Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift fiit fiitnll, iiuitltiniiiillric imii künstlerisch» irlicn,

] »0.51. f

redigirt unter Mitwirkung einheimischer und nnswiirüger Ztnnftsreunde

v? Max Lchasler,

Secrelair de« Mus« r K st ,d e fler de terefe Berlin.

11. Februar. |

Das Eedaktionsbureau der „bioskuren“ — Dessauerstrasse 34 — isl täglich von 8 — 11 Uhr geöffnet.

»tbhaiibclnbe A,Iir,I: Studien zur Eharalteristil deutscher «Hustler der
Korrespondenzen-. □ München, 24. Januar. (Herr v. «aulbach u,
Olscrö.) — e Leipzig, lEinweihnng des Mt. neuen Mus-un
Mnnstchronik: ^B-rschii^-m L°k-m°chricht-n °u« B-rlin^BreSlau, Po


«»»stauast,llung der Berliner Akademie. iFortschuna.) 3. Die
eud Koloristen. 3. LandschasiticheS Genre. IO. Portrait. — Krt-
ungen durch die «ttustiustltttte und Ateliers uoti Berlin. I. SlttJ.
lokal des Kunstvir-iiiS. 2. Perutauente GeniätdeoiiSstellniig von

Slttdicu zur Chsralileristik Lettischer Kütistscr Ler Negenniurl.

Indem wir unsere Sludien zttr Charakteristik dcntscher Künstler der
Gegenwan mit der Betrachtung eine« nun seit acht Jahren verstorbenen Künstlers
wieder auinehmen, möge cs nur, behufs einer etwa ttölhig fcheinendett Recht,
ferttgttng, gestattet fein, einerseits darauf hinzuweisen, daß wir den AuS>
drttd ..Gegenwart" in feiner historischen Bedeutung faste» und. den gattzen
bereits abgelausenen Thcil unserS Jahrhunderts dabei im Sinne haben,
während es andrerjeil« Niemandem, der in Lache» der Kunst nur halbwegs
bewanden ist, ein Gehcimniß fein laut!, daß gerade Karl Rottmann einer
der Heroen feiner Zeit war, welcher der LandschastSmalere, neue Bahnen er-
schloß und an dessen reichem Vermächtniß nun eine Schaar von Erben zehrt,
von denen freilich nur ein kleiner Thcil des Erblassers dankbar zu gedenken

Karl Rottmann'S Großvater von väterlicher Seite her lebte um
die Milte des «origen Jahrhunderts in Handsch»d>sheiin. einem treuttdltdt
gelegenen, stattlichctt Dorfe, eine halbe Slttudc von Heidelberg entfernt. Er
bekleidete dort die Stelle eines chnrpfalzbayerifchen Schaffners, den wir henk.
zutage Nentatnttnattl, oder dergleichen nennen würden. Wie er fein Amt vom
Vater her im Erbweste überkommen hatte, so sollte feilt Sohn Friedrich ihn
in Amt und Würden Nachfolgen, ttttd demzufolge ging denn auch de« Letztere»
Ausbildung den Weg, welcher zur Berfolgung der mit aller Sicherheit in Aussicht
stehenden Laufbahn eingefchlagen werden mußte. Wie da« in der guten,
s»cn Zeit zu fein pflegte, war da« Amt weniger beschwerlich al« einträglich,
und der alte Herr mod,tc sich in dessen Ausübung NM Io behaglicher fühlen,
als ihn, der rüstige Sohn hülfrcich und unterstühnngsbereit zur Seite stand.
Vielleicht hatte ««« gestrenge Herr Schaffner unter feinen Grnndholdcn hie
und da ein lhempcl erlebt,, daß die, welche ihren Besitz etwa« ztt voreilig
an de» Sohn oder Schwiezerfohn abgetreten und sich zur Ruhe gefetzt hatten,
das am wenigsten gefunden, was sie gesucht, die Rnhe. So kam e« denn,
daß er es sich in den Kopf setzte, fein Amt in. eigener Person so lange zu
verwalten, als es feine körperlichen und geistigen Kräfte und die äußeren
Umstände gestatten würden. Da« war für den Sohn Friedrich nicht so ganz
unerwünscht, denn für diesen war die Kunst ein weit stärkerer AnziehuugSpuukt
als das Steuerregister feines Vater«. So blieb ihm denn Zeit genug, sich,
ziemlich auf eigene Faust, im Zeichnen, Aqnarcllmalcn und Radiren zu un-
terrichten. Aber das Schicksal wollte, daß, was er erst nur zur eignen Lust
getrieben, bald tun des Erwerbe« willen ansüben mußte. In jener Zeit

macht« die Weltgeschichte Schritte mit Siebinuteilenstiefeltt und eine« Tage»
war die altherkönnulichc Erblichkeit der Aemter JUNI Schrecken Vieler aufge-
hoben, die schon vom sicheren Besitz geträunit. Da« war denn auch für
Friedrich Rottmann'S Zukunft entscheidend. Er wendetc sich nun mit
ganzer Seele der künstlerischen Thätigklit z» und seine »tamtichfacheu Arbeiten,
meist Zeichnungen, theilwcife jedoch auch Aquarellen, fanden in weitesten Kreiset!
lebhaften Beifall. Vielseitigst, wie er war, wußte er Vielen zu genügen, den
einen durch Genrebilder,, den andern durch Schlachtstückc, wilder andern durch
Landschaften und so weiter. Inzwischen hatte sich der Krieg, der ganz Europa
zu erschüttern begann, an den Rhein gezogen, die Parteien waren in. der
nächsten Nähe vom Wohnorte de« Künstlers an einander gcrathcn, er halte
sich auch durch die angcufcheinlichste Gefahr nicht abhalten lasten, den Kantpf
in thnnlichsier Nähe attzufchanen, und bald darauf vollendete er. ein große«
Aqnarellgemälde: „die Schlacht bei Handlchuchsheitn". Auf die« Treffen folgte
rasch der Kamps um die Neckar-Brücke in Heidelberg. Friedr. Rottmann,
der nun in dieser Stadt wohnte, war Zeuge der deutsche» Tapferkeit, der
eisernen Hartnäckigkeit der Franzosen, so wie de« endlichen Rückzuges der
Letzteren. Der glorreiche Kantpf und Sieg deutscher Waffen begeisterte ihn
z» einem netten Bilde; bald war „die Erstürmung der Heidelberger-Brücke"
in Aquarell vollendet. Der Beifall, den diese beiden Arbcicn fanden, per-
anlaßte den Künstler, fic- in Kupfer zu radiren. So ward er auch in größeren
Kreisen bekannt. Selbst -über dte Grenzen unseres weiteren Vaterlandes
hinaus wurden nun seine Arbeiten gesucht, viele gelangten nach England und
erwarben dort dem deutschen Künstler Freunde. Besonder« beliebt waren
seine landschaftliche» Zeichnnngen, wie ihn d-uu auch der Herzog von Rasta»
mit der Herstellung einer Reihenfolge von Ansichten an« dent reizenden
Neckarthal- betraute. Zu den bekannte,teu Arbeiten des fletsugen Künstler«
gehören außer obigen Schlachtenbildem s-ch« „Ansichten an« dem Garten zu
Schwetzingen", welch- di- vier Tempel, die Wasterleitnng und die Mofchee
zeige» und noch heute in einer großen Anzahl von Exemplaren am Rheine
und Neckar verbreitet sind. Auch seine „Ansichten von Heidelberg und Um»
gebnng" waren sehr gesucht und zettgeu von einem klare» und richtigen Vir-
ftäudtuß landschaftlicher Formen. Seine „Ab-ut-ner eine« reisenden Maler«"
in s-chö Blättern verrathe» neben derbem, kräftigem Humor eine tüchtig«

^'^Fr!edr?ch Rottmann besaß unzweiselhast viel Talent, e« fehlte ihm
aber unter dem Druck äußerer Verhältnisse an gründlichen Studien, wie da«
 
Annotationen