Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0132

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
116

dringlich machen muß. Von so vorbereiteter Fläche wird sich
der aufgegosiene Gyps durch den sich beim Festwerden ent-
bindende» Wasserdampf, der sich zwischen Guß und Körper
niederschlägt, leicht loslösen, wobei nur zu berücksichtigen
ist, daß man den Versuch dazu nicht zu früh, sondern erst
nach vollständig erfolgter Erkaltung machen darf. Gießt
man mehrere Gypslagen auf einander, so wird das Wasser
der oberen von der unteren eingesogen, erstere wird fester,
zieht sich zusammen und das ganze Stück wirft sich. Sol-
chen Vorkommnissen begegnet man durch Einlegen von
eisernen Schienen.

Es ist wohl nichts leichter als von einer Münze einen
Gypsabdruck zu machen. Man umgiebt dieselbe mit einem
Papierrande, stellt dieselbe auf eine Platte, gießt frisch
angerührten Gypsbrei darauf, und wartet den Moment
ab, wo derselbe nach der Erwärmung, vollständig erstarrt
ist. Der Abdruck läßt sich, zumal wenn die Münze zuvor
mit einem Fett- oder Oelhauch versehen war, leicht ab-
heben. Taucht mau nun diese vertiefte Hohlform in reines
Wasser, läßt sie sich voll saugen und umgiebt sie wieder-
um mit einem Papierrande, so kann man wieder neuen
Gypsbrei aufgießen, den man mit einem sogleich wieder
auszuwaschenden Dachshaarpinsel genau in alle Vertie-
fungen hineinreibt. Auch dieser Aufguß läßt sich als po-
sitive Kopie nach erfolgtem Erstarren abnehmen, wenn man
lose eine Messerschneide zwischen Form und Abguß setzt.
Es gehört zu dieser Operation wenig Uebung, nur darf
man das Abnehmcn nicht zu früh versuchen. Wie man
bemerkt haben wird, genügt das bloße Benetzen der Gyps-
form mit Waffer, damit sich der frisch aufgegosiene Gyps
mit dem alten nicht verbinde. Mau nennt einen solchen
Guß einen „Wasserguß"; natürlich muß die Form durch-
aus tropfnaß sein. Ein solcher Abguß geht in einem Stück
los, weil keine Stelle der geprägten Münze „unter sich"
geht, so daß er festhaften könnte. Anders daher muß das
Verfahren sein, wenn dies bei einem Modelle der Fall
ist, d. h. wenn daffclbe, wie bei einem am Zeuge angenähtem
Knopfe, unter sich geht, oder wenn die Tiefen desselben
sich im Profil schwalbenschwanzsörmig erweitern. Bei
einem solcken stark erhabenen Relief wird der Gyps in
einzelnen Partien ansgetragcn, man sucht eine in einzelnen
Stücken ablösbare Form zu erhalten. Mau umfriedigt
einen Theil des abzugicßenden Reliefs, dessen Oberfläche
zuvor mit Schellack oder Firniß dicht gemacht und einge-
fcttet ist, mit einem weichen Thonraud und gießt in den
so gebildeten Kasten den frisch angcrührten Gypsbrei. Nach
dem Erstarren nimmt man das Gypsstück mit dem Thon-
rande zugleich ab, löst letzteren davon, beschneidet dasselbe
scharfkantig und rechtwinklich gegen seine untere Fläcke und
paßt es wieder genau an seinen vorigen Platz. Hieraus
wird ein nebenliegcnder Theil der Relieffläche eingeölt,
mit einem Thonrande von 3 Seiten eingeschloffen (die
vierte Wand bildet ja eine Seite des eben gegossenen Form-

stücks) und auch in diesen Kasten dünner Gypsbrei ge-
gossen; nach dem Erstarren wird das Stück losgenommen,
der Thon getrennt, von 3 Seiten scharfkantig beschnitten
und gegen das erste Formstück genau anpaffend au seine
betreffende Stelle gesetzt. In derselben Weise wird nun
auch ein drittes Formstück gegen die beiden vorhandenen
genau anschließend hergestellt und so sortgefahren, bis die
ganze Oberfläche des Reliefs mit einzelnen, fest gegen
einander schließenden Stücken überdeckt erscheint. Jetzt
kommt es darauf an, eine alle Einzellheile überspannende
Gypsdecke zu schaffen, die sogenannte Schaale der Stücke,
Len „Mantel" zu bilden. Dies geschieht sehr leicht also:
Es wird zunächst die ganze äußere Oberfläche der Form-
stücke mit Fett oder Seifenmasse eingefettet, das Ganze
mit einem Thonrande umgeben und über die ganze Fläche
eine, je nach Erforderniß 4—2 Zoll, starke Gypslage ge-
gossen. Ist auch diese erstarrt und fest, so ist eigentlich
die Form vollendet. Man nimmt nun zuerst den Mantel
ab, dann nacheinander jedes einzelne Formstück, und legt
es in den Mantel, jedes an seinen Platz, der durch die
kleinen Gußmarken leicht zu finden ist. — Würde jetzt die
Oberfläche der Hohlform genäßt oder mit Oel oder Seife
eingefettet, so könnte man sofort wieder Gyps hinein gießen,
um einen Abguß vom Relief erhalten; denn ebenso, wie
vom Modell, läßt sich zuerst der Mantel, dann jedes ein-
zelne Formstück abheben und der Abguß bleibt übrig. Aber
so behandelt würde eine Form nicht viel Abgüsse lie-
fern, sie würde leicht zerbrechen, da sie nicht fest genug
ist. Man läßt daher die Formstücke zunächst trocknen und
tränkt sie hierauf mehrmals mit Leinölfirniß. Hierdurch
werden die Formstücke nicht allein undurchdringlich für
Wasser, sondern sie erlangen auch eine viel bedeutendere
Festigkeit als Gyps allein und können demnach mehr aus-
halten. Wenn endlich so jedes Formstück gehörig vorbe-
reitet und gefirnißt ist, dann kann man die Form zusam-
mensetzen und nachdem sie mit einem dünnen Hauch von
Fett oder ausgelöster Seife eingepinselt frisch einge-
rührten Gyps eingießen. Ist derselbe gehörig erstarrt
und fest geworden, was man ja, wie schon öfter er-
wähnt, an seiner nach der Erwärmung erfolgter Ab-
kühlung bemerkt, so läßt sich die Form abnehmen, und
„der Abguß" ist fertig. Es ist leicht einzusehen, daß, so
genau auch die einzelnen Formstücke an einander passen
mögen, doch kleine Fugen zwischen ihnen bleiben werden;
in diese dringt der dünn anfgegossene Gyps ein, sie gießen
sich also mit aus, und erscheinen nach Entfernung der
Formtheile als sogenannte „Gußnähte". Ihre Entfernung
mit Feile oder Messer oder Modellirholz erfordert, damit
die Oberfläche des Abgusses nicht leide, Sorgfalt, bei sehr
zarten Abgüssen pflegen Künstler sie lieber stehen zu lassen,
weil leicht die Modellirung zarter Fleisch und Muskelpar-
tien leiden könnte, wenn die Art der Reparatur geistlos
geschieht. (Fortsetzung folgt.)

Schwarzes Brett.

Herr Bildhauer Engelbert Geister in Hamburg wird hiermit ersucht, seinen mehrjährigen Verpflichtungen nachzukommen.

D. Erv. d. Diosk.

?


1

Unsere geehrten hiesigen Ulionnentcn

werden dringend ersucht, von jeder Unregelmäßigkeit in der Spedition der
Zeitung sofort dem Herrn Buchhändler Mecklenburg (Krausenstraße 52), welcher
ausschließlich den Debit für Berlin iibernonimcn hat, Anzeige zu machen.

XI!. Wir bringen hierbei in Erinnerung, daß das Journal Sonntag Vor-
(i mittag den geehrten Abonnenten ins Haus geliefert werden soll und daß in dem
s> Onartalsabonncment (l Thlr. 10 Sgr.) das Botenlohn mit inbegriffen ist.

Die Expedition der „Dioskuren".

Permanente Gemälde-Ausstellung

von Sachse &. Comp., Jägerstr. 30.

A. Calanie. „Drei grosse Schwei-
zer Landschaften“. Neues von tiraf
Ilarracli, Achenbach, Amberg, Becker,

, Hausmann, Jordan, Lessing, Litscliauer,

! Mecklenburg, Riedel, Schleich, M. Schmidt,
^ j R. Schultze, Webb u. s. w. l144j

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (<5. Parthey) in Berlin. — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
Annotationen