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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Der Rechtszustand der Katholiken in der Reichsstadt Ulm von Zeiten der Reformation an, unter besonderer Berücksichtigung des Wengenstifts: (mit der Beigabe: Die Installation des Prälaten Gregor Trautwein im Jahre 1765)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0019

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die Eonfirmation des Prälaten (^re^orn, 6. cl,
16. Mai 1765.

Euer :c. sollte vermög gnädig an mich ergange-
nen hochvenerirlichen Befehls in aller Untertänig-
keit pflichtinäßigst berichten, welcher gestalten
die heute den 16. Mai 1estc> Aclscensionis
Ldri8ti in dein allhiesigen Stift und Gotteshaus
Wengen vorgenommene solenne Konfirmation
Sr. Hochwürden und Gnaden Herrn (^reZorii zc>
neuerwählten Abten und Prälaten jetzt benannten
Klosters Wengen abgehalten worden.

Als ich um 8 Uhr in die Kirche kam, so waren
4 Grenadiere an beiden Eingängen in den Chor
postiert, welche mir auch, ob ich Ihnen schon den
an mich geschehenen hoch obrigkeitlichen Befehl
deferirt, einen nähern Zutritt nicht gestatteten,
daß ich folglich mich an einein zum Obferviren
sehr ungelegenen Orte aufhalten mußte. Unge-
fähr eine Viertelstunde nach 8 Uhr kamen die
Herrn Patres Augustini des hiesigen Klosters
mit noch einigen fremden in Prozession, die, doch
mir unter Vorantragnng des Kreuzes, von der
in den Chor gehenden Thüre aus dein Kreuz-
gang durch die Kirche herunter in eine andere
Thüre hinein neben der Kanzel gieng. Eine
kleine Weile hernach kam aus letztgemeldeter
Thüre in gleichsallsiger Prozession wiederum
hervor: Die .... (unleserlich), vorerwähnte
Patres, 2 HH. Prälaten von Elchingen und
Roggenburg und dann des Konstanzischen Herrn
Weihbischofs Graf Fuggers zn Glött Excellenz
zur Rechten, und der zu eonfirmirende Prälat
zur Linken, worauf dann einige laici ^nstc>
orcline auf einander folgten. Die ganze Pro-
zession verfügte sich in den Chor nnd vornehmlich
der Weihbischof mit einigen ihm dem zu haltenden
Hochamt zugeordneten Lanonicis, darunter auch
sein eigener Kaplan, Kammerdiener und Bedienter,
und denen zum servitio bestimmten Scholaren
zum Hochaltar, da indeßen Herr Gregorins und
die zwey andere Prälaten mit 3 CanonieiS zn
einem im Chor besonders ausgerichteten niedern
Altar und die übrigen Patres aber ans die Orgel
fich verfügten. Nach abgelesenen doris und ge-
pflogenen besonderen Andachten kam der Oräinan-
cins in Begleitung beider gedachter Aebte, die
ihm überhaupt allenthalben folgten, zum hohen
Altar, woranf der Weihbischof stund, und ver-
richtete daselbst sein ^nrarnentnin, das er theils
profitierte, theils auf vorgelegte Punkte jedesmal
mit voto angelobte. Nachdem er sich wiederum
an seinen Ort begeben, und daselbst einige An-
dachten gehalten, so machte er sich wieder zum
Hochaltar und legte sich ganz hingestreckt auf die
Stufen des Altars, während welcher Zeit alle
Heiligen nach dem Cataloge der Römischen Kirche
über ihn angerufen wurden. Hierauf empfieng
er knieend von dem Weihbischof ein Buch, das
fie ReAnlarn nannten, den Hirtenstab und einen
Ring mit jedesmal angehängten ?recibns und
^.ädortÄtionibus; und erhielt vermittelst Auf-
legung beider Hände von gedachtem Bischof die
deneäicrionein, da er ihn sofort nach gegebenem
Kuß, wie auch von beiden Prälaten geschehen,
wiederum entließ. Kurz nachdem kam der neue
Prälat zum drittenmal zum Hochaltar, zu dessen
linker Seite ihm und seinen Begleitern ein kleiner

7 —

Altar aufgestellt wurde, auf welchem sie knieten
und aus vor sich liegenden Büchern theils laut,
theils stille herlasen. Dann warteten sie daselbst
einer stillen Messe ab und ersterer empfieng da-
rauf sud nnÄ das hl. Abendmahl. Nach diesem
nahte er sich abermals dem Weihbischof, der anf
dem Hochaltar stund, und empfieng anf den Knieen
liegend zwei beinahe armsdicke große brennende
Wachslichter, 2. ein übergoldetes und ein ver-
silbertes Fäßchen, und 3. einen übergoldeten und
einen übersilberten Laib Brod, deren er ein jedes,
nachdem er sie geküßt, sogleich wiederum weggab.

— Nachdem Herr Gregorins wieder dahin getreten,
wurde Alles stille, und Sr. Bischöflichen Excellenz
Kaplan verkündigte lant und öffentlich an dein
Altar eine vierzigtägige Jndulgenz und Ablaß.

— Als dieses vorbei war, kam der neue Prälat
wieder auf die Treppen des Hochaltars, und
empfieng aus den Händen des Bischofs wie vor-
mals anf den Knieen den Prälatenhnt und zwei
Handschuhe, auch ein Bnch nebst einem gedoppel-
ten Kuß. Nicht lange darnach, als einige gottes-
dienstliche Cereinonien verrichtet waren, bestieg
er nun als wirklicher Prälat den Hochaltar, ver-
richtete daselbst seine Andacht, und setzte sich in
den znr Rechten stehenden, des Weihbischofs, Sessel;
nachdem er von seinen die dem Hoch-
amte abwarteten, den Handkuß empfangen hatte,
gieng er in Begleitung der erwähnten Herrn
Aebte hinter dein Kreuz in der Kirche auf und
nieder nnd ertheilte dem Volk den Segen. Als
er zurückgekommen war, setzte er sich wieder in
den Sessel, und der Weihbischof ertheilte ihm daselbst
stehend ^lenain in ctiLasteriuin snuin in tsin»
por^lidns pariter spiritualidus potes-
tÄtem. Worauf sie sich nochmals aus den Altar
verfügten, ihre Andachten hielten; und dann ein
jeglicher sich an seinen Ort, den er von Anfang
inne gehabt, begab, da ihnen dann die Meßge-
wänder aus- und der gewöhnliche Ordenshabit
angezogen wurden. In dieser Kleidung erschien
wiederum Alles vor dem Altar, wo verschiedene
Gebete gesprochen wurden. Nach welcher Endi-
gung so denn dnrch eine Prozession, wie im An-
fang, außer daß der Prälat dem Weihbischof zur
Rechten gieng, durch eben diese Oessnung, wo sie
herausgekommen, dem ganzen Confirmationsakte
ein Ende gemacht wurde, welches geschah ^/tll Uhr.

Dieses ist es nnn, was ich nach all' möglicher
Aufmerksamkeit zu observieren im Stande war. :c."

Prälat Trantwein (mit dem Titel
eines lateranensischen Abts und römisch-
kaiserlichen Nats und Erbkaplans) führte
20 Jahre hindurch, während welcher er
das festlichst gefeierte 600jährige Stif-
tnngsjnbilänm i. I. 1783 erleben durfte,
mit Umsicht und Weisheit die Regierung
nnd starb nach seiner zuvor altershalber
erfolgten Resignation am 21. Dezember
1785 ; zu seiner Zeit war auch das Ver-
hältnis zum reichsstädtischen Regiment ein
»erträgliches. Ein großes Verdienst hat
er sich zur Zeit der großen Teurung im
Jahre 1771 um die notleidende Einwohner-
 
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