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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn und Taxis, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0101

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welchem die Herzogin-Witwe forderte, das
Kind solle in der katholischen Kirche ge-
tauft werden nnd persönliche Auseinander-
setzungen mit dem Vogt ankündigte. Der
Pater verlaugte eine Erklärung. Der
Vogt erklärte diesem seinen untertänigen
Respekt vor dem Befehl der Herzogin,
aber er müsse bei seinen Vorgesetzten vor-
her anfragen. Am andern Tag kam dann
der Missionspater Adalbert selbst nnd
trng im Namen der Herzogin vor, es solle
der Eingriff bezüglich der Tanfe abgestellt
werden, damit man, wie in andern
Orten, auch hier im Frieden
nebeneinander wohnen dürfe.
Sollte aber dennoch die evangelische Taufe
vollzogen werden, so habe er Besehl,
förmlichen Protest einzulegen gegen diesen
Akt. Zugleich verlaugte er Abschrift des
Rezesses, mit welchem die Frau sich hatte
verpflichten müssen, daß, falls das Kind
krank würde, sie es im Hans taufen wolle.
Anch forderte er, daß der ganze Protest
zu Protokoll geuommen nnd von ihm eine
Abschrift der von der Herzogin erteilten
Vollmacht beigelegt werde. Allein auf
alles dieses giug der Vogt nicht ein. Die
Zeiten hatten sich eben geändert. Im
Jahre 1734 konnte Maria Angusta noch
trotz des Verbots des Bürgermeisters von
Stuttgart in der Hauptstadt des Laudes
eiue katholische Haustaufe statt der ord-
nungsmäßigen Taufe iu der Schloßkapelle
mit Hilfe ihrer Leibgarde durchsetzen.
Jetzt, im Jahre 1741, wurde trotz ihrer
Fürsprache die katholische Taufe eiues vou
katholischen Eltern geboreneu Kindes ver-
weigert.

Dieser Vorfall beweist aber gewiß, daß
die Herzogin bis zum Schluß den Kap -
zinern gewogen geblieben war. Nicht sie
trug die Schuld an der in rücksichtsloser
Weise gescheheneu Ausweisung der Schweizer
Kapuziner aus Württemberg, sondern die
damaligen, allem Katholischen feindlich ge-
sinnten Machthaber, der Herzog-Administra-
tor und die Landschaft.

Um auf das Jahr 1734 zurückzukommen,
so wandte Karl Alexander, dem die Kreis-
stände am 14. Januar 1734 die Würde
eiues Oberseldmarschalls übertragen hatten,
nachdem er auch am 2. Mai Neichsfeld-
marfchall geworden war, alle Kräfte
daran, die Kriegsrnstungen gegeu die

drohende Franzosengefahr zu betreiben.
Schanzen und Verhaue wurden im
Schwarzwald augelegt, ältere feste Plätze
vergrößert. Das führte ihn oft fort von
der liebenden Gemahlin. Er mnßte die
benachbarten Höfe besuchen, um sie sür
seine Jdeeu zu gewinnen, oder er weilte
bei dem deutschen Heere, das sich im
April 1734 au deu Ettlinger Linien, nur
35 090 Mann stark, sammelte. Zum
Osterfest traf Herzog Karl Alexander am
25. April 1734 in Heilbronu ein, wurde
komplimentiert, ging aber schon am
27. April mit den anderen Generalen zur
Armee. Schon früher war er in Karls-
ruhe. Es meldete Baron Schilling
v. Cannstatt nämlich am 9. April 1734
in seinem Tagebuche: „Weileu Ihre
Durchlaucht der Herzog vou Württemberg
iu Karlsruhe augekommen, gehe ich anch
nach Hof und hernach zu Feldzeugmeister
v. Wallis, woselbst dieselbigeu ab-
steigen, hernach wieder nach Hof, Ihre
Durchlaucht den Herzog nnten im Flügel-
bau, woselbst sie logireu, zu empfangen.
Den 4. Mai 1734 kommen Jhro Durch-
laucht Prinz Eugeuius (vou Savoyeu)
wie auch Jhro Durchlaucht der Herzog
von Württemberg an, welchen das Meiste
der Armee bei Waghäusel folgle, und
speisen solche im Schloß im Audienzsaal,
uud nach der Tafel gehet die Generalität
an die Linie. Weilen aber Nachrichten
einlaufen, daß die Franzosen bei Schöll-
bruuu die Linie nnd bei Neckarau dcu
Rhein passtrt habeu, so gehet Alles uebst
der gauzeu Armee von der Linie weg."

Bei der nun drohenden Gefahr eines
französischen Einfalls ließ Herzog Karl
Alexander seine Gemahlin nnd Kinder in
Sicherheit bringen. „Am 5. Mai 1734
ist die Herzogin und Prinz Friedrich
(Eugeu), begleitet vou 11 Stadtreitern,
von Stuttgart auf der Netirade nach
Hohentwiel, wohin der Herzog schou vor-
her alle seine Kostbarkeiten geflüchtet hatte,
nacher Tübingen ins fürstliche Colleginm
(illustre) gekommen nnd hat auch da
peruoctiret, ist auch des andern Tags über
Mittag geblieben. Deu 17. Mai kam
meins jüngsten Prinzen Louis (Eugen)
Durchlaucht, da sie nach Hohentwiel ge-
reist war, im Colleginm an und über-
nachteten daselbst," heißt es iu eurem Be-
 
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