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Uebersiedelung dorthin nach sich zogen. Zunächst handelte eS sich darum, die
Antikensäle der Akademie mit Wand- und Deckengemälden zu schmücken. Sei»
Vorhaben n-ar nichts Geringeres, als den von Goethe mitzetheillen Plan der
Philostratische» Gemäldegalerie durchzusühren. Er realisirte ihn in einer Weise,
welche »eben seinem Reichthnm an schöpferischer Kraft zugleich feine tiefe
und eingehende Kenntniß de« klassische» Alterthnm« bewundern lägt. Dabei
war das gegebene Lokal der Dnrchsührnng seines Gedankens, keineswegs gün-
stig. vielmehr allzu beschränkt; während Goethe in' seiner Abhandlung »r»n
Abtheilnngen angicbt, standen Schlvind nur sechs flache Kuppelgewölbe und
acht Lünctlen zur Bersügnng. In den Lünelien nun brachte er seine Haupt-
bildcr an »nv bildete die Gedanken in den Deckengemälden weiter fort. Sich
an Goethe anschließend, der die Gegenstände der ersten Hauptabtheilnnge»
als hoch tragisch bezeichnet, stellte er zunächst den „Achill" dar, über d-S An-
tilochnS Leiche trauernd, der erschlagen ward bei der Bertheidigung seines
greisen BaterS Nestor. Der zweite» Abtheilung Goethes entsprechend, welche
Li-bcSannäh-rung und Bewerbung enthält, stellte Schwind auf der
zweite» Wand „die Geburt der B-nuS," an der Decke „PerfeuS und Andro-
meda," „Bacchus und Ariadne," „MeloS und ChritheiS" (Homers Elter»),
„Jason und Mcdea," endlich im Aledaillo» „Vc»»S und Amor" dar. Di-
drillc, nach Goethe Geburt und Erziehung enthaltende Abtheilung zeigt
im Hauplbildc „die Geburt der Minerva," an der Decke „Chiron und Achil-
les." „Merkur als Dieb der Rinder nnd de« BogenS Apollo'«," „die Erzie-
hnng d-S Bacchus," endlich in, Medaillon „di- Iris." Auf der vierten, von
Goelhe dem Herkules gewidmeten Wand sehe» wir den HeroS beim Mahle,
an der Decke denselben als Schlangenwürger, als Vater mit feine» Kindern
schäckernd, ferner den AntheuS bezwingend, de» Alla» überlistend, endlich in,
Medaillon ihn mit Hebe verbnndcn. I» der nächste» Abih-ilnna fchildcrte
cr „AktäonS bestrafte Neugier." Die Decke darüber giebt „EcphaluS und
Prokris," „Meleager und Alalanti" und „Narciß;" im Medaillon brachte er
„Diana von zwei Hunden gefolgt" a». Immer, loweit c§ die Räinnlichkcilc»
erlaubten, sich Goethe anschließend, zeigte Schwind in seiner sechsten Ablhei-
lung di- Land-, See- und Wasicr-Slücke, im Hauptbilte „BaecknS, der die
Tprrhener i» Delphine verwandelt," an der Decke „die Insel AndroS mit den,
Flußgolle," von Nereiden, Trilonc» nnd Ainorelten uingeben nnd von Bac-
chus befchüht; weiter erscheint „der Hain von Dodona," die „Erde mit
der A-hr-ngarb- auf einem Löwe» sitzend," das „Meer als Göttin auf einem
Delphin," nnd in, Medaillon „der schlafende Pan." In seiner siebe»,«», der
Poesie, dem Gesänge und Tanze gewidmeten Ablhttlung begegnen wir,
und zwar int Hanptbilde, einer tanzenden Schaar von Feld- »nd Waldgötter»
und Rhinphen, an der Decke dem „Urtheile des Midas," einem „von Ni,»,,
phe» genecklen Satyr," „Rhea den Pindar gegen de» anstürmendcn Biene«,
schwär», schützend," „Orpheus mit seine,» Spiel di- Thier- zähmend" und im
Medaillon „Apollo mit der Lcyer." Ans der letzten Wand endlich, den Käm-
pfe,, gewidmet, stellte er „Arrhichio", in, dritten siegreiche» Kampfe ver-

Alle diese Bilder sind nach Ar, hctrnrischer Basen roth auf schwarzen,
Grunde genial,. Sie all- durchweht der reinste Geist hellenischen Alterlhinn«,
»nd sic reiße» de» Beschauer desto so mehr zur vollsten Bewunderung des
Künstlers hin, wenn er bedenkt, welche diametral verschiedene AnschannngS-
weise derselbe in seinem Ritter Kurt mit eben so großer Liebenswürdigkeit al«
unleugbaren, Erfolge zur Geltung brackto.

An di- Ausführung der G-inäld- in, Anlikensaale reihte sich rasch ei»
zweiter Auftrag. Derselbe ging dahin, das groß- Treppenhaus des Akade-
ini-g-bänd-s mit Fr-Skogemäld-N z» schmücken. Schwind vertheilte feine
Koniposilionen in -in großes Wandgemälde und fünf Lünetten. Auch die
Decke ward »och bedacht. Der Gegenstand war kein günstiger: „di- Einwei-
hung des Freiburger-Münsters durch Conrad von Zähringen." Was demselben
an innerem Leben und an GestaltungSsähigkeit abging, ergänzte der Künstler
durch Frische und Klarheit des Gedankens, scharfe Individual,strunz n»v Ab-

rundung seiner Komposition. Als deren natürlicher Mittelpunkt ergab sich
der eben vollendet- Dom, a» dem sich sestlich geschmücktes Volk versammelt,
während von beide» Seiten Züge h-rbeikomm-n. Inden, der Künstler den
alten Meister HannS Baldnng Grün, wie er das Portrait des Markgra,-»
Christof d-S Reichen von Baden inalt „nd di- schöne Bildhauer!,> Sa-
bina von Steinbach auf seinem Bild- »„brachte, gab er seinem Werk- eine
Lokalsärbung, welche die günstigste Wirkung macht. Die Lünetten über den,
Bild- verwendete Schwind sür allegorische Darstellungen. Sie zeigen „Staat
„nd Kirche die Architeklnr beschützend", die „Mathen,atik als Grnndwisienschaft
der Baukunst" mit den, Plane de« G-bänd-S „nd der von dcsien Baunwistcr,
Ob-rbauralh Hübsch, erfundenen Kelle zur Gewölbe-Konstruktion, endlich
„Psyche als Phantasie", mit Jupiter« Donnerkeil spielend und seinen Adler mit
Bstnnen bekränzend. I» den beide» nebenan besindlicheu Lünette» malte er
„den R-ichthum", den, Land „nd Meer ihr- Schatz- bringe» und den „Frieden-
der den Oelbaum pflanzt „nd der Industrie, einem Kind-, auS der Wi-ge
hilft. Schwind vollendete da« Werk in, Jahre 1842. Nebenher zeich-
ne,- er für einen anderen Saal des neuen Akademie-Gebäude« allegorische
Darstcllnngen mehrerer Städte Deulschlands »nd Italien«. Er lebte kan,al«
abwechselnd in Karlsruhe nnd München. In der letzteren Stadt entwarf
er nicht blo« di- Carlo,,« zu de» obenbezcichncten Gemälden »nd die von
Reich und Geck in Fresko anSgeführlen geflügelten Knaben für die Decke
pe« Treppen-Hauf-ö, sondern auch die Kompositionen sür den Sitzungssaal
der ersten Kanuner des badischen Landtag«, welche er in München auch in
O-l anSführ,c nnd welche Gen,äldc dann an Or, „nd Stelle cingepaßt'wnr-
den. Den Mittelpunkt bildet da« Porlrainwdaillon des Großhcrzog«, um da«
sich die allegorischen Gestalten der vier Hauptstände de« Landes: d-S Adel«,
der Gelehrten, der Bürger und der Bauern gruppiren. Ach« rund- Felder zeigen
di- Weisheit, Stärke, G-r-chligk-it, Klugheit, Frömmigkeit, Treue, den Frie-

Um jene Zeit (1843) sollte die Trinkhalle in Baden-Baden mit Fresken
geschmückt werden. Unter den Künstlern, welche hinzu konlurrirtcn, gehörlc
auch Schwind. Er cnlwars -in- großartige Komposition, welche er später,
al« sie an entscheidender Stelle den wohlverdienten Beifall nicht fand, in
O-l anSführte und welche i» der jüngste» Zeit der kunstsinnige Gras A. Rae-

zynski an sich brachte. Di-Koinpostlion zeig! di- männliche Gestalt des Rheins,
der auf einer Biolin cden Städten nnd Gestade» >,,„ ihn her die Weisen zu ihren
alten wunderbaren Sage» spielt. Hiedurch deutete der Künstl-r daö melo-
difche Rauschen de« stolze» SlronieS an. Um ihn fchaaren sich die Släbte
an seinem User und seine bedeutendste» Nebenflüße, alle mit Klarheit »nd
Schärse charakterisirt.

E« war das sagenhafte Element, welche- Schwind immer lebhaft an-
zog. So verwerthete er auch im Jahre 1843 die „Sage vom Ritter Kuno
von Falkenstein" in einen, nuifangreichen Gemälde. Derselbe frei,- nämlich
»„> di- schöne Tochter eines stolze» Ritters, der feine Werbung höhnisch mit
den Worten zurückwies, der Tochter Hand könne nur dann in die seine gelegt
werden, wen» eS ihm gelänge, in einer Nacht eine Brücke über den Abgnind
zu bauen, der zwischen seinen, Schlöffe nnd den, Lande ringsum gähnte. Der
Ritter, nah- daran, an seinem LiebcS-GINck- zu verzweifeln, begegnete dem
Herrscher der Gnomen, der jene Bedingung zn erfüllen versprach. Tausend
Hände regten sich geschäsligt, sobald die Sonne hinabgesunken war, Stein-
block schloß sich an Steinblock und als der Morgen noch nicht grante, war
die Brücke hinubcrgeschwungcn. Diese» Monient hat der Künstler in», für
sein Gemälde sich a»Sg-wählI. Der Ritter, hoch zu Roß, in stattlicher Rüstung
hält schon vor der Pforte der Burg, von deren Söller das Fräulein liebes-
selig sich zu ihm herabneigt. An, Berge treiben sich die freundlich gesinnten
Gnome» „„ emsig;,-,, Treiben innher. Die Ausführung dieses mit ebenso
viel Innigkeit als Humor empfundene» Werkes zeigt, daß Schwind in der
Technik seiner Kunst sehr wesenlliche Fortschritte gemacht.

(Fortsetzung folg,.)

Korrespondenzen.

DNowyork, Ans. October. Die „Permanente Kunstausstellung" (von Berlin

Gemälden nimmt ihren erfreulichen Fortgang..—Die Räumlich. Arnold, G. ..... ..

.--------..... ,°u° Zusendungen bald auSg-füll,

keilen sind/,, einen, großartige» und eleganten'Maaßstabe angelegt, »nd
"ch die Direktion zu den bedeutenden Opfern, —**- "."

" ' bedeutende Lücken entstan

.Zgefüllt werden; die Winke..

wichtigsten. In, Interesse der deutschen Kunst

sich die Direktion zu den bedeutenden Opfern, welche die Herstellung »nd A„S< Unternehmen W ..... onu....

stattnng derselben • (über 10,000 Thlr.) erforderte, nur in der Voraussicht empfehlen, daß die Künstler, wie bisher, so auch ferner, nur «„!<
.ia-Lti„k.nt!rniI,mcl! vP>, Dauer sei und von^den Künstler,, all. h-rüb-rschicki-n, was um so wünschenSwerlher, als feil einigen Wock


s-ilig unterstützt werde was auch bisher »amenttich von Berlin
. tors ans geschehe» ist.. — Die Zeit der Eröffnung ' '

“. '"den, die reiche und von,

3 sttzt^. nachdem alle Fe

die Stadt znrückaekchrt sind, «

....—ing bilde-

schon Ihum deö JnstiiulS hier angelangtc „Porlrai, Alexander vonHun
„de i» Prof. I. Schräder, welches den großen NaNirforschcr am tfujjc
cllnng re» ans einem Felsen sitzend barstem. ES ist ein Mc,;,erwcrk ho

welche« zahlreich- Besucher a>

en Range«,
 
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