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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn und Taxis, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0190

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— 178 —

die Frau Herein, sich bei den jetzigen
Umständen in Geduld nud Gelassenheit zn
fassen, die erforderliche Hilfe vou aller-
höchster Seite zu erwarten uud durch vor-
dringende Heftigkeiten dein Hauptwerk sel-
ber nicht zu schaden, gnädigst erlassen wollten,
dürste solches wenigstens wiederum auf
einige Zeit gute Wirkung tuu".

Endlich am 24. Mai 1737 eröffnete die
zur Erzielung eines güllicken Vergleichs ein-
gesetzte, kaiserliche Deputation ihre Sitzungen
und nahmen die Vergleichs-Verhandlungen
ihren Anfang.

Inzwischen hatte die Hitze in Stuttgart
so zugenommen, daß die Herzogin-Mutler
mit Raab am 17. Juui die Residenz ver-
ließ und sich auf ihre von Herzog Karl
Mxander im Jahre 1734 ans Lebenszeit
übergebene Herrschaft Heimsheim (Stadt
und Burg mit dem Dorf Perouse) begab.
Von dort reiste sie weiter nach Teinach.
Ein Zeitgenosse, der die Herzogin persöu-
lich kannte, berichtet: „die Tübiuger
Professoreu besuchten dieSauer -
brunnen in Teinach, da die Her-
zogin alle Jahr hinging, fleißig".
Am 17. Juni 1737 wurde der Herzogin-
Mutler ein von Luxemburg erlassenes
kaiserliches Reskript an den Landesadmini-
strator Herzog-Administrator Karl Rudolf
übergeben. Der Kaiser tadelle in scharfen
Worten die Abschaffung der znr Schloß'
kapelle nötigen Mnfik und befahl deren
Wiedererrichtung. Ebenso tadelte er, daß
der Herzog-Administrator bei der Kavallerie-
Wacht vor dcm Zimmer der Herzogin-
Witwe statt eines Oberossiziers nur einen
Unteroffizier gestellt habe nnd besahl, wieder
einen Oberoffizier zu dieser Wache zu geben.
Er tadelte anch, daß der Herzog-Admini-
strator demjenigen Bedienten, welchen die
Herzogin-Witwe dem Erbprinzen als Kam-
merlakaien hatte zugegeben, bei Besoldungs-
verlnst, ihm Dienste zn tnn, verboten habe.
Auch tadelle er, daß der Herzog einseitig
einen Landtag ausgeschrieben habe, welches
doch allein einem regierenden Herrn ge-
bühre und in Zeiten einer Administration
noch niemals geschehen seie, auch ehe der
Punkt der Eoadmiuistraliou erörtert sei,
ohne Abbruch der etwa der HerzogiwWitwe
zukommenden Rechte nicht geschehen könne.

Somit hatte die Herzogin-Witwe in
allem Recht, der Herzog-Administrator in

allem Um echt behalten. Man kann sich
die Freude denken, die bei Maria Angusta
herrschte, als die Abschrift des kaiserlichen
Reskripts im stillen Schwarzwaldbad ein-
traf. Allein die Freude war zu früh.
Am 22. Jnni mnßte Raab dem Bischof
von Teinach ans, wo also die Hcrzogin-
Mutter noch weille, melden: „inmittelst
ist der Landtag auf dem dniteu künftigen
Monats wirklich ausgeschrieben". Der Her-
zog-Administrator kümmerte sich einfach
nicht um das kaiserliche Reskupt. Maria
Augusta schrieb daher am 25. Juui 1737
an den Bischof: „die meiste Besorgnis
macht mir der bevorstehende Landtag, auf
welchem gewißlich die Landstände ihre herrsch-
begierigen Köpfe uud Brüste emporheben
nnd die jui'Ä principum (die Fürstenrechte)
schimpflich einzuschränken trachten werden,
damit die künftigen Herzoge von ihrem
gnten Willen und Geld abhängen müssen".

Am 29. Juni 1737 schrieb Maria
Augnsta von Teinach aus an denselben:
„euer Liebden haben mir zwar anrathcn
lassen, daß ich mich sodaun (nach dem
Tod Herzogs Karl Rudolf, der erwartet
wnrde) durch Gewinnung der Soldateska,
Unterthanen und fürstlichen Kollegien in
den Besitz der Eoadministration zn bringen
trachten, zn dem Ende und um den Vor-
gang des Geheimratö-Eollegiums zu ge-
winnen, selbigen uuverweilt mit Grund
uud Glimpf die Ablegnng dcr Handge-
lübde abfordern nnd vorstellen solle, wie
ich mich, da das Land nunmehr ohne Haupt
(sei), als Mutter uud Obervormüuderiu der
sucediereuden Prinzen vollkommen berech-
tigt glanbe nnd um so weniger ver-
mnthen könne, daß sie hiewieder Schwierig-
keit machen und sich entweder selbst zu
Regenten auswerfen oder das Haus Oels
einflechten würden, znmal sie durch der-
gleicheu Vorgreifuug eiuer bei kaiserlichen
Majestät bereits anhängigen Sache schwerer
Verantwortung sich theilhaflig machen, wo-
gegen, falls sie Ruhe und Friedeu allen
andern Nebenabsichten vorziehen,

Mrs et pnocessu bis zur Eiulangung
der kaijerUchen Entscheidung sich gedulden
und mir als der im Testament bestimmten
Mitregentin die schuldige Treue nicht ver-
sagen würden, ich anch das Vergangene
gänzlich vergessen uud sie Geheime Räthe
samt und sonders als Administrationsräthe
 
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