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Mschrill für fiunll, Mnstiildiistrik unü Künstlerisches Den,

^SX^Hemptyrgem der Deutschen Kunstvereine.

HerauSgegcbe»

g***^*®«** vr. Max Schasler,

| 92rO. 58. J H-r-nSgeb-r dis Tentschen Kunstalmanach«, Telrewir des „Mnsenm« für Kunst »nd künstlerische Jillercstei," > JJ. NtHl. |

Das Redactionsbureau der „Dioskuren- — Dessauerstrasse 34 - ist täglich von 8 — 11 Uhr geöffnet.

Die Schönhrilsidrc des MillrlnUero in

Wer cs unter,ti,»ml, eine große geistige Sphäre allgemein.,nenschlicher E,»>
Wickelung nach den verschiedenen Phase» und G-stali„ng-n ihres inner» Wesen«
zu erforsche,,, ,,„d da« darin obwaltende Gesetz der Veränderung, sei diese Wach«-
Ihni» oder Vcrderbniß, sich zum Bewußtsein zu bringen, wird stet« zu dem
Resultat gelangen, daß jede E »I w! ck e l u » g e i n K a,» p s z w e i e r c»l g e g e»>
gesetzter Elemente ist, welche nnt den Vorrang „nt einander grillen.
Diese beiden gegensätzlichen Element- will ich einfach al« Stoff und Geist
bezeichnen. Der Stoff repräscillirt in dem Kampfe die inatcrieUe Schwere,
er versucht de» Geist, den er nicht loswerdcn kann, h-rabznziehcn, zu er-
drücken: dieser dagegen, welcher da« Element de« Anssteigcn«, der Erhebung,
der Frcih.it ist, jucht die Bande der Materie zu sprengen oder, da ihm die«
nicht gelingt, wenigsten« daran zu seile», lim sic l-tchicr. dünner, dehnbarer
und schmiegsamer zu machen. Dieser Gegensatz ist überall „achznweifen: in
der Religion und Sittlichkeit al« der stampf zwischen Sünde »nd Tugend,
in der stnnst al« der Kamps zwischen Natnrali«,,,»« und Spiritnalismn«,
in der Sprache al« der Gegensatz zwischen Natnrlant »nd intellektueller
Auslösung de« Sprach,,,aterial« durch die Herabsetzung de« Laut« zum reinen
Mittel de« GedankenauSdrnck« >t. [. f. Bon Anfang der Welt — so weit wir
in ihre Geschichte znrückblickcn können — bi« ans de» heutige» Tag kämpft
die Menschheit diesen stampf ans de» verschiedenste» Gebiete» durch: c« ist
ein großartiges Schauspiel, diese« unendliche Ans- und Abwoge» der feind-
liche» Elemente z» beobachten. Zuweilen gelangt e« — wo ein partieller
Abschluß erreicht ist — zu einer gewissen Beruhigung, plötzlich aber, wen»
sich di- Wogen ans ei» »engeössnct-ö Gebiet stürzen, wirbelt der Sturm
mit so gewaltigerer straft empor, st«, nach einiger Zeit abermals z» be-
sänftige,,. Diese B-r»higt,»g«pn„kt-, welche stet« die Vorläufer der gewal-
tigstc» Stürme sind, bilden in der Weltgeschichte de» Abschluß jener Ent-
wickelungsphasc», die man gewöhnlich Periode» nennt. Aber diese« Aus- und
Abwegen ist »ich, ziel, und planlos: bei jedem Abschluß nimmt der Geist

Grgcnsatz zur -antiken und moderne».

verliert bei jedem Stoß de« Geiste« an Selbstständigkeit, Bedeutung »nd
daher auch an W,der,ta„dsfah,gke,t. Dadurch wird jener Kampf trotz seiner
scheinbaren Regellosigkeit und stoßweisen Mannigfaltigkeit z» einer geregelten
Bewegung: c« ist ein ewige« Gesetz darin, und diese« Gesetz ist: der Geist

Da« Verhältntß de« Getfie« znm Stoff kan» »,», ein dreifache« sei,,;
1. der Stoff beherrscht de» Geist: die« giebt »»« mit einem Worte den
Charakter der orientalische»Welt; 2. d-rG-ist stellt sichdemSlosse
gleich „nd tritt zu ihm in da« Verhältniß einer harmonischen Ver-
söhnung: diese Erscheinung offenbart sich in der griechischen Welt; 3. der
Geist erhebt sich über die Materie »nd ordnet Pc sich unter zu seinen
Zwecken: diese Ausgabe ist dem GcrmaniSmn«, der hier mit dem Christ e,,<
Ihn,,, znsam»,-»fällt, übertragen worden. Innerhalb dieser drei Haupt-
Phase» de« Kampfe«, welche sich al« „othwendig an« der Natur der beide»
entgegengesetzten Elemente ergeben, gestalten sich „»» weiter höchst interessante
Abstnfnngen, auf die ich an dieser Stelle näher einzngehe» mir versage»
muß. Dagegen werden Sie mir gestatte», diese drei Hanptphase» in ihren
nationalen Vertretern zuerst etwa« naher zu belinchten, eh- wir zur Ver-
gleichung de« Mittelalter« zur antiken Welt übergehen.

1 D,e Befreiung de« Geiste« vom Stoffliche», d. h. nicht die So«,
löfunfl davon, sondern die Hcrrschast darüber, steht immer in gleichem
Verhältniß dazu, ob „nd wie weit der Geist weiß, daß er frei ist. Den
Orientalen mm ist -« unbekannt, daß der Geist, d. h. der Mensch al«
solcher, frei ist. Der Eine selbst, welcher unter ihnen al« frei geglaubt wird,
während sich alle andern als „iisrei wiffen, der Despot, ist in der Thal auch
nicht frei, da seine Freiheit bloße Willkür, ei» Belieben der Laune „nd
Leidenschaft, er selbst also ein Spi-lball und Sklave der stofflichen, Vernunft-
lose» Elemente der menschliche» Natur ist. Diese Herrschast de« Stofflichen,
welche wir in der staatlichen Entwickelung der Juden, Acgvpter u. s. f. durch-
weg finden, prägt sich ebenso auch i„ der Religio» und Kunst der Oricn-
talcn an«. Aber vielleicht offenbart sich da« ewige Ringen de« Geiste«
 
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