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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0135

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119

Kunst-Chronik.

Berlin. — Am 6. Mai sollen die vom hiesigen Kunst-
verein angekauflen Gemälde unter die Mitglieder verloost
werden. Vom 6—20. Mai findet die Ausstellung der
Bilder statt. Der Verein fordert deshalb die Künstler
auf, ihre nicht angekauften Bilder vor obigem Termin ab-
holen zu lassen.

-Die Maler Gustav Richter und Karl Becker

sind zu Professoren ernannt worden.

— — In dem Lokal des Vereins der Kunst-
fr ennde (Unter den Linden Nr. 21.) ist auf kurze Zeit
ein Gemälde zur Ansicht ausgestellt, das nach einem Ent-
wurf des für die Kunst zu früh dahin geschiedenen Malers
R et Hel von Jos. Kehren in Düsseldorf gefertigt und
für den Saal des alten Schlosses zu Marien werden
bestimmt ist. Dieser schön gewölbte Saal des alterthllm-
licheu Schlosses ist vor Kurzem restaurirt worden und
dient zur Abhaltung der Schwurgerichte. — Erfreut über
die trefflich gelungene Restauration des lange vernachlässig-
ten, einer würdigen Bestimmung wiedergegebenen Bauwerks,
hatten die Geschwornen der Kreise Marienwerder, Löbau
und Rosenberg in anerkennungswerthem Patriotismus eine
beträchtliche Summe zum Zweck der würdigen Ausstattung
des Saales zusammengebracht. Da die Ausstattung, dem
schönen Bauwerk angemessen, aus Staatsfonds bestritten
wurde, ist der gesammelte Fond zur Aufstellung eines Ge-
mäldes bestimmt worden. Dasselbe (11 Fuß hoch, 6 Fuß
breit) stellt die Gerechtigkeit dar, die vom Himmel herab-
fährt, um einen Verbrecher zu ereilen, der, entsetzt über
seine That, von dem Ort, wo er den Mord begangen,
schuldbewußt fortstüzt. lieber die Bedeutung und den
Werth des Bildes selbst hat bereits unser Düsseldorfer
Korrespondent (siehe Nr. 12 vom 23. März) berichtet.

Düsseldorf. — Die Erneuerung der St. Quirins-
kirche zu Neuß, dieses altehrwürdigen Denkmals romani-
schen Baustils am Niederrhein, aus der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts, ist kürzlich beendigt worden. Im Ehor,
der mit besonderer Sorgfalt hergestellt worden ist, sind

mehrere aus der Kölner Anstalt hervorgegangene Glas-
gemälde angebracht. Die Kosten der Restauration betragen
etwa 25,000 Thlr.

Mainz. — Die schöne gothische Pfarrkirche zu Kiderich
im Rheingau verdankt ihre im letzten Sommer vollendete
Restauration ihrer alten Orgel. An dieser hatte ein
Engländer so viel Gefallen gefunden, daß er sie mit go-
thischem Profil und bemalten Thürstügeln ausstatten ließ.
Zugleich ließ derselbe auch die Kirche mit einem Kosten-
aufwand von mehreren tausend Gulden Herstellen, so daß
sie jetzt im Bau und in der ganzen inneren Einrichtung
im schönsten gothischen Stile dasteht. Die aus dem An-
fänge des 15. Jahrhunderts stammende, zunächst der Pfarr-
kirche befindliche Mi ch aelskap el le wurde bereits vor
zwei Jahren ihrem gothischen Stil entsprechend hergestellt.
Merkwürdig ist eine in der Mitte der Kapelle hängende
lebensgroße Doppelmadonna (mit zwei Gesichtern).

Hannover. — Der Bildhauer E. v. Bändel Hierselbst
wird in kürzester Frist die Arbeiten zur Anfertigung der
Hermanns-Figur für das Hermanns-Denkmal im Teuto-
burger Walde beginnen. Die Statue wird eine Höhe von
90 Fuß haben; da nun der längst vollendete Unterbau
92 Fußhoch ist, so wird die Höhe dieses imposanten Mo-
numents des germanischen Sieges über römische Herrschaft
182 Fuß betragen.

Karlsruhe. — In unferm Museum ist ein Modell
des Straßburger Münsters, von F. Leemanu aus Lau-
sanne gearbeitet, ausgestellt. Die Arbeit wird sehr ge-
rühmt; alle architektonische» Berhältniffe und Details des
imposanten Doms sollen mit großer Treue im Kleinen
»achgcbildet sein.

Ulm. — Eine Anzahl angesehener Männer Sachsens
hat sich vereinigt, die Deutschen für die Wiederherstellung
unsers Münsters zu erwärmen. Die zur gründlichen Re-
staurirung erforderliche Summe von mehr als einer halben
Million Gulden soll durch Beisteuer ausgebracht werden.

Kunstgeschichte und Antiquitäten.

Bafaliui's Plan der Stadt Rom.

Von der größten Wichtigkeit für die Topographie der
Stadt Rom im Alterthum sowohl als im Mittelalter ist
ein großer von Leonardo Basalini im Jahre 1551 pu-
blicirter Plan. Derselbe besteht aus 24 Tafeln in Holz-
schnitt; davon haben 20 Blätter die Höhe von 19 und die
Breite von 14 Zoll Rheinisch und 4 die Höhe von 19 und
die Breite von 5 Zoll, so daß der ganze Plan etwa 6
Rheinische Fuß oder 2 Mötres im Quadrat groß ist. Die
Darstellung ist nicht besonders genau, auch das Alte von
dem Neuen nicht hinreichend unterschieden, an vielen Stel-
len überhaupt nicht einmal angegeben, ob sie bebaut sind,
oder nicht; aber doch gicbt er sämmtliche Straßen an, die
damals vor den Umwandlungen und Neuerungen der Stadt
durch Sixtus V. und Carl V. oft noch einen ganz andern
Lauf hatten, als jetzt, und die antiken Monumente, so weit
sie ihm zugänglich, freilich oft wohl auch mit seiner Re-
stauration, die nicht immer richtig (man vergleiche z. B.
seinen Plan der Thermen des Caracalla mit dem durch
Abel Blovet festgestelltcn). Obgleich man sich ans diesen
Plan also nie sicher verlassen kann, so ist er doch in vielen
Fällen ein höchst wcrthvoller Rathgcber und Wegweiser.
Auf dem Plan befindet sich oben das Wappen des Papstes
Julius III., unten das schön gezeichnete Bildniß des
Meisters, den Cirkel in der Hand mit der Umschrift:
„Edita per Mgrm. Leonnrdum die XXVI men May
Anno Domini MDLI“. — Bon diesem werthvollen Plan

existirt aber, so viel mir bekannt, nur ein einziges und noch
dazu unvollständiges (es fehlen vier große Blätter: die
Gegend um den St. Peter, um den Lataran, um Piazza
Barberiui und um Porta Lorcnzo und drei der kleinen
Stücke längs der Südgrenze der Stadt, von Porta St.
Carlo bis zu Porta St. Giovanni) und falsch zusammen-
geklebtes Exemplar in der Biblioteka Barberini zu
Rom.^) Eine Rednction dieses großen Planes auf ein
Folioblatt gab Nolli in seinem ebenfalls seltenen Werke.**)
Und diese Nolli'sche Verjüngung hat wieder Adler in seiner
Beschreibung Roms in ungenauer Weise aufnehmen lassen.
Der von B.unsen (Beschreibung Roms Bd. I. Seite 71)
versprochene vergleichende Plan von Rom ist nie erschienen.
Der wohl gerechtfertigte Wunsch einer neuen Publikation
des Originalplanes in Facsimile bleibt also noch zu erfüllen.
Es scheint aber auch nicht unwahrscheinlich, daß noch andere
besser erhaltene Exemplare dieses Planes aufzusinden sind.
Ich erlaube mir daher alle Bibliothekare und Direktoren
darauf aufmerksam zu machen, mit der Bitte, betreffende
Nachrichten au die Redactiou dieser Zeitschrift gelangen
lassen zu wollen. Rom, im März 1863.

_ R. Bergan.

*) Ein zweites, jetzt auch verlorenes Exemplar crwiihnt B u n -
sen (Beschreibung Roms, Bd. I., Seite XXVII.)

**) Eine andere Rednction soll sich finden in Eorti'8 d’Ur-
ban. Projet d’une nouvelle histoire romaine. Rome 1813.
 
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