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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Mayer, Franz Xaver: Schwäbische Biographien: Wilhelm Ulrich Freiherr v. Guttenberg, 18. Dekan in Komburg, 1695-1736, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0158

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wo er am 16. Sept. ankam. (Gropp, II.,
S. 618.) Neben diesem Aufwand, den
das Ritterstift auf diese Gebäude auf-
brachte, finden wir noch uuter Gutten-
berg uud zum Teil unter seinem Vor-
gänger Obligationen über Kapitalien,
welche das Ehorherrenstift an folgende
Ortschaften ausgelehnt hatte: Weinsberg
vom Jahre 1690, Bibersfeld 1690, Mer-
gentheim 1692 über 5000 fl. Kapital,
Bullau 1691, Nitzenhanfen 1697, Neu-
stadt, der Herzogen daselbst 3000 fl. 1698,
Scheffach 1703, Gottvollshanfen, Jlshofen
1712, Hans bei Sontheim 1712, Wers-
hofen 1719, Michelbach 1721, Klimmen-
hof 1730. (Finanzdep. Nr. 8.
im Archiv Kombnrg — im Filialarchiv
in Ludwigsburg.) Welchen Aufschwung
in finanzieller Beziehung mnß das adelige
Nitterstift iu dieser verhältnismäßig knrzen
Zeit nach dem 30jährigen Krieg mit seinem
Elend genommen nnd welchen Wohlstand
erreicht haben, um all diese Bauten aus-
führen zu können und daneben noch Kapi-
talien an diese Verschiedeue Ortschafteu
auszuleiheu! (Banaccord zur Kirche vou
1706 im „Archiv für christliche Knnst"
1897, S. 25 ff. Beschreibung derselben
ebendaselbst 1901, S. 78 ff.) Propst
des Stifts war in jener Zeit Georg Heinrich
v. Stadion (1685— 1716).

In die Zeit der Regierung des Dekan
Guttenberg fällt das Jahr 1719, das
kein gutes Weinjahr gewesen; denn im
Stiftuugsbuche (S. 4, Pfarrregistratur
Steiubach) ist 1720 der Beschluß ent-
halten: Was die Weinkompetenz be-
trifft, wird angefragt, ob er in natura,
zu liefern sei; es könne nur 1719 „Weins-
berger" gegeben werden und es wurde
beschlossen: „die Halbheit Wem und die
Halbscheid gellt, zu gellt der Aymer mit
5 sl. zu zahlen; der peremptorie Wein
wird wie sonst mit gellt bezahlt". (Pfarr-
registratur.) Durch sein Testament stiftete
Gnttenberg in dte Stiftskirche den Hoch-
altar (5000 fl.); eine silberne Ampel
mit ewigem Licht, einen täglich das ganze
Jahr zu haltenden Jahrtag nnd das
Geld zum Konvertitenbau.

Wer auf einer der beiden Straßen von
Hall her nach Steinbach geht, dem fällt
ein großer, massiver Bau daselbst, drei-
stockig, mit elf Fenstern in jedem Stock,

am westlichen Fuße der Komburg in die
Augeu. Das ist der von Guttenberg
testamentarisch gestiftete Konvertiten-
bau, jetzt Rat- und Schulhaus für Stein-
bach, Wohuung des Notars und im un-
tersteu Stocke armer Einwohuer des Markt-
fleckens. — Die Inschrift an beiden öst-
lichen Eingängen, neben seinem Wappen
iu Stein eingehauen, lautet:

I^everendiss. ac Illustrissimus Oomi-
nus OnuZ V^ilkelmus 1^. ö.

slidei- (^uttender^ eccles.

WormÄciensis?i^Lp0Zitus et
kuMis ec^uest. I^c>L I^ospi-

tale funclavit. /Vnnc» Oomini 17Z6.
In 2 Jahren 1736—38 wurde dieser Bau
erstellt für 24 Konvertiten männlichen Ge-
schlechts, welche in demselben Wohnung,
Unterhaltung wie die Psründner im Spital
Steinbach auf seine Kosten erhalten und
50 fl. Rhein, empfangen follten. Dafür
mußten sie als Gegenleistung seiner ge-
stifteten hl. Messe täglich anwohnen und
während derselben den Rosenkranz beten.
Dazu bewog den Stifter die Sorge für
Zunahme der kathol. Religion in Stein-
bach. 1738 waren schon 22 Konvertiten
angenommen; der erste Verwalter dieser
Stiftung war Kaspar Högg; 1792 treffen
wir deu Verwalter Keidel. Schou 1738,
2. Juui klagt der Nachfolger Gutteubergs,
der Dekan v. Erthal („D.-A." 1905.
Nr. 3), daß „in das Konvertiten-Hospital
so schlechte Leute angenommen und hieher
geschickt werden", weswegen das Kapitel
des Ritterstifts beim Domicellaren von
Guttenberg Vorstellung tun will. Diese
Gnttenbergsche Stiftung bestand von seiner
Gründung an bis znr Säkularisation 1803.
Durch Dekret vom 3. uud 17. Sept. hat
der Kurfürst (später König) Friedrich
folgendes verordnet: Dieses Institut soll
ganz aufgehoben nnd dem Fiskus einverleibt
werden; alte uud gebrechliche, zur Arbeit
nicht mehr tüchtige Konvertiten-Pfründner
erhalten ihr Pfründgeld weiter, bekommen
aber das ehemalige Kapuzinerkloster Klein-
Kombnrg zur Wohnung angewiesen. Andere
12 Pfründner erhalten das Pfründgeld
nicht mehr, fondern sollen ihr Brot in Zu-
kunft selbst verdienen oder in Klein-Kom-
burg wohueu und daselbst durch Arbeit
Gelegenheit zum Broterwerb erhalten. Das
ist das Ende der Stiftung des Dekan von
 
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