rnd
wenn die Lebensverhältnisse nach dem Kriege sein werden, wie sie vorher
waren, wird sie weiter sinken. Was dagegen tun? <Ls gibt zweierlei
Mittel. Natürliche: man ändert die ungesunden Verhältnisse. Annatür«
liche: man hilft mit künstlichen Bnreizungen nach.
'Die Anderung menschlicher Daseinsverhältnisse ist immer eine höchst
umständliche Sache, aller Gcken und Enden unbequem für irgendwelche
staatserhaltenden Interessenten. Da ist ein künstliches Reizmittel viel
leichter anzuwenden. Man schlägt neuerdings nachdrücklich vor, in die
Bevölkerungspolitik den Grundsatz der Akkordarbeit einzuführen, der sich
beim Kartoffelauskriegen und Zigarettendrehn so vortrefflich bewährt hat:
„Mutterschaftsprämien". Soundsoviel Taler pro Lebendgeborenes.
2. Dezemberheft ;915 (XXIX, e)
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