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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0152

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136

Korrespondenzen.

A Kassel, den 25. April. (Die Chronik für bil-
dende Kunst.) Es mag Ihnen vielleicht unerheblich er-
scheinen, daß ich einen so futilen Gegenstand wie das hier-
orts erscheinende Blättchen, die sogenannte „Chronik für
bildende Kunst" (lucus a non lucendo) zum Gegenstand
einer Korrespondenz in Ihrem Journal mache. Indessen
fallen die Gründe, welche mich dazu getrieben, zu sehr in's
Gewicht, als das ich länger über diese Sache schweigen
könnte. Die unselige Zersplitterung, welche überhaupt in
unfern deutschen Verhältnissen herrscht, macht sich auch auf
dem Gebiete der künstlerischen Production bemerkbar. Zu
einem gemeinsamen großen Wirken kommt es nicht, und
wo einmal ein Anlauf dazu genommen wird, verläuft er
sich bald in den Sand kleinlicher und ganz unpraktischer
Phrasenhaftigkeit. So auch die lang ventilirte Frage der
Gründung eines allgemeinen deutschen Kunstjournals als
Specialorgans für die deutsche Kunstgenossenschaft. Es
ist mir nicht bekannt, ob das leitende Comitö der Kunst-
genossenschaft, nach dem Beschluß der letzten Hauptver-
sammlung in Salzburg, sich mit Ihnen als Redakteur der
Dioskuren wegen Erhebung dieses Journals zu solchem
Spccialorgan auf Grund der an Ihnen gestellten Bedin-
gungen in Korrespondenz gesetzt hatA) Inzwischen ist
hier, wie Sic wissen, ein neues geschäftliches Organ für
die deutsche Kunstwelt unter dem Titel „Chronik für bil-
dende Kunst" gegründet worden, welches, zu dem sehr
billigen (?) Preise von 1 Thlr. jährlich, alle Monat an-
fangs einen ganzen, jetzt einen halben Bogen veröffentlicht.
Ich erinnere mich, daß Sie bei der Erwähnung des Pro-
gramms des neuen Blatts Ihre Freude darüber zu erken-
nen gaben, daß Ihnen dadurch die mühsame Excerption und

*) Nein. Die Redaction kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin,
es offen auszuspreche», daß sie bei der nächsten Generalversamm-
lung in Weimar eine öffentliche Interpellation an das Central-
comito über das gegen sie beobachtete Verfahren zu richten ge-
denkt. Die Thatsachen sind folgende: Die Rcdaction hat rm
Jahre 1860 eine Eingabe an die Kunstgcnossenschaft gerichtet,
enthaltend einen Vorschlag betreffend die Journalfrage. Diese
Eingabe ist nicht nur seitens des Comitss in der Versammlung
gar nicht zur Sprache gebracht, also der Kenntniß der Versamm-
lung gänzlich entzogen worden, sondern die Rcdaction ist auch
völlig ohne Antwort geblieben; 2. Im folgenden Jahre hat
die Rcdaction die Eingabe wiederholt, mit ausdrücklicher Hin-
weisung aus die erstere. Dasselbe Resultat. 3. Im Jahre 1862
hat der Redakteur dem Düsseldorfer Centralcomitä einen persön-
lichen Vortrag über diese Frage gehalten und auf Veranlassung
desselben eine neue Eingabe emgercicht (abgedrnckt in Nr. 35 d.
„Dioskuren" 1862) zur Vorlage an die Versammlung in Salzburg.
Er hat ferner 100 gedruckte Exemplare der Eingabe dem Prof.
Steffeck zur Vertheilung an die Versammlung in Salzburg mit-
gegebcn. Die Exemplare sind nicht vertheilt ivorden, und die
Redaction ist bis Dato ohne Antwort auf ihre Eingabe geblieben.
— Was soll man zu solchem geschäftlichen Verfahren sagen? Seit
4 Jahren also erwartet die Redaction von dem Vorstand der
Kunstgenossenschaft einem officiellen Bescheid auf nicht weniger
als drei ofsiciclle Eingaben, welche der Kunstgenossenschaft selber
im Großen und Ganzen, für die sie bestimmt lvaren, gar nicht
zur Kenntniß gebracht worden sind. Die Redaction.

Zusammenstellung der geschäftlichen Bekanntmachungen über
Ausstellungen und dcrgl. erspart würde, weil Sie diese jetzt
aus dem neuen Blatt entnehmen könnten. Auf diese Hoff-
nung müssen Sic verzichten. Die „Dioskuren" werden
schwerlich in die Lage kommen, aus der „Chronik für bil-
dende Kunst" zu schöpfen, da die letzteren ihre Vereins-
nachrichten vielmehr wörtlich den Dioskuren nachdruckt. So
sind in der letzten Nummer 4 die Mittheilungen über die
„Kunstausstellung im Haag 1863" und den „Pariser Salon
des Jahres 1863" wörtlich mit allen Abkürzungen und Um-
stellungen (denn es sind doch wohl nur Auszüge aus
dem ganzen Programm") aus Nr. 19 (S. 108) der Dios-
kuren nachgedruckt. — Welche Unverschämtheit gehört nun
wohl dazu, wenn ein als speciclles „Geschäftsorgan für
die deutsche Kuustwelt" anftretendes Blatt nicht nur alles
Andere, sondern sogar den Hauptinhalt seines Textes, (na-
türlich, nach Art solcher literarischen Buschklepper, ohne
Quellenangabe) einem andern Journal entnimmt, das der-
gleichen nurin einer untergeordneten Rubrik und auszugsweise
bringen kann. Verstehen die Herren von der „Chronik
für bildende Kunst" kein Französisch,'* **)") um die französi-
schen Programme in derselben Ausdehnung wie die deutschen
zu geben (freilich brauchen die lctzere» nur einfach nachgedruckt
zu werden, und auf Nachdruck scheint sich das liebenswür-
dige Blättchen vortrefflich zu verstehen) oder sind sie ohne
irgend welche Vorbereitung, wozu doch vor Allem eine
Anknüpfung von Verbindungen mit allen Kunstinstituten
gehört, frischweg an die „Gründung eines neuen Organs"
gegangen, das Weitere dem Geschick überlassend'? Es ist
kaum zu glauben! Und nun, blos um zu zeigen, wie sich
die Unglücklichen, welche ans dies Blatt abonnirt sind,
haben düpiren lassen. Für 1 Thlr. jährlich erhalten diese
armen Leute also im Ganzen 12 halbe Bogen schlechtes
Löschpapier mit nachgedrucktcm Text. Nach diesem „billi-
gen" Preise müßten die Dioskuren, welche 52 Bogen
jährlich liefern, mit Berücksichtigung des besseren Papiers,
mindestens 10 Thlr., also etwa das Doppelte ihres wirkli-
chen Abonnements kosten. Bedenkt man nun, daß diese Herren
kein Honorar zahlen, da sie vom principicllcn Nachdruck,
d. h. von der literarischen Buschklepperei leben, dann weiß
man in der That nicht, was man mehr bewundern soll,
die fabelhafte Naivität, mit welcher solch Blatt sich als
Journal, als „Geschäftsorgan für deutsche Kunst", zu geriren
wagt, oder die Schlauheit, mit der cs, im Vertrauen auf
die Gutmüthigkeit seines Publikums, sein Schäfchen zu
scheeren sucht. Hier lies't es natürlich kein Mensch, obschon
es eifrigst nicht nur in öffentliche Lokale sondern auch in
Privathäuser kolportirt worden ist.

*) In der That haben wir selber diese kurzen Excerpte nach
den französischen Originalen, die uns wie alle anderen direkt zu-
kommen, niedergeschrieben. Die Redaction.

**) Mit ihrem Deutsch wenigstens scheint es nicht besonders
bestellt, da sie sonst nicht ihre eigene Vaterstadt Kassel in derselben
Nummer, ja auf derselben Seite einmal mit C und einmal mit
K schreiben (Siehe Nr. 2. Seite 16). D. Korr.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Das von unfern düsseldorfer Korrespon-
denten neulich (Nro. 17) lobend erwähnte Bild von
Camphausen im Aufträge des Königs ausgeführte Bild,
eine „Parade vor Friedrich dem Großen auf dem Felde
hinter Sanssouci" darstellend, wird in nächster Zeit in
der Ausstellung erscheinen, welche im Koncertsaale des
Schauspielhauses zum Besten der Veteranen mit Gemälden
und Reliquien aus der Zeit des großeen Königs veran-
staltet wird.

Berlin. — Nach einem in hiesigen Künstlerkreisen
verbreiteten Gerücht thcilcn wir mit, daß Prof. Pfan-
nenschmidt von einer gewissen Seite her als Direktor
der Akademie designirt worden ist.

-Unter den bedeutenderen hiesigen Künstlern sind

abwesend: Ed. Hildebrandt auf seiner Reise nach Asien,
Prof. Schräder in Köln, um dort Pvrtraits zu malen,
Prof. Richter in Wien; Eharles Hoguet ist in diesen
 
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