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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Fox, Wilhelm: Hans Susenbrot: ein verschollener schwäbischer Humanist und lateinischer Schulmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0022

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— 10 —

Nun zog Susenbrot nach Ravens-
burg, I^omerni imperii c>ppi6um sortis
(f. 4). Allein hier hatte (zwi-
schen 1522 nnd 1525) die Pest gewütet,
so daß er die Schule an Schülern, die
Stadt au Einwohnern fast gänzlich leer
fand. Es folgte (1525) der Bauernkrieg,
der den Museu in Ostdeutschland Schwei-
gen gebot, uud nach der gewaltigen Nieder-
lage der Bauern wiederum die verheerende
Pest. Als es dann auch mit dieser Senche
zu Ende ging, kehrte er nach Pfüllen-
dorf zurück, weil man ihm von dort aus
ein günstigeres Angebot machte. Offenbar
hatte Susenbrot nachgerade ein bedeutendes
Ansehen erworben, und es dauerte wahr-
scheinlich nicht lange, so lnd ihn der
Magistrat von Ravensburg ein, die
öffentliche Schnle dort wieder zu über-
nehmen. Auf Grund eines ziemlich an-
sehnlichen Gehaltes (solaris s^tis ko
nesto coiiciuctus) folgte er dem Rufe,
und es besuchten bald viele Bürger- und
Patriziersöhne seiue Schule, ja eine ganze
Schar von Auswärtigen, meist Sprößlinge
hochedler Geschlechter, strömte herbei, um
seinen Unterricht zu genießen, so daß ein
ansehnlicher Teil des süddeutsche« Adels
in der damaligen Lateinschule von Ravens-
burg vertreten war.

Dieser glänzende Erfolg machte Eifer-
sucht rege. Ein Neider suchte an den
Höfen der Edellente das Gerücht zu ver-
breiten, es sei eiu Magister zu Lande, der
ausschließlich die Söhue des Adels uuter-
richte, für Susenbrot sei lediglich die Hefe
des Volkes übrig. Hiedurch sah sich der
letztere genötigt, junge Edelleute uamhaft
zn machen, die er uuterrichtet habe. Da
Susenbrot auch die Voruameu der be-
treffenden Edellente beifügt, so ist die Liste
für uns wertvoll als Material für genea-
logische Forschungen. Aufgeführt werden
(abgesehen von den früher erwähnten
Edlen v. Praßberg) n. a.:

denen Professoren — darunter Glarean, Erasmus
und Ludw. Bär — verdrängt und die Studenten
abgehalten oder vertrieben, so daß I. W. Herzog,
^.tkenAs tv^uricae (1778), p. 177 behaupten
durfte: /^dl^inc (seit 1524) per triennirim iere
sepulta ^'acedÄt, vaenis et
clocentium et ctiscentium sudselliis. Vgl.
Döllinger, die Reformation I, 2, S. 612 ff.;
Janssen-Paftor Gesch. d. d. Volkes II
S. 320 ff.

Egon Graf v. Fürstenberg,

Felix Friedr. Graf v. Hohenzollern,
Eberhard Graf v. Lupfen,
Joh. Rudolf v. Hoheneck,
Joh. Joachim v. Pappenheim,

Felix n. Konr. v. Honburg,
Joh. Wolfgang v. Hohenbodman«,
Joh. n. Christopherus v. Hoheurechberg,
Joh., Audr. u. Werner v. Bernhansen,
Joh. Bernh. u. Joh. Gotthard v. Laudenberg,
Blasius, Joh. Jak. u. Bernh. v. Ratzenried,
Joh. Burkhard v. Heimenhofen,
Joh. Walter v. Laubeuberg,

Hugo v. Fridiugen,

Jodok v. Laugeneck,

Bernh., Heinr. u. Wolfaaug Heiur. v. Steiu
I^pi6e),

Joh., Sebast., Hierou., Heiur. u. Beruh,
v. Rot,

Zimpert v. Freiberg,

Lndw. v. Grafenegg,

Pnpillus v. Stein I^apiäe),
Joh. Jak. v. Wernan,

Beatus u. Benedikt v. Hertenstein.
Urber Sufeubrots Lebensende hat
sich iu Ravensburger Akten eine Notiz
erhalten, welche T. Hafner, die evangelische
Kirche in Ravensburg (l884), S. 75 mit-
teilt: ^1542 wird der lateinische Schul-
meister Sauseubrat ^ erwähnt, welcher
uuter dem Frauentor von einem betruukeueu
Küfer derart mißhandelt wurde, daß er
nach etlichen Wochen starb'; der Täter
ward der Stadt verwiesen, worüber die
Uifehde noch im Stadtarchiv liegt. Mög-
lich, daß der Tod in den Anfang des
Jahres 1543 fällt. Die Zahl der vollen-
deten Lebensjahre ist demnach 56 oder 57.

Wir müssen nun auf die Schriften un-
seres Humanisten zurückkommen. Die zweite,
die Figurenlehre, hebt mit einer Zuschrift
au seine Schüler an; sie ist datiert von
Ravensburg 'ex museolo nostro', 5. März
1541, im 35. Jahr seiner Lehrtätigkeit,
im 56. seines Alters.Damit haben wir
einen sichern Anhaltspunkt für die andern
Daten. Die Grammatik hat er laut der

Das a in — brat ist sicher Druck-, Schreib-
oder Lesefehler. Ob aber der deutsche Name
Sausen brot lautete ?

2) °^ui (annus) miki est climActerieus, ict
c^uocl ctomini pietas dene vertat.' Allerdings
lief das verhängnisvolle (achte) Stufenjahr noch
gut ab. Allein das nächstfolgende war für ihn
wirklich verhängnisvoll.
 
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