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Zeitschrift für KM, KMiliMrie und künftlkrifchrs i'rbfn,

der Deutschen Kunstvereine.

Dr. Max Schasler,

| 9irO. 68. J H-r°u»g-b-r bt« Deutschen Kunftkalcndcr« und Sekrei-ir b-s „Museum« snr Sun» und Innftlcrischt Interesse,ff' ^15. iOstüÜkl. |

nbf Slrlitd: Lwbi-n zur «b-r-Neristik b-niswer Künstler ber

Gegenwart. :> , Brests,, Libnitz, Münster, Düss

Ausstellung. !: .^unffqeschichlk: Di-rabianten Chornischen «,

Studien zur Lhurskteriftiit dnilschrr Piinsller der Vcgcnwnrt.

VIII. Moriz, Nil,er von Schwind.

(Fortsetzung.)

Schwind'« Verbleiben bei Ludwig Schnorr von C-rolSseld dau-rt-
nichl viel über ein Jahr. E« lag so llltanche« in Schnorr'« Richtung als
Mensch und Künstler, wa« jenen, nicht Zusagen konnte. Der letzte Anstost zu
ihrer Trennung war so cigcnthümlich »nd ist für di- Charakterssirnng de«
Geiste« jener Zeit so überaus bezeichnend, dast dessen hier wohl ausdrücklich
Erwähnung gen,acht werden darf. Zn de» Äuswüchsen der Romantik gehörte
vor Allen, auch der Glaube an eine höher- Sendung der Somnambulen und
eine damit »olhwendig verbundene, .oft inaastlose, »oberschätzung dieser a» sich
immerhin inlercffanten Erscheinung. Wie stark dieser Glaub- war, beweist
'der Umstand, dast die Betrügereien einer Friederike Hähnel und ihrer zahl-
reiche» Rachlrclerinnen denselben kann, zu erschüttern, geschweige z„ beseitigen
verinochten. Zn den Gläubige» gehörte auch Ludwig Schnorr, und -S lag
nicht so ferne, al« -S aus den ersten Äugenblick 'scheinen mag, daß. dieser
Glaube auch im Beziehung seiner Kunsilhätigkeit trat. Er war da,,,als
eben im Begriff, eine heilige CS-ilia zu malen, und da er, um in der Kunst-
sprache zu sprechen, selbst ein ungewöhnlich starkes M-dinn, war, so s-tzt- er
sich mit mehreren Eon»,an,bitten in Rapport, i» der Absicht, durch sie höh-r-
Jnspirationen bezüglich der Auffaffnng seiner Heiligen zu erhalte». Die Sache
„ahn, den» auch anfänglich ihren ganz regelmäßigen Verlauf, aber bald er-
gaben sich auch Anstände von höchster Bedeutung. Sie betrasen nichts weniger
als die Fußbekleidung. mi, der die Schntzpatroni» der Musiker g-,„al> sein
wollte. Die Angaben der Magnetisirten differirten nenttich in einer Weise,
die den gläubigen Künstler fast zur Verzweiflung brachten: wußte er doch

so weniger, je öfter er jene Inspirationen hervorrief, ob die heilige
Cäcilia rothe, grün-, braune oder goldene Schuh- verziehe. Di-S Treiben
war Schwind'« klaren, B-rstande denn doch zu arg. Al« er sich darüber
mit der ihm eigene» Offenheit und Entschiedenheit anssprach, kan, c« z»,„
Bruche und -r trat sofort an die Akademie über.

Dast er dort in keiner Weise Befriedigung finden konnte, lag in der Natur
der Anstalt und de« jungen strebsan,-,, Mannes selber. Da es jedoch ei»
andres Mittel zur Z-i, nicht gab, so blieb nichts, übrig, als innerhalb der

gegebenen Grenze» seine Individualität „töglichst z» wahre». Neben seiner
künstlerischen Weiterbildung widn.ete Schwind seine freie Zeit der Musik,
„nd an« jenen Tagen datirl auch seine nahe sreundschasttichc Beziehung zn
Schubert und Franz Lachner, von denen der Letztere in seiner Stellung-
als Kapellmeister einen siegreichen »amp, ,„r deul,che Mnstk der welschen
gegenüber begonnen hatte und mit manchmal sehr drastischen Mitteln durch-
sührle. So war cS namentlich eine Scene, die Lachner ini, einer italienische»
Priniadonna hatte, welche eine gcwiffe Aric in einer klassischen deutschen Oper
durchaus „ach ihrer Weise singe» wollte, die „„„ freilich mit dem Geiste der
Komposition in geraden, Widerspruche stand. ES war in der Hauptprobe,
und Lachner gerieth durch die Hartnäckigkeit der Dame so in Affekt, daß er
seine Partitur auf die Bühne warf, wobei e« wohl der Zufall wollte, daß
sie der Sängerin, die heftig gestikulircnd. dort ans »nd nieder rannte, an, de»

München war unter König Ludwig» Regierung der Brennpunkt eine«
neuen Kunstleben« geworden. Schwind hatte e« endlich in, Jahre 1827
möglich machen können, an, Bestich dahin zu gehen. Wa« er dort sah, be<
geisterte ihn und ließ ihm in Wien keine Ruhe mehr. So beschloß er denn
ganz nach München überznsiedeln, was freilich wegen der sinanciellen Scite
dcr Sache mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Doch seinen, eisernen
Willen gelang c« cndlich. Der Erlös auS den, Berka,ife eines Bilde« diente
dazu, sich von allen Verbindlichkeiten in Wien loSznmachen und die Kosten
einer Fustrcise nach München z» bestreiten. Als er in, Herbst 1828 mit leichtem
Sinne „nd »och leichterem Gepäck über die Jfarbrncke schritt, war sein Ka-
pital ans weniger als dreißig Gulden znjannnc» geschnwlze». Aber das
,nachte den, jungen Manne, der sich de« in seiner Brust schlunnncrndc» Schatze«
wohl beninstt sein mochte, wenig Sorge. Auch war er nicht ohne Bekannte
'„München, wo unter Ander» sei» Landsmann, der Bildhauer Schaller, bei
Leeb arbeitete. Vor Alle,» mußte Schwind daran denken, seine Existenz zu
sichern und so ging er denn auch rasch an dio AnSsührnng seines Bildes „Da-
vid und Abigail," worin er noch der früheren deutschen Kunstrichtung folgte.
ES ward gut ausgenommen und von, Knnstvereine angekanst. So lange der
Kausprc!« nachhiclt. warf sich der junge Künstler mit den, größten Eiser aus'«
Komponiren „nd trug, unerfahren IN derartigen Dinge», sein- Komposilio-
 
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