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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0153

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137

Tagen nach Paris, Th. Weber nach dem südlichen Frank-
reich gereist.

— — Die Vossische Zeitung brachte vor einiger
Zeit einen C- K- Unterzeichneten Artikel, worin in einer
mit unfern Ansichten unbedingt nicht übereinstimmenden
Weise über die Ersetzung der alten marmornen Feldherrn-
statucn des Wilhelmsplatzes durch broncene Statuen geklagt
wurde. Die kritischen Bemerkungen über letztere, welche
in ihrem Tadel bis zur offenbaren Uebertreibung gingen,
lassen wir auf sich beruhen. Dagegen können wir nicht
umhin, folgende Reflexionen über die alten Marmorstatuen
mitzutheilen. Der Vers, fragt: „Und was ist nun aus
der alten Marmorfiguren geworden? Den Grund ihrer
Entfernung glaubte man zunächst in dem Wunsche ihrer
besseren Erhaltung suchen zu müssen und hoffte, die Werke
von Schadow wenigstens im Museum aufgestellt zu sehen;
sie wären auch für ein National-Museum, das wir ja noch
immer erwarten, gewiß sehr geeignet gewesen. Da hieß
cs plötzlich, sie seien dem Kadcttenhause überwiesen, um
fortan in einem der Höfe desselben zu stehen. Auf das
Äußerste besorgt um das Schicksal der schönen Werke er-
baten Künstler und Kunstfreunde für dieselben ein Obdach
von Sr. Majestät dem Könige, wenn auch in den Räumen
des Kadettenhauscs. Den Petenten ist daraus erwiedert
worden, die Statuen könnten ihrer Schwere wegen in den
Sälen keinen Platz finden, man habe sie indeß sorgsam
restauriren und mit Wasserglas überziehen lassen und hoffe
sie dadurch vor fernerem Verderben zu schützen. Allerdings
kann man das nur hoffen, denn die Anwendung des
Wasserglases ist so neu, daß eine Erfahrung über seine
Wirkung fehlt; daß der tleberzug dem Aussehen des Mar-
mors nicht vortheilhaft ist, kann man jedoch schon jetzt
genügend wahrnehmen. Fassen wir das Gesagte zusammen,
so kommen wir zu dem Leklagenswerthen Resultate, daß
die Kunst in unserm Baterlandc kaum eine Heimath hat,
daß man weit entfernt ist, ihre Bedeutung für die Bildung
des Volkes zu begreifen, und deshalb mit Kunstwerken
schaltet und waltet, als ob gar keine künstlerische Autorität,
keine Akademie der Künste vorhanden wäre. Leider müssen
wir hinzufügen, daß die Akademie dies traurige Berhält-

niß in nicht geringem Maaße selbst verschuldet. Wahrte
sie energisch ihre Stellung, protestirte sie, wenn es sein
muß öffentlich, gegen Vorgänge, wie der hier besprochene,
es würde manches anders und besser sein."

Weimar. — Aus der Mitte der Künstlerschaft Weimars
ging im Laufe des verflossenen Herbstes die Idee hervor,
durch eigene Beiträge, wie durch dergleichen ihrer deutschen
Kunstgenossen, eine Sammlung von Kunstwerken zu schaf-
fen, durch deren Verloosung eine Summe erlangt würde,
welche hoffentlich groß genug sei, um die zu dem Bau
einer in der Stadt Salzburg zu erbauenden prote-
stantischen Kirche noch fehlenden Mittel zu ergänzen.
In weiterer Verfolgung dieser Idee konstituirte sich am
23. Okt. 1862 ein Centralcomitö in Weimar, wel-
ches zuvorderst an alle Künstler Deutschlands die Bitte
erließ, diesem Unternehmen durch Bewilligung von Bei-
trägen ihrer Kunst geneigte Unterstützung zu schenken. Es
wurden zu dem Ende über 600 Aufrufe nach allen Seiten*)
hin verbreitet, in Folge deren bis jetzt 89 Anmeldungen
von Beiträgen erfolgten, deren Werth sich auf etwa drei
Tausend Thalern annehmen läßt. Wenn in dem gedruck-
ten Aufrufe vom 23. Oktober v. I. die Zusagen bis zum
1. Januar 1863 erbeten wurden, so ist damit ein Termin
gesetzt worden, welcher für den Umfang des Unternehmens
viel zu kurz gegriffen war. Das Centralcomitö hält es
daher im Interesse seines angestrebten Zweckes für geboten,
das ganze laufende Jahr 1863 zur Sammlung von Bei-
trägen zu verwenden, und wiederholt, nachdem es seinen
ersten Rechenschaftsbericht ablegt, die Bitte nach allen Sei-
ten hin: durch Zusagen von Beiträgen das Unternehmen
kräftig zu fördern.

*) Die Verbreitung nach allen Seiten scheint uns gleich-
wohl sehr spärlich ausgefallen zu sein, da uns wenigstens nichts
davon bekannt wurde. Wenn eine Verbindung von Künstlern,
die sich den Namen eines „ Centralcomitö's" beilegt, so wenig
praktischen Sinn hat, daß sie bei einem solchen öffentlichen Unter-
nehmen nicht einmal die Unterstützung der Presse beansprucht,
dann sollte sie doch lieber die Hand ganz ans dem Spiele lassen.
Vorläufig theilen wir daher — im Interesse der Sache — un-
aufgefordert die obige Notiz mit. D. R.

Kunst-Industrie und Technik.

Ueber Bronceguß.^)

. Um diesen interessanten Prozeß in allen seinen Einzel-
heiten kennen zu lernen, verfolgen wir den Gang der Ar-
beiten von dem Momente an, wo das fertige Gypsmodell
in die Werkstatt des Gießers geliefert ist. Wir setzen
natürlich voraus, daß es sich hier um größere, monumen-
talc Bronceguß-Arbeiten handele, also um Statuen von
Ueberlebensgröße. — Das Erste, was mit dem Modell
vorgenommen wird, ist die Thcilung desselben in einzelne
Stücke; denn selten wohl möchte der Fall Vorkommen,
daß eine Statue in einem Stück sowohl geformt wie ge-
goffen wird. An sich nicht unmöglich, wäre es nutzlos,
mühselig, unsicher, eine Figur mit den gestreckten Armen
in einem Stück zu formen. Daher werde» vom Gyps-
modell mittelst einer Drahtsäge die hervorragendsten Theile
abgeschnitten. Doch hält man Maaß mit der Zerstücke-
lung und schneidet nur die allernnbcquemsten Extremitäten
ab, so daß immer ein großer Gußkörper mit der Boden-
platte, der Plinthe, in Zusammenhang bleibt. Es wird
demnach beispielsweise bei einer dem Blüchermonument
zu Berlin ähnlichen Statue nur der Kopf, der linke Arm
und ein Paar Mantelzipfcl getrennt geformt und gegossen.
Damit aber diese abgeschnittcnen Theile sich vollständig
genau passend dem Hauptkörper wieder anfügen lassen,

*) (S. Nr. 15. 16. 17. der Dioskuren.)

werden sie an der Schnittfläche mit scharf- und breitflächigen
Zapfen versehen, welche in eine entsprechende Vertiefung
des Hauptkörpers passen.

Wir haben nun zuerst die Materialien der Form zu
betrachten. Um eine Form für Bronceguß herzustellen,
sind mancherlei Materialien nöthig: Sand, Gyps, Lehm
Nägel, Stifte, Bügel, Schrauben, Bollen u. s. w., der
Sand aber ist das cigenthümlichste, wichtigste Material
zum Bronceguß.

Aus dem gewöhnlichen Leben ist es eine bekannte Er-
fahrung, daß feuchter Sand sich zusammenballen läßt, daß
er Eindrücke der zusammengcprcßten Hand annimmt. Diese
Fähigkeit, Eindrücke aufzunchmen und bleibend zu erhalten,
nimmt zu mit der wachsenden Feinheit des Kornes, und
der sogenannte Formsand") ist eigentlich nichts Anderes,
als ein Sand von so außerordentlicher Feinheit, daß er
trocken sich staubartig zwischen den Fingern pulvern läßt,
im Halbfeuchten Zustande aber, zusammengedrückt, einen
nicht unerheblichen Widerstand dem Zerbrechen entgegen-
setzt. Wenn man aber glaubt, daß er ein lehmiger Sand
sei, so ist dieses Jrrthum, höchstens sind feine Glimmcr-

*) Der Formsand, der sich an vielen Orten im ganzen nörd-
lichen Deutschland über der Braunkohle findet, zeigt schon diese
seine Eigenschaft daran, daß seine Lager (an der Oder und Weichsel)
vom Wasser bespült, steile Wände bilden.
 
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