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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Zur Koserizschen Verschwörung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0034

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Volk. Von Ludwigsburg und später von
Tübingen aus, wo er vom Spätjahr 1832
au Medizin studierte, streifte er im Land
herum und suchte Bauern anzuwerben.
Der Erfolg beschränkte sich ans die An-
werbung von zweien, Friedrich Gottlob
Fieß von Hemmingen, Oberamt Leon-
berg (alias Friedrich Hipp) und
Kaspar Uuz auf dem Egartenhof, Ober-
amt Vaihingen, davon einer übrigens
lediglich durch Beuützuug seiuer pietistischen
Ansichten gewonnen, indem dieser „des
Glaubens war, daß der baldigen Er-
scheinung des Autichrists eine Revolution
vorausgehen müsse" und demnach natür-
lich durch eiue Revolution der Antichrist
uud durch den Antichrist das tausend-
jährige Reich der Heiligen zu beschleunigen
trachtete. Auch die Ausstreuung revolu-
tionärer Flugschriften, in der Weise ver-
breitet, wie es mit den Traktätchen der
Pietisten geschah, machte keinen merklichen
Eindruck. Ja, die Verschworenen scheuten
sich uicht, die Büchlein hin und wieder
einem Muttergottesbild in die Arme zu
legen, „damit die Bauern glauben möchten,
sie seien vom Himmel gefallen". Das
half natürlich nichts. Unsere der Kirche
noch nicht entfremdeten Bauern brachten,
wie sich's gehörte, die Büchlein dem
Pfarrer, der sie dann bald belehrte, wes
Geistes Kind der Verfasser des Büchleins
war, und letzteres den Flammen über-
lieferte.

Gleichzeitig mit diesen Bemühungen,
die Bauern aufzuhetzen, gingen die Ver-
suche Gleichgesinnter, in Stuttgart unter
Weingärtnern und Handwerksgesellen einen
Anhang zu werben. Die Führer, welche
hier an der Spitze standen, waren in
K o seriz'Unternehmen eingeweiht. Auch
wohnte dieser im September 1832 einer
von Stuttgart aus verabredeten Versamm-
lung in Stuttgart bei, deren Ergebnis
sich jedoch auf die Erklärung beschränkte,
„daß man die Verfassung, falls solche
durch Bundesbeschlüsse entrissen werden
wollte, mit Opferung aller Güter und
selbst mit Gewalt zu erhalten streben
müsse". Um Weihnachten 1832 ver-
anstaltete Hardegg eine ähnliche Ver-
sammlung in Löchgau, OA. Besigheim,
welche sich seinem Antrag gemäß für die
Republik aussprach, auch bereits über die

beste Konstitution dieser Republik in Streit
geriet. Diese Versammlung, die, Har-
degg mit eingeschlossen, aus fünf Per-
sonen bestand, nahm doch keinen Anstand,
mehrere Beschlüsse zu dekretiere« und
Frauckh zu ihrem Agenten bei den Frank-
furtern zn ernennen. Koseriz und
Frauckh, obwohl eingeladen, waren weg-
geblieben. Auch wohnten keine Stuttgarter
bei. Sie hielten mit Hardegg uud den
verschworenen Militärpersonen und einigen
Zivilisten am nächsten Tage eine beson-
dere Konferenz in Ludwigsburg, und hier
zuerst wurde über die Möglichkeit ge-
sprochen, diewürttembergische Verschwörung
auf ihre eigenen Füße zu stelleu. Ko-
seriz uud Frauckh meiuteu: man
müsse die Revolution selbst beginnen und
nicht erst auf einen Anstoß von außen
warten. Statt, wie bis dahin geschehen war,
eine von außen kommende Revolution im
Auge zu haben, verständigte man sich nun
über den Gedanken, die Revolution wohl
auch selbst zu beginnen, wenn ein auf-
regendes Ereignis (ein Buudesbefchluß
etwa oder eine Revolution in Frankreich)
die Teilnahme des Volkes in Aussicht
stelle, auch auf gleichzeitige Schritte in
anderen deutschen Landen zu bauen sei.
Koseriz versprach, sobald auf den Ein-
tritt dieser Bewegung zu rechnen sei, mit
einem Militäraufstand den Impuls zu
gebe«. Einer Militärinsurrektion, der sich
nicht das Volk in Masse anschloß, schrieb
er keinerlei Aussicht auf Gelingen zu, ein
sehr richtiges Urteil, an dem er bis ans
Ende festhielt.

Mit den Resultaten der Beratuug ging
Franckh im Januar 1833 nach Frank-
furt a. M., von da nach Butzbach, Gießen
und Marburg zu anderen Gleichgesinnten.
So verklausuliert auch das Versprechen
Koseriz' war, so wurde es von Franckh,
wie aus allen Umständen hervorgeht und
auch seiner ganzen Handlungsweise ent-
spricht, nichtsdestoweniger als die definitive
Zusage eines großen Militär- uud Volks-
aufstaudes überbracht und tat seine Wirkung
als solche. Eine persönliche Zusammen-
kunft zwischen Gärth und Koseriz
sollte die Verabredung abschließen. Doch
die württembergische Regierung hatte Wind
bekommen. Am 1. Februar 1833 wurden
Hard egg und der Apothekergehilse Heinrich
 
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