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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Zur Koserizschen Verschwörung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0047

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5)

_— Z

leistete oder versprochene Beihilfe in Be-
tracht, daß ihren Unterlassungen und
Handlungen neben der groben, militäri-
schen Pflichtverletzung zwar keine hoch-
verräterische, sondern nnr überhaupt staais-
gesährliche Bedeutung in einer nach Ab-
sicht und Zweck unbestimmten Richtung
und vorbereitender Richtung beigelegt
worden ist, auch mit Berücksichtigung aus
die Dauer der Untersuchuug Raht zur
Kassation und 4jährigem, strengemFestuugs-
arrest, Nei tter zur Kasfatiou uud
2Vsjährigem, strengem Festungsarrest,
Becher zur gleichen Strafe, v. Mul-
den st ein zur Kassation nnd 2jährigem,
strengem Festnngsarrest, svdann wegen
Teilnahme an der Menterei dnrch vor-
sätzlich unterlassene Anzeige Venninger
zur Entlassung ohne Abschied nnd sechs-
monatlichem Festnngsarrest, ferner Wacht-
meister Wilh. Friedr. Essich vom zweiten
Reiterregiment zur Degradation, schimpf-
licher Ausstoßung und 5jähriger FestnngS-
arbeitsstrase, Feldwebel Joh. Gottlieb
Pallmer (geb. 14. Dezember 1799 in
Weiler, OA. Schorndorf) des 6. Infan-
terieregiments zur Degradation, schimpf-
licher Ausstoßung und öjähriger Festnngs-
arbeitsstrafe, Feldwebel Joh. Andreas
Kr äfft (geb. 9. September 1800 in
Lausten, OA. Besigheim) des 6. Infan-
terieregiments zur Degradation, schimpf-
licher Ausstoßung und 4jähriger Festnngs-
arbeitsstrafe, Feldwebel Georg Friedr.
Breckle des 6. Infanterieregiments (geb.
23. Juli 1803 in Rommelshansen,
OA. Cannstatt) zu 3^2jähriger, Feld-
webel Erich Friedrich Jung des
5. Infanterieregiments (geb. 26. November
1798 zu Vaihingen a. d. E.) zu eiuer
3jährigen, Obermaun Johann Stephan
Bellen vom 6. Infanterieregiment (ge-
boren 10. Juni 1803 in Schönberg,
OA. Maulbronn) zu einer 3jährigen,
Obermann Jakob Friedrich Zucker (ge-
boren 5. März 1804 in Metterzimmern,
OA. Besigheim), desgleichen Obermann
Christoph Joseph Kr äfft (geb. 7. No-
vember 1804 in Lausten, OA. Besigheim)
zu einer 2Vsjährigen, Obermann Christoph
Keller (geb. 17. November 1804) zu
4wöcheutlicher Arreststrafe, Stabsfourier
Philipp Jakob Ritter (geb. 19. März
1803 in Oberkessach) der 3. Jnsanterie-

5 —

brigade erhielt Degradation und Ausstoßung
nnd öinonatliche FestnngSstrase mit angemes-
sener Beschäftigung innerhalb der Festuug.

Neber die verurteilten Offiziere schrieb
Herzog Heinrich von Württemberg am
26. April dem späteren Oberst Stad-
linger: „Grüße frenndschaftlich den
Weber, der gewiß bereut, ehe er ihu
kannte, einst, wie viele andere, den sehr
moralisch gesunkenen Raht nicht richtig
beurteilt zu haben. Niemand hätte sein
ehrvergessenes Benehmen erwartet. Gott-
lob, ich habe ihn nie gesehen. Der
Schinkenfresser Mülden stein, den ich
nie sprach, hatte mir immer etwas Zurück-
stoßendes. Die andern anßer dem Ven-
ninger sind mir total unbekannt."

Am 20. April bestätigte der König das
Urteil, erließ aber die Todesstrafe. Am
24. April in der Frühe sand auf dem
kleinen Exerzierplatz zu Lndwigsburg die
Publikation statt. Die Vorbereitungen
zur Exekution gingen vor sich. Es wnrde
znm Laden und Fertigmachen kommandiert.
Im letzten Augenblick ward die königliche
Gnade verkündigt. Ein Zeitgenosse, der
spätere Oberst Stadlinger, schrieb über
dasselbe in sein Tagebnch im April 1835 :
„Gerade über von dieser Truppe waren
2 Abteilungen aufgestellt, je von 1 Lien-
tenant commandiert, mit 2 Unterofficieren
nnd 30 Soldaten, welche bestimmt waren,
die 2 zum Tode verurteilten auf den
Exeentionöplatz zu escortiren. Das Kriegs-
Rechtö-Personale stellte sich in der Mitte
dieser Abtheilnng ans nnd, wie diese Vor-
bereitungen getroffen waren, wnrden die
5 Officiere nnd 10 Unterofficiere als
Arrestanten vorgeführt und gerade über
dem KriegS-Rechts-Perfonale aufgestellt,
wie folgt: auf dem rechten Flügel Ober-
lieutenant Venninger, fodauu anreihend
Lieutenant von Mülden stein, Lieu-
tenant Becher, Lieutenant Reitter,
daun Oberlieuteuaut Raht, dauu ein
Zwischeuraum von einigen Schritten und
die 10 Uuterofsiciere. Bald darauf er-
schienen die beiden zum Tode verurtheilten,
1. Oberlieutenant Koseriz, 2. Feld-
webel Lehr. Ersterer kam in einer
2spännigen Chaise, der Geistliche neben
ihm, der 2te in einer 1 spännigen Chaise,
ebenfalls ein Geistlicher neben sich. Nun
wurde das Urtheil verlesen. Nachdem dies
 
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