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rebioirt unter Mitwirkung einheimischer und auswärtiger Nunftfreunde ^

von

»r Sim: Sckiaslor, ? 15.getarnt.?

©ecretait de« „Museum« für Smift und ffuiflltriidic Jufcrciien" in Berlin. >

; 1859. I

.Studien ;ur Charakteristik deutscher Künstler der Gegenwart.

V. Karl Rottmann.

Der nächste Sommer zog ihn, dem da« Hochgebirge noch unbekannt
war, unwiderstehlich nach den Bergen. Er siihNe sich haup,sächlich von dem
östlichen Theile de« bayerischen Gebirge« angezogen »nd verlebte einen große»
Theil der besiere» Jahreszeit in der Umgebung Berchtesgaden«, namentlich
im romantischen Ramsanthale. Kaum von dort nach seinen, neuen Wohnorte
znrückgekehrt, machte er sich an die Ausführung eine« größeren Bilde« an«
jenem Thale, mit den, er vor da« Publiknn, trat, al« im näinliche» Jahre
eine größere von der Akademie ftaluteninästig angeordnele Kunstausstellung
stattfand. Dies Bild entschied Rottmann'S künftige« Geschick.

Wenn wir auch jenen Fond ächter Naivetät nicht verkennen, der sich i»
den landschaftlichen Gen,älden der ersten Meister jener Zeit, wie W. Ko bell,
Dorner N-A. kund giebl, und wenn wir gerne zngebe», daß die Gewissen-
haftigkeit ihrer Ausführung weit anerkeunenSwerther genannt werden must,
als die Behandlung der Detail« in Bausch und Bogen, d,e „> gewissen
Schulen eingerisien ist nnd al« Genialität angestannt werden will und leider
auch wird, so sind wir doch keineswegs blind für die Fesseln de« Konventio-
nellen, in denen damal« die landschaftliche Kunst schmachtete, ohne sich ihrer
Gefangenschaft bewußt z,i werden.

Der Eindruck der Bilder jener Richtung ging regelmäßig durch die Mi-
nntiosität de« Nebensächlichen zu Grunde, da« sich durch die darauf verwen-
dete Sorgfalt der AuSsührung über sich selbst erhob und eine Bedeutung an-
strebte, die ihn, der Natur der Sache noch »ich, zukam. So kan, e«, daß
jene B.lber, obwohl im Einrelnen vortreislich und aus de» sorg,all,gsien
Studien sns.end, doch im Ganze» eine» nur wenig befriedigenden Eindruck
machten. Die Künstler jener Zeit verstanden eS nicht, die Natur zum Träger
eines Gedankens zu machen, darum regten ihre Bilder nicht an. Ihre Hö-
henzüge, Thäler nnd See'», ihre Wälder, Felder »nd Ebenen waren selten
mehr als sorgjältige Portrait« der landschaftliche» Natur »nd als solche
nsterding« nach Umständen lecht schäyenswerih. Aber dabei war selten davon
°>e Rede, da« Individuelle auch dann, wenn eS sich »nverhältnißmäßig breit
Machie. den landschaftliche» Hanptsormen unterzuordne». Einen Hauptgedanken
iur Geltung zu bringen, da« kam Niemand >» de» Sinn. Man niochte wohl
'"hlen, Last die Natur nickt immer und überall künstlerisch schön sei »nd man

suckle de», Nebel dadurch abzuhelfen, daß man sie in gewisie, durch die Kon-
»enirnng geschasiene Formen schlug und zu idealisiren gedachte, während man
in aller Harmlosigkeit der Natur jeden Hanch der Poesie nnd de« Ideale»
abstreiste. Dazu kan, e«, daß die landschaftliche Technik lies im Arge» lag
und der, welcher über das Althergebrachte hinausgehe» wollte, in die Roth-
wendigkeil verseht war, sich gewisser,„aßen eine neue zu schassen. Daß gewisse
Probleme ohne eine solche gar »ich, gelöst werde» konnten, das! mutz selbst
den, Laien einlenchle», der eiwa eine Landschaft von SB. Kobell und eine
der späteren Rottmann'sche,, nebeneinander sieh,.

Diese» kalten, nüchternen nnd durcha»« prosaischen Produkte,,, welche sich
über hergebrachte Schranke» auch nicht ein Haar hinan« gewagt hätte», wenn
e« auch in der Kraft ihrer Meister gelegen hätte, stellte NN» Karl Roll mann
Werke, gegenüber, welche seine liespoetische Seele »»mittelbar au« der Natur
geschopst, deren innerste Geheuinnffe er glückselig erlauscht hatte. Ihn, lag
vor Allen, daran, die Hauptforme» einer Landschaft zu charakterisier»; mit
den Mittel» der Linie und der Farbe verstand er e« eine durchaus ideell
Wirkung zu erziele» nnd die nieist nur ganz einfache Slasiage mit de»
landschasllichen Elementen so innerlich haruionisch zu verbinden, daß man sich
ohne Zwang eine andere gar nicht hineindenken kann. .

In den Bildern an« jener Zeit läßt fick einerseits noch jene elegische
Stimmung erkenne», welche schon an seine» ersten Slrbeiten als charakteristisches
Merknial sich ofsenbart, andrerseits spricht sich i» denselben eine gewisie stille
Sehnsucht nach den, Süden an«. 'Nicht blo« daß die Lust blauer, tiefer und
lencktender wird, d,e Fornialione» de« Terrain« »nd der Begetalion nähern
sich denen de« Sude,,« ,„ unverkennbarer Weise, ,,„d so lresiend wusste seine
Phantasie da« zu gestalte», wa« sei» Herz ersehnte, daß ein so tiefer Kenner
italienischer Natur wie von Klenze nur dnrch de« Künstler« ausdrückliche»
Widerspruch von den, Glaube» abgebracht werden konnte, er habe seine Ein-
drücke jenseil« der Alpen gesammelt.

München war den, Künstler in de» paar Jahren, die er hier verlebte,
so lieb geworden, daß er daselbst seine» eigenen Heerd z» gründen beschloß.
Seine Braut, Friederike von Skell, die in Schwehingen geborene Tochter
de« Königl. Hosgärtner-Jntendanlen, war ihn, nahe verwandt. Die DiSpen-
salionS-Berhandlungen zogen sich zu Rom i» die Länge und so konnte unser
Künstler erst zu Ansang de« Sommers 1824 seine Gattin Heinis,'ihren.

Um jene Zeit handelte e« sich darum,' ob a» der Akademie zu Bkiiuchen
 
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