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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0173

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der Livia Augusta mit dem Beinamen „ad Gallinas“ ge-
legen, wie das Nibby (Analisbi della oarta di Dintorni
di Roma (Roma 1837) Ld. III pag. 39—41) nachgewiesen;
und in der Thal war der Ort für eine kaiserliche Villa
auch besonders geeignet. — Der Ort liegt frei über
der ganzen Umgegend erhaben, so daß der Blick die ganze
Campagna mit den Albaner-, den Sabiner-Gebirgen und
den Soracte beherrscht. Unmittelbar davor liegt der Tiber
in weitem Thal (das Schlachtfeld des Maxentius), jenscit
desselben das malerische Castel Giubilio und in der Ferne
Nom. Ausgrabungen waren hier nie gemacht worden.
Es war daher ein glücklicher Gedanke der Herren Gagliardi
und Segni, daß sie solche unternahmen, und sie wurden
bald aus das Reichste belohnt. Am 21. April wurde näm-
lich vier Fuß unter der Erdoberfläche eine überlebensgroße
'Statue des Kaiser August von hohem künstlerischen Werth
gefunden, so wohl erhalten wie selten ein antikes Werk.
Die Beine und der rechte Arm sind zerbrochen, aber Alles
ist vorhanden. Die Statue ist, wie deutlich zu erkennen,
schon im Alterthum restaurirt worden. Der trefflich gear-
beitete Kopf, an dem auch nicht geringste beschädigt, war
eingesetzt. Der Imperator ist stehend dargestellt, in der
Hand ein Scepter. Neben ihm, als Stütze, befindet sich
auffallender Weise ein Amor auf dem Delphin von we-
niger guter Arbeit, während die Statue selbst in Kon-
ception und Ausführung ein Werk ersten Ranges ist. Ge-
wand und Panzer waren bemalt; man erkennt noch viel-
fach rothe und blaue Farbe. Die größte Bewunderung
erregen bei Künstlern die auf dem Panzer angebrack>ten Re-
liefs, die so sorgfältig in dem feinen parischen Marmor
ausgeführt sind, wie uns kein anderes Werk erinnerlich.
Hinten ist die Statue wenig bearbeitet. Sie liegt jetzt
in einem Magazin bei Rorta prima. Es findet ein wah-
res Wallfahrten dahin statt. Die Straße ist belebt wie
kaum sonst. — Außerdem sind 2 trefflich gearbeitete, sehr
individuelle Büsten, deren Namen noch nicht bestimmt, ge-
funden und eine weibliche von späterer Arbeit, ferner ein
größeres Relief in Marmor, mit tanzenden Figuren, viele

Reliefs von Terracotta, Lampen in Thon, viel interessante
Inschriften, kostbare Marmore, architektonische Orna-
mente u. s. w. Von dem Plan der ausgegrabenen Villa
ist noch nichts erkennbar. Die gefundenen Stücken Wand-
putzes sind von der sorgfältigsten Bearbeitung und zeigen
die schönsten Farben.

t Nom, int Mai. (Originalzeichnungen von
Carstens). Verehrer der Arbeiten von Carstens wird
es interessiren zu erfahren, daß die Originalzeichnungen
zu seiner „Gesck)ichte der Argonauten" (die bekanntlich Jo-
seph Koch in Kupfer gestochen), die Fcrnow in seinem
„Leben des Künstlers Asmus Jacob Carstens" Seite
218 — 25 beschreibt, nicht wie man bisher geglaubt, ver-
loren, sondern sehr wohl erhalten (24 Blatt mit Titel)
als Buch sorgfältig gebunden, sich zu Rom im Besitz des
Bildhauer M. Zurstraßcn befinden.

B. Florenz, im Mai. _ (Fayade von Sta Croce.)
Seit dem 3. Mai d. I. ist nun auch die neuere, nach
dem Plan und unter der speciellen Leitung des Architekten
Matas ausgeführte Fa?ade von Sta Croce (vergl.
Dioskürcn 1862, Nr. 53 S. 257), enthüllt und bildet einen
der „bella Firenze“ würdigen Schmuck der interessanten
Kirche. Sie ist bis aus die Reliefs über den 3 Portalen,
welche der Bildhauer Duprö hier selbst unternommen,
mit einem Kostenauswande von fünfzig tausend Scudi voll-
endet. — Man denkt jetzt ernstlich an die Fa?ade des Doms.
In Folge der von der Kommission ausgeschriebenen Kon-
kurrenz für den Entwurf einer Fayade sind zweiundvierzig
Entwürfe eingelaufe», unter denen sich der des jungen
Architekten Wilhelm Petersen aus Kopenhagen vor-
theilhaft auSzeichnet. Vorher hatte schon Matas einen
sehr verdienstlichen Entwurf gemacht, den er jetzt in der
Capelia dei Pazzi neben Sta Croce dem Publikum zur
Ansicht ausgestellt hat. lieber die Ausführung ist noch
nichts beschlossen. — Außer dem Dom sind in Florenz be-
kanntlich auch noch die Kirche» S. Lorcnzo und S. Spirito
ohne Fa?ade.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Die Wagner'sche Gemäldesammlung wird
noch in diesem Monat nach dem jetzt renovirtcn langen
Saal des königl. Akademie-Gebäudes verlegt werden.

— — Am 15. Juni und den folgenden Tagen ist im
k. Museum eine Anzahl Doubletten von Münzen und
Medaillen versteigert worden.

-Das Goethe-Comite hat in seiner letzten Sitzung

eine neue Jmmediat-Eingabe au Se. Maj. den König be-
schlossen, worin gebeten werden soll, daß das besagte Comite
von der Mitwirkung bei^Ausführnng der Vereinigung der
Standbilder Lessing's, Schiller's und Goethe'S auf dem
Vorplatze des königl. Schauspielhauses wieder auSschcidcu
dürfe, und daß ihm gestattet werde, ein Einzel-Stand-
bild für Goethe entweder an der westlichen Langseite
des Opernhauses, mit dem Blick nach der Bibliothek hin
(die Mitte des Platzes ist hier bereits zu einer Statue
für Stein in Aussicht genommen), oder auf dem Platze
neben dem Graben am Prinzessinnen-Palais zwischen der
Blücher-Statue und dem Cafe Belvedere, aufzurid)ten.
Der Beschluß ist von den anwesenden 17 Mitgliedern
mit 14 gegen 3 Stimmen gefaßt worden. Die Gesammt-
zahl der Mitglieder des Goethc-ComiteS beträgt 60.

it Köln. — Margaretha von Eyck, ein Mitglied jener
glänzenden Künstlerfamilie aus dem 15. Jahrhundert, ist
von jeher als Malerin gepriesen worden, ohne daß cs
gelungen wäre, eines ihrer Bilder aufzusindcu. Jetzt hat
der Kunstkenner James Weale, bekannt als Forscher auf
dem Gebiete der altvlämischen Kunst, ein mit dem Namen

Magaretha's bezeichuctes Gemälde aus der Weyer'schen
Sammlung erworben. DaS Bild, 0,55 Meter hoch und
00,48 Meter breit, stellt Maria mit dem Jesuskinde, mit
Maria Magdalena und der Stifterin des Bildes vor.

Leipzig. — Als vom Nationalmuseum zu Berlin auf
Befehl Sr. Maj. des Königs das Lesfiu g'sche Gemälde:
„Huß vor dem Scheiterhaufen", angekauft wurde, hatten
eben die Stadtverordneten zu Leipzig, in nicht öffentlicher
Sistnng vom 4. Mai, beschlossen, das Bild durch den Rath
für 18,000 Thaler für die Stadt Leipzig anzukaufen. Der
Hr. Dr. Heyner hatte den Antrag gestellt und hauptsäch-
lich durch die geschichtliche Bedeutung Leipzigs, als einer
der in der Reformation hervorragenden Städte, motivirt.
Nur sehr wenige Stimmen hatten sich gegen die Erwerbung
des Bildes in diesem Jahre, in welchem der Stadt be-
deutende Ausgaben in Folge des allg. deutschen Turnfestes
bevorstehen, ausgesprochen. Die Nachricht von der in-
zwischen erfolgten Erwerbung für das Berliner Museum
war daher für Leipzig eine sehr unerfreuliche.

München. — Die Handzeichnungen von A. Adam's
sind für das hiesige Kupferstich-Kabinct angekauft worden.

-Der „Verein zur Ausbildung der Gewerke" ver-
anstaltet für die Dauer der Monate September und Ok-
tober d. I. im hiesigen Glaspalast eine kunstgewerbliche
Ausstellung, an welcher sämmtliche Mitglieder des Ver-
eins theilzunehmen berechtigt sind.. Die Ausstellung ist
durch die vom bayerischen Ministerium angcordnete Aus-
stellung von Arbeiten der gewerblichen Zeichncnschulen
 
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